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Weihnachtskrimi "Stille Nacht" im Tatort Bremen: Das Fest der Rätsel

Tatort-Kolumne

Schöner morden unterm Weihnachtsbaum

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    David Falkner ist einer von fünf "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    David Falkner ist einer von fünf "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Augsburger Allgemeine (Illustration)

    Aufwachen, es ist Weihnachten! Manch einer mag sich verwundert die Augen reiben, doch der „Tatort“ feiert das große Fest der Liebe mit „Stille Nacht“, dem neuesten Beitrag aus Bremen, bereits jetzt (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr). Dabei spart der Film nicht an Atmosphäre: Überall leuchten Christbäume, es blinken Lichterketten, jede zweite Einstellung ist in goldene Festtagsbeleuchtung getaucht – da kommt tatsächlich frühe Weihnachtsstimmung auf.

    Wenn auch nicht unbedingt im Haus der Familie Wilkens. Denn am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags liegt das Familienoberhaupt, Schiffskapitän Hendrik Wilkens, tot in seinem Zimmer. Das Fenster ist eingeschlagen, der Tresor ausgeräumt. Also platzen die Bremer Kommissarinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Seib (Luise Wolfram) in die vermeintliche Familienidylle und müssen entdecken, dass vielleicht mehr hinter der friedlich-fröhlichen Zusammenkunft steckt.

    Der neue „Tatort“ aus Bremen: Auf diesem Weihnachtsfest ist jeder verdächtig

    Da ist einerseits Bjarne, der Ehemann des Toten, der zwar liebevoll über seinen toten Partner und dessen erwachsene Kinder spricht, offensichtlich aber nicht die ganze Wahrheit erzählt. Sohn Marco ist aufgewühlt und reagiert aggressiv auf die beiden Kommissarinnen, die da plötzlich in der Familiengeschichte herumbohren. Seine Frau Nahid wirkt misstrauisch und verschlossen und will die beiden Ermittlerinnen so schnell wie möglich wieder aus dem Haus haben. Tochter Fabienne zieht sich derweil komplett zurück und brodelt schweigend im eigenen Saft. Und dann ist da noch der Fremde im Haus, der philippinische Matrose Andy, den die Familie zu Weihnachten als Gast im Haus aufgenommen hat und der auffällig unauffällig versucht, nicht in den Fokus der Ermittlungen zu geraten.

    Die Kommissarinnen Linda Selb (Luise Wolfram, links) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) ermitteln im Wohnhaus des Opfers. Immer mit dabei: die Weihnachtsstimmung.
    Die Kommissarinnen Linda Selb (Luise Wolfram, links) und Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) ermitteln im Wohnhaus des Opfers. Immer mit dabei: die Weihnachtsstimmung. Foto: Radio Bremen, Claudia Konerding

    Dieser kurze Abriss macht es bereits klar: Hier wirkt jeder und jede irgendwie verdächtig, und so baut der Film Stück für Stück eine spannende, klassische Krimisituation auf: Jemand im Haus muss es gewesen sein, aber wer?

    „Stille Nacht“ lädt dank einer für den Zuschauer immer nachvollziehbaren und nie überkomplizierten Informationslage zum genüsslichen Miträtseln ein, erzählt dabei zudem konsequent aus der Perspektive der beiden Kommissarinnen und lässt den Zuschauer so Teil des Ermittlungsteams werden.

    „Tatort: Stille Nacht“ ist eine runde Mischung aus Krimi und Weihnachtsfilm

    Das gelingt bemerkenswert gut, was auch am Zusammenspiel der beiden Ermittlerinnen liegt: Die ernste Liv Moormann wühlt vor Ort in der Gefühlswelt der Familie herum, während die autistisch wirkende Linda Seib im Kommissariat hinter alten Akten und Fotos am Bildschirm versinkt. Seib ist es auch, die in die Melange von Krimi-Drama und Weihnachtsbrimborium wohldosierten Humor einbringt: Wenn sie auf herrlich ungeschickte Art die Familie, die gerade den Vater verloren hat, mit einem „Fröhliche Weihnachten!“ begrüßt oder im Kommissariat während des Gegrübels über den Fall plötzlich das Keyboard herauskramt und Mariah Careys „All I Want For Christmas Is You“ anstimmt – ja, bei allem ehrlichen Krimigerätsel nimmt sich „Stille Nacht“ nie zu ernst, ohne dabei aber in den Klamauk abzurutschen. Und das sorgt am Ende für einen runden und spaßigen Weihnachtskrimi.

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