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Weihnachten: Kulturgut oder Tierquälerei? Frankreich streitet über die Stopfleber

Weihnachten

Kulturgut oder Tierquälerei? Frankreich streitet über die Stopfleber

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    Gänse in einem auf Foie gras spezialisierten Betrieb. Die Branche hat den Rückhalt vieler französischer Politiker und Politikerinnen.
    Gänse in einem auf Foie gras spezialisierten Betrieb. Die Branche hat den Rückhalt vieler französischer Politiker und Politikerinnen. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Es ist Wahlkampf in Frankreich, die Kandidatinnen und Kandidaten suchen das Licht der Medienöffentlichkeit und bemühen sich, an Weihnachten zum Gesprächsthema bei den stundenlangen Familienessen zu werden. Valérie Pécresse dürfte das gelingen – mit einem kontroversen Thema, nämlich der „fetten Leber“. So wird die aus der Leber von gestopften Gänsen oder Enten hergestellte Spezialität Foie gras genannt.

    In ihrer Familie komme zu Weihnachten Foie gras auf den Tisch, versicherte also die Präsidentschaftskandidatin der konservativen Republikaner in einem Interview. Wie die große Mehrheit der Französinnen und Franzosen setzt sie damit auf die traditionellen Weihnachtsspezialitäten, zu denen auch Austern und Räucherlachs zählen. „Französisch zu sein, das heißt einen Weihnachtsbaum zu haben, Foie gras zu essen, die Miss France zu wählen und die Tour de France zu haben“, behauptete Pécresse.

    Bei der Präsidentschaftskandidatin der Republikaner Valérie Pécresse gibt es zu Weihnachten die traditionelle Stopfleber.
    Bei der Präsidentschaftskandidatin der Republikaner Valérie Pécresse gibt es zu Weihnachten die traditionelle Stopfleber. Foto: Rafael Yaghobzadehin, dpa

    Und das war auch eine Spitze gegen grüne Bürgermeister, die die berühmte Radsportveranstaltung ebenso wie die Regeln des Schönheitswettbewerbs kritisieren, auf das Aufstellen eines „toten Baums“ auf dem Rathausplatz verzichtet und Foie gras bei offiziellen Empfängen gestrichen haben.

    Weihnachten in Frankreich ohne Stopfleber ist unvorstellbar

    Pécresse gegen jene, die den Bürgerinnen und Bürgern angeblich noch die letzten Freuden vermiesen wollten – wahltechnisch war das geschickt von ihr. Einer Umfrage zufolge sagen drei Viertel der Befragten im Land, Weihnachtstage ohne Foie gras seien für sie unvorstellbar.

    Andererseits und in einer anderen Erhebung gaben jedoch mehr als 70 Prozent an, dass das Stopfen der Tiere qualvoll für diese sei; 60 Prozent sprachen sich für ein Verbot aus. Ohnehin steigt in Biomärkten der Umsatz von Ersatzprodukten wie „Faux gras“, das man mit „falsches Fett“ übersetzen kann.

    Tierschutzorganisation Peta spricht sich für ein Verbot von Foie gras aus

    Nur in fünf europäischen Staaten ist die Herstellung von Foie gras erlaubt. In Frankreich gilt die Spezialität seit 2006 als „geschütztes kulturelles und gastronomisches Kulturgut“. 2020 beschloss dann der damals neue grüne Bürgermeister von Lyon, Grégory Doucet, einen Foie-gras-Bann. Es folgten grün regierte Städte wie Straßburg und Grenoble. Doch erst jetzt ist daraus ein öffentlicher Streit geworden – unter anderem, weil die Tierschutzorganisation Peta die Entscheidung begrüßte.

    Mit einem solchen Rohr einer Stopfmaschine werden Enten oder Gänse zwei Mal am Tag mit Maisbrei gestopft.
    Mit einem solchen Rohr einer Stopfmaschine werden Enten oder Gänse zwei Mal am Tag mit Maisbrei gestopft. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Doucet erklärte, es habe sich „weder um einen Boykott-Aufruf noch um eine Verbotsmaßnahme“ gehandelt. Er wolle einfach bei Bestellungen auf Staatskosten „andere Modelle als die der industriellen Landwirtschaft und der Intensivaufzucht“ bewerben sowie der „Banalisierung des Stopfens von Tieren“ vorbeugen.

    Das erzürnte wiederum Marie-Pierre Pé, Direktorin der Berufsvereinigung von Foie-gras-Produzenten. Sie sprach von einer „Beleidigung unseres Berufsstandes“. Bislang habe man keine andere Technik gefunden, die es erlaube, „Foie gras mit ausreichenden und regelmäßigen Fettanreicherungen herzustellen“.

    127 Abgeordnete und Gastronomie unterstützen Foie-gras-Branche

    127 Abgeordnete lobten zudem in einem offenen Brief mit dem Titel „Foie gras: Verderben Sie nicht das Fest!“ die Spezialität als „Juwel der französischen Gastronomie.“ Und ein Zusammenschluss mehrerer Vereine und Persönlichkeiten aus dem

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