Die Energieversorgung in Deutschland muss unabhängig werden, das hat nun spätestens der Krieg in der Ukraine gezeigt. Ein vorherrschendes Problem ist dabei das Gas, denn rund 55 Prozent der deutschen Erdgasversorgung stammt aus Russland.
Bei der Suche nach Alternativen ist mittlerweile ein Begriff allgegenwärtig: Fracking. Eine Technologie, die umstritten ist, aber auch Teil der Lösung bei der Energieversorgung sein könnte.
Was ist Fracking?
Der Begriff Fracking steht für "Hydraulic Fracturing", oder im Deutschen auch "hydraulische Frakturierung". Es handelt sich dabei um eine Technologie zur Gewinnung von Gas. Experten unterscheiden zwischen dem konventionellen und dem unkonventionellen Fracking. Letzteres ist umstritten, was mehrere Gründe hat.
Trotzdem forderte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zuletzt bei der Funke-Mediengruppe eine Untersuchung. Man solle die Fracking-Technologie zur Gasgewinnung in Deutschland "ergebnisoffen prüfen". Damit brachte Söder den Ball so richtig ins Rollen, weswegen es nun wichtig ist, die Funktionsweise der hydraulischen Frakturierung zu durchleuchten.
Wie funktioniert Fracking?
Für das Fracking wird ein hoher Druck benötigt, welcher Risse (oder auch Fracs) in tiefen Gesteinsschichten erzeugen kann. Wenn in diesen Erdgas oder Erdöl enthalten ist, dann kann dieses durch den Prozess freigesetzt werden. Dieses wird dann durch Bohrleitungen an die Oberfläche geleitet. Der benötigte Druck wird mit einer Frackingflüssigkeit erzeugt, die zu großen Teilen aus Wasser besteht. Auch chemische Zusätze und Stützmittel wie Sand und Keramikkugeln können enthalten sein
Das Öl oder Gas verbindet sich mit den Fracking-Fluiden und kann so an die Oberfläche gebracht werden, was Flowback genannt wird. Durch die Fracking-Technologie können folglich Vorkommen von Gas und Öl gefördert werden, die schwer zugänglich sind.
Ist Fracking in Deutschland verboten?
Mit dem konventionellen Fracking wird die Erdgasförderung aus Sandstein bezeichnet. Es muss dabei sehr tief in die Gasporen gebohrt werden, weswegen es strenge Auflagen gibt. In einigen Gebieten wie bei Seen, Talsperren, oder wichtigen Orten für die Trinkwasserversorgung ist die Methode verboten. Grundsätzlich ist das konventionelle Fracking in Deutschland allerdings erlaubt – und wird seit den 1960er Jahren auch angewendet.
Ganz anders verhält es sich mit dem unkonventionellen Fracking, welches in Deutschland verboten ist. Diese Technologie betrifft Ton-, Schiefer-, Mergel- und Kohleflözgestein, sogenannte unkonventionelle Lagerstätten. In diesen ist das Gas fest gebunden und kann daher nicht ohne technische Maßnahmen freigesetzt werden. Daher sind umfangreiche Querbohrungen nötig, welche das Gestein großflächig aufbrechen. In Deutschland wurden mit der Technik vier Testbohrungen aus wissenschaftlichen Beweggründen durchgeführt. Seit 2016 ist das unkonventionelle Fracking in Deutschland explizit verboten. In anderen Ländern wie den USA ist es allerdings erlaubt – und wird auch praktiziert.
Warum ist Fracking umstritten?
Vor allem Umweltschützer sprechen sich klar gegen das Fracking aus. Die Umweltorganisation BUND engagiert sich seit Jahren gegen das unkonventionelle Fracking. Dieses Engagement begründet die Organisation mit massiven Gefahren für Mensch und Natur. Das lege zum einen daran, dass Chemikalien benutzt werden, um das Gas und das Öl aus dem Boden zu holen. Ein anderer Grund ist ein Gemisch aus Chemikalien im Boden, der Quecksilber und sogar radioaktive Stoffe aus selbigem holen kann. Der BUND spricht von einem "Giftcocktail", welche in die Erde eingebracht und auch wieder herausgeholt werde. Gewässer und Böden würden gleichermaßen verunreinigt.
Neben der Wasserverschmutzung und dem Flowback, durch den die Frackingflüssigkeit wieder an der Oberfläche landet, wird beim Fracking vor allem der hohe Wasserverbrauch kritisiert. Außerdem entweiche das Gas Methan aus den Bohrlöchern, was Freisetzung von Treibhausgasen bedeutet. Auch eine gewisse Erdbebengefahr wird dem Fracking nachgesagt, was bei künstlichen Rissen auch logisch ist.
Unter den Wissenschaftlern gehen die Auffassungen auseinander, es gibt durchaus Experten, die das Fracking für beherrschbar und auch in Deutschland durchführbar halten. Einer davon ist Mohammed Amro von der TU Freiburg: "Ich sehe ehrlich gesagt keine Gefahren, solange man sich an die Regeln hält. Es gibt bestimmte Limitationen für diese Methode. Zum Beispiel die Tiefe. Ich sage immer: Tiefer als 1.000 Meter darf man ein 'Frac' planen. Aber nicht in geringeren Tiefen. In den USA hat man bei 600 Meter gefrackt. Und da gab es Umweltschäden."
In der Politik wehren sich momentan die Grünen gegen den Vorstoß von Söder. "Es ist grundlegend falsch, für eine fossile Energiegewinnung durch Fracking unser wertvolles Grundwasser zu gefährden", kritisiert Ludwig Hartmann, Fraktionsvorsitzender der Landtags-Grünen und Sprecher für den ländlichen Raum.