Heute stehen viele Menschen an Bahngleisen oder an Bushaltestellen und warten verzweifelt auf die Ankunft eines Fahrzeugs. Doch daraus wird heute eher nichts: Arbeitnehmer in der Verkehrsbranche streiken heute bundesweit. Betroffen sind der gesamte Fernverkehr und einen Großteil des Regionalverkehrs der Deutschen Bahn, zahlreiche deutsche Flughäfen, Autobahngesellschaften und Wasserwege in unterschiedlichen Bundesländern.
Aber warum kommt der öffentliche Verkehr beinahe zum Erliegen?
Streik heute: Wer hat entschieden, dass gestreikt wird?
Zum Streik aufgerufen haben die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. "Es wird im gesamten Bundesgebiet zu starken Verzögerungen bis hin zum Erliegen der Verkehrsdienste in allen genannten Bereichen kommen", erklärten die Organisationen in ihrer Stellungnahme vergangene Woche. Betroffen sind rund 230.000 Arbeitnehmer, die heute ihre Arbeit niederlegen sollen.
Warum wird heute gestreikt? Grund für den Streik
Die große Streik-Aktion der Gewerkschaften zielt auf eine bessere Bezahlung der Arbeitnehmer in den entsprechenden Sektoren hin. Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke erklärte in einer Mitteilung, die Arbeitnehmer hätten die Öffentliche Infrastruktur während der Corona-Pandemie und "seither wieder jeden Tag von Neuem im wahrsten Sinne des Wortes unter schwierigen Bedingungen am Laufen gehalten – und werden dafür vielfach nur schlecht bezahlt." Hohe Energiepreise und steigende Lebensmittelpreise seien für die Beschäftigten im Verkehrssektor deshalb besonders schmerzhaft. "Die bislang vorliegenden Angebote der Arbeitgeber bessern die Situation nicht, sie verschärfen den Konflikt", so Werneke weiter. Es sei daher notwendig, gemeinsam für deutlich höhere Löhne zu kämpfen. Verdi fordert deshalb 10,5 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten.
Die EVG kämpft für zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber eine Gehaltserhöhung um 650 Euro pro Monat. Eine weitere Forderung: Für Nachwuchskräfte sollen 325 Euro pro Monat mehr bekommen. Die Arbeitgeber sollten aus dem Streik lernen und ein ernsthaftes Angebot "auf den Tisch legen", erklärte EVG-Chef Martin Burkert im Gespräch mit dem Deutschlandfunk.
Streik: Um welche Tarifverhandlungen geht es?
Der heutige Mega-Streik kommt keineswegs aus dem Nichts, denn derzeit laufen Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern in mehreren Bereichen. Zuletzt hatten sich Deutsche Bahn und EVG 2021 auf einen Tarifvertrag geeinigt. Allerdings ist dieser nun ausgelaufen, weswegen beide Seiten wieder miteinander verhandeln. Und weil die erste Verhandlungsrunde nach Aussagen der EVG "ohne nennenswerte Ergebnisse zu Ende gegangen" ist, hoffen die Gewerkschafter, dass der heutige bundesweite Warnstreik den Forderungen noch einmal deutlich Nachdruck verleihen kann.
Den Druck erhöhen will auch Verdi: Die Gewerkschaft startet gerade in die dritte Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen. Im öffentlichen Personennahverkehr wird laut der Gewerkschaft deshalb in jenen Bundesländern gestreikt, die eine Anbindung an den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVöD) haben. Das sind Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen. Bayerns Nahverkehr folgt zwar nicht dem TVöD, doch auch hier wird momentan der Tarifvertrag Nahverkehr verhandelt.
Die Streiks an den Flughäfen betreffen laut einer Verdi-Mitteilung örtliche Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie die bundesweiten Verhandlungen für die Beschäftigten der Luftsicherheit. Denn auch für diese Beschäftigtengruppen steckt die Gewerkschaft zurzeit in Tarifverhandlungen.
Weitere Informationen zum ganztägigen Warnstreik bei der Deutschen Bahn, dem ÖPNV, an Flughäfen, auf der Straße, an Häfen und Schleusen, in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie Informationen für Arbeitnehmer und Bahn-Reisende finden Sie außerdem hier.