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Foto: Patrick Pleul, dpa
Foto: Patrick Pleul, dpa

Da Fleisch essen am Aschermittwoch verboten war, wurden stattdessen Biber verzehrt. Warum wird eigentlich auf Fleisch verzichtet?

Aschermittwoch
14.02.2024

Warum darf man am Aschermittwoch kein Fleisch essen?

Am Aschermittwoch sollte man als Christ kein Fleisch essen. Doch woher kommt die Tradition und warum landeten stattdessen Biber auf dem Teller?

Mit Aschermittwoch am 14. Februar 2024 beginnt für Christen offiziell die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit gaben 55 Prozent der Befragten an, eine Weile auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten. Doch warum sollte man als Christ speziell am Aschermittwoch kein Fleisch essen? Wir haben Pfarrer Gerhard Groll von der Pfarreiengemeinschaft Augsburg-Kriegshaber gefragt.

Warum darf man am Aschermittwoch kein Fleisch essen?

In der katholischen Kirche ist Aschermittwoch ein strikter Fasten- und Abstinenztag. Nur eine Hauptmahlzeit ist am Aschermittwoch erlaubt und diese sollte kein Fleisch beinhalten. Früher galt Fleisch nämlich als Luxusgut. Laut Pfarrer Gerhard Groll sei es dann naheliegend zu sagen, Fleisch ist an Aschermittwoch ein "No-Go".

Während der Fastenzeit sollte man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dabei geht es nicht unbedingt darum, kein Fleisch zu essen, sondern allgemeinen Verzicht zu üben. Vegetarier könnten dann beispielsweise auf Süßigkeiten oder Koffein verzichten – symbolisch genauso wertvoll wie der Verzicht auf Fleisch. Wie Pfarrer Gerhard Groll berichtet, gehe es aber vorrangig darum, dass man bewusst registriert: "Es fängt eine neue Zeit an." Man solle innehalten. "Wie das aussieht, kann jeder für sich entscheiden". Er selbst isst am Aschermittwoch nur eine volle Mahlzeit. Zum Frühstück gebe es dann einen Apfel oder Joghurt. Das Kuriose dabei: "Es gibt keinen Tag, an dem man mehr Hunger hat, als am Aschermittwoch", wie Pfarrer Gerhard Groll lachend erzählt.

Kein Fleisch am Aschermittwoch: warum kommt Fisch auf den Teller?

Der Fisch ist ein traditionelles Symbol der katholischen Kirche. Als die Christen für ihren Glauben von den Römern verfolgt wurden, wurde der Fisch als Symbol ins Leben gerufen, um sich einander als Christ kenntlich zu machen. Fisch heißt auf Griechisch Ichthys. Jeder Buchstabe stand für ein Wort, das mit Christus zu tun hatte und das Glaubensbekenntnis "Jesus Christus - Sohn Gottes und Erlöser" bildete:

  • Iesous = Jesus
  • Christos = Christus
  • Theou = Gottes
  • Yios = Sohn
  • Soter = Erlöser

Obwohl der Fisch als Erkennungszeichen im Christentum dem Kreuz gewichen ist, hat er noch eine hohe symbolische Bedeutung. Trotzdem ist dies nicht der Grund, warum am Aschermittwoch Fisch gegessen wird. Der Verzehr von Fisch ist ein "Hintertürchen, das menschliche Raffinesse aufgestoßen hat", so Pfarrer Gerhard Groll. Wie er berichtet sucht sich der Mensch bei Verboten immer ein Schlupfloch, dass "knapp daneben" liegt und so wurde Fisch zur Standard-Mahlzeit an Fasten- und Feiertagen. Die "Fisch-Völlerei" habe für ihn aber nichts mit der tatsächlichen Intention am Aschermittwoch Verzicht zu üben zu tun. 

Kein Fleisch essen am Aschermittwoch – wie der Biber zum Fisch wurde

Da man als Christ am Aschermittwoch kein Fleisch essen sollte, musste ein heute unter Naturschutz stehendes Tier daran Glauben: der Biber. Er wurde wegen seines flachen Schwanzes Anfang des 15. Jahrhunderts auf dem Konstanzer Konzil zu einem fischähnlichen Wassertier erklärt und war somit als Fleischersatz zum Verzehr an Fastentagen erlaubt. Im Kochbuch für Fleisch- und Fasttage aus dem Jahr 1800 heißt es im Rezept für gebratenen Biber: "Von einem Biber, welcher wie ein Lamm zerviertheilt werden muß, nehme das hintere Viertel." Garniert wurde der Biber mit Zitronenscheiben – ein Rezept, das heute nicht mehr vorstellbar ist. 

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Verzichten evangelische Christen auch auf Fleisch am Aschermittwoch?

Für evangelische Christen gibt es keine strenge Fastenzeit, da sich Martin Luther gegen diese Art von Buße wandte. Falls auf Fleisch verzichtet wird, geschieht dies freiwillig. Trotzdem gibt es in vielen evangelischen Kirchen jährlich eine Fastenaktion, die "7 Wochen ohne" genannt wird. Dabei geht es vor allem um geistiges Fasten und Besinnung auf das Wesentliche. In diesem Jahr lautet das Motto "Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit."

Ohne Fleisch: Welches Gericht hat am Aschermittwoch Tradition?

Traditionell wird am Aschermittwoch eingelegter Hering serviert. Einerseits wurde ihm im Mittelalter eine heilende Wirkung nachgesagt, andererseits lässt sich der Fisch in der Salzlake hervorragend aufbewahren.

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