Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sieht den «hessischen Weg» mit einer schwarz-roten Regierungskoalition als mögliches Vorbild für den Bund. «Die Union wird jetzt eine Regierung bilden, mit der wir so viel Unionspolitik wie möglich umsetzen werden», teilte er mit Blick auf Hochrechnungen am Sonntagabend nach der Bundestagswahl mit. «Nach Hessen werden wir nun auch Deutschland gemeinsam weiterführen und für eine Renaissance der Realpolitik sorgen.» Hessen wird seit gut einem Jahr von einem Bündnis von CDU und SPD geführt.
Das Ergebnis der Bundestagswahl sei ein klarer Regierungsauftrag für die Union mit ihrem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, erklärte Rhein. «Die Menschen im Land haben sich klar für einen Politikwechsel entschieden - insbesondere in der Wirtschafts- und Migrationspolitik».
SPD-Chef Bartol sieht «historische Zäsur»
Der hessische SPD-Spitzenkandidat und Landesvorsitzende Sören Bartol nannte das Ergebnis für die SPD «niederschmetternd». Das sei eine schwere Niederlage für die deutsche Sozialdemokratie. «Das heutige Wahlergebnis ist eine historische Zäsur für unsere Partei», erklärte er. «Es zeigt, dass wir als SPD nicht ausreichend überzeugen konnten, obwohl wir in den letzten Jahren viel für die Menschen erreicht haben.» Als Beispiele nannte Bartol die Stabilisierung der Renten und die Wiederertüchtigung der Bundeswehr.
Jubel bei der AfD
Der hessische AfD-Co-Vorsitzende Robert Lambrou sieht im Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene einen großen Erfolg. «Dieses starke Wahlergebnis ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Bürger im Land einen echten Politikwechsel wollen, gerade im Bereich der Migrations-, Wirtschafts- und Energiepolitik.»
Der Co-Spitzenkandidat der hessischen Grünen, Omid Nouripour, sagte zu den ersten Prognosen für seine Partei: «Es ist sicher nicht das Ergebnis, was wir uns erhofft haben.» Der Ausgang der Bundestagswahl stelle alle demokratischen Parteien vor große Herausforderungen. «Es müssen jetzt Mehrheiten in der demokratischen Mitte gefunden werden», teilte er gemeinsam mit der Co-Spitzenkandidatin Anna Lührmann mit. Die Grünen ständen zu dieser Verantwortung und seien dazu bereit.
Die hessische FDP-Spitzenkandidatin Bettina Stark-Watzinger erklärte, die Liberalen hätten es nicht geschafft, den Vertrauensverlust in der Politik wieder aufzuholen. «Dafür zahlen wir einen hohen politischen Preis.»
Wissler: Haben auf die richtigen Themen gesetzt
Die Spitzenkandidatin der hessischen Linke, Janine Wissler, führte das gute Abschneiden ihrer Partei auf die «richtigen Themen» im Wahlkampf zurück. Dazu zählten der Mietendeckel und die Forderung nach höheren Löhnen. Viele Menschen seien schockiert, wie die Migrationsdebatte den Wahlkampf bestimmt habe. Die Wähler hätten es honoriert, dass die Linke das Asylrecht verteidige, sagte Wissler.
CDU nach Hochrechnungen Wahlsieger
Deutschland steht vor einem Machtwechsel: Nach den Hochrechnungen verbessern sich CDU und CSU auf mehr als 28 Prozent, dahinter folgt die AfD mit rund 20 Prozent. Die SPD von Kanzler Olaf Scholz stürzt dramatisch ab auf ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 und landet bei rund 16 Prozent. Die Grünen kommen auf etwa 12 Prozent. Die Linke schafft mit mehr als acht Prozent den Einzug in den Bundestag. FDP und BSW müssen dagegen bangen, ob sie über die Fünf-Prozent-Hürde kommen.
Etwa 4,3 Millionen Hessinnen und Hessen waren wahlberechtigt. 51 der derzeit 736 Abgeordneten im Bundestag kommen aus dem Bundesland: 15 Sozialdemokraten, 12 Christdemokraten, 9 Grüne, 7 Freidemokraten, 5 AfD-Politiker und 3 Linke.




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