Am Sonntagmorgen brach auf Island zum zweiten Mal innerhalb von nur vier Wochen ein Vulkan aus. Bereits in der Nacht zuvor war der Küstenort Grindavík im Südwesten der Insel mit etwa 4000 Einwohnern evakuiert worden, als sich die erneute Eruption auf der Reykjanes-Halbinsel südwestlich von Reykjavik mit einer abermaligen Erdbebenserie angekündigt hatte.
Vulkan auf Island ausgebrochen: Keine Menschen in Gefahr
Gegen acht Uhr sprudelte dann erste Lava aus einem länglichen Erdspalt einige Hundert Meter nördlich von Grindavík. Nur wenige Stunden danach hatte sich ein regelrechtes Lavameer in dem Gebiet gebildet, das glutrot in der Morgendämmerung leuchtete. Diese Lava kam Grindavík bereits bedrohlich nahe.
In den Mittagsstunden öffnete sich die Erde dann noch an einem anderen Ort in einem gut 100 Meter langen Riss unmittelbar am nördlichen Stadtrand des Ortes. Von dort zog sich die Lava talabwärts und setzte drei Häuser in Brand oder begrub sie unter sich. Menschen waren aber nicht in Gefahr, da sie vorab in Sicherheit gebracht worden waren. Der Flugverkehr auf Island sei durch den Vulkanausbruch nicht eingeschränkt, so der isländische Rundfunksender RÚV.
Vulkanausbruch auf Island: "Schwarzer Tag für Grindavík"
"Heute ist ein schwarzer Tag für Grindavík und heute ist ein schwarzer Tag für ganz Island. Aber die Sonne wird wieder aufgehen", sagte Ministerpräsidentin Katrín Jakobsdóttir nach Angaben von RÚV am Abend auf einem Pressebriefing des Zivilschutzes. "Zusammen werden wir diesen Schock und alles, was kommen mag, bewältigen." Zivilschutzchef Vídir Reynisson geht davon aus, dass die Ereignisse noch lange in Erinnerung bleiben würden und man vermutlich erst den Beginn einer Kette solcher Ereignisse sehe.
Islands Präsident Gudni Th. Jóhannesson rief seine Landsleute in einer abendlichen Rede an die Nation dazu auf, den Bewohnern von Grindavík beizustehen und sie zu unterstützen. "Wir Isländer tun das gemeinsam. Wir werden nicht aufgeben", wurde er von RÚV zitiert.
Gefahr von Rissen nach Vulkanausbruch auf Island
Am Dienstag sehen Fachleute keine Anzeichen mehr dafür, dass neue Lava ausgetreten ist. Das sagte Elísabet Pálmadóttir, Expertin für Naturkatastrophen beim Isländischen Meteorologischen Institut, RÚV zufolge. Zuletzt habe sie gegen 1 Uhr am Morgen Lava aus dem nördlich gelegenen Erdspalt austreten sehen. Aus dem weiter südlich, nahe dem Ort Grindavík gelegenen Erdspalt war schon seit Montagmorgen keine Lava mehr geströmt.
Doch man könne den Vulkanausbruch noch nicht für beendet erklären, sagte Pálmadóttir laut RÚV. Es könnten sich in der Gegend weiterhin plötzlich Erdrisse auftun.
Letzter Vulkanausbruch auf Island erst im Dezember
Grindavík war bereits vom letzten Vulkanausbruch auf Island am 18. Dezember betroffen – allerdings nicht durch die Lava, sondern durch etliche Erdbeben, die die Eruption angekündigt hatten. Die Beben hatten tiefe Risse in Straßen und andere Schäden verursacht.
Damals sprudelte Lava zunächst aus einer mehrere Kilometer langen Erdspalte. Die Eruption nahm aber innerhalb weniger Tage deutlich an Intensität ab. Bereits vor Weihnachten war keine flüssige Lava mehr an der Erdoberfläche sichtbar. Die Bewohner von Grindavík konnten die Feiertage letztlich in ihren eigenen vier Wänden verbringen – jedoch mit der steten Unsicherheit, weil die Erde unter ihnen nicht zur Ruhe gekommen war. (mit dpa)