Das Beschwerdewesen scheint derzeit Hochkonjunktur zu haben: Ob über die Bahn oder die Grundsteuererklärung – es gibt Vieles, über das man sich aufregen kann, am einfachsten offensichtlich im Internet. Da zieht einen so schnell niemand zur Rechenschaft. Und da kann auch alles und jeder bewertet werden. Stellt sich die Frage: Welche Menschen schreiben eigentlich wirklich die schlechtesten Bewertungen und beschweren sich am häufigsten online?
Das hat – eine nicht ganz ernst zu nehmende Spielerei – eine Ratgeberseite für Online-Glücksspiel untersucht und dazu 141.000 negative Bewertungen auf der Plattform Trustpilot ausgewertet. Demnach sind Michael und Sabine „die häufigsten Namen, die eine schlechte Bewertung online hinterlassen“. Wenn man den Ergebnissen dieser „Studie“ glauben will, sind Männer im Vergleich zu Frauen deutlich beschwerdefreudiger. Interessant wäre es nun zu wissen: Warum? Weil Männer ihren Ärger eher online ausleben?
Das „Karen-Meme“ ist vor ein paar Jahren entstanden und inzwischen weit verbreitet
Weitere Frage: Was genau hat es mit dem Vornamen Sabine in diesem Zusammenhang auf sich? Der war Mitte der 1950er bis Mitte der 1960er Jahre fast ununterbrochen auf Platz eins der beliebtesten weiblichen Vornamen in Deutschland. Laut Auswertung sei er das deutsche Äquivalent zur angelsächsischen „Karen“.
Über diesen Vornamen wiederum ist bekannt, dass er vor allem in den USA zu einem Synonym für einen bestimmten Typ Frau geworden ist, einem, der sich in der Öffentlichkeit wegen Lappalien extrem aufregt. Der Name hat sich zu einem stehenden Begriff entwickelt, geprägt durch die Netzkultur – die Rede ist hier vom „Karen-Meme“. Wobei ein Meme ein über das Internet verbreitetes Foto oder Video ist, häufig in Form einer witzig oder satirisch gemeinten Text-Bild-Kombination.
Männer mit ähnlichen Auffälligkeiten werden in den USA übrigens "Ken" genannt
In Karen-Memes fordern Frauen zum Beispiel gegenüber verschiedensten Personengruppen Rechte ein, die über das normale Maß hinausgehen. Zu nichtigen oder absurden Auslösern wird da sofort mit der Polizei gedroht oder nach Vorgesetzten verlangt. Frauen, die sich so verhalten, werden als „Karen“ bezeichnet (Männer übrigens als „Ken“). „Karen“ ist das Klischee einer meist weißen, privilegierten Mittelschichts-Frau, die sich egoistisch und, zumal in den USA, rassistisch verhält.
Mit der Pandemie war schnell ein weiterer „Karen“-Typus geboren: „Coronavirus Karen“. Diese verkörpert Menschen, die in Deutschland stereotyp unter den Begriffen „Maskenverweigerer“, „Impfgegner“ oder „Corona-Leugner“ beschrieben werden.