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Volkszählung: Einwohnerzahl «zu niedrig» - auch Gießen widerspricht Zensus

Volkszählung

Einwohnerzahl «zu niedrig» - auch Gießen widerspricht Zensus

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    Wie Hanau sieht sich auch Gießen bei der Einwohnerzahl vom Statistischen Landesamt falsch eingeschätzt. Aus Sicht der Stadt sind die Ergebnisse des jüngsten Zensus «eindeutig zu niedrig». (Archivbild)
    Wie Hanau sieht sich auch Gießen bei der Einwohnerzahl vom Statistischen Landesamt falsch eingeschätzt. Aus Sicht der Stadt sind die Ergebnisse des jüngsten Zensus «eindeutig zu niedrig». (Archivbild) Foto: Christian Lademann/dpa

    Wie zuvor Hanau wehrt sich nun auch die Stadt Gießen gegen eine aus ihrer Sicht von Statistikern falsch ermittelte Einwohnerzahl. Gegen die neue Festsetzung der amtlichen Einwohnerzahl nach dem Ergebnis des Zensus 2022 sei beim Statistischen Landesamt Widerspruch eingelegt worden, teilte die Stadt mit. Die durch Hochrechnungen errechnete Einwohnerzahl sei «eindeutig zu niedrig».

    Während der Zensus zum 15. Mai 2022 eine Einwohnerzahl in Höhe von 87.217 für Gießen errechnet habe, habe das städtische Melderegister zum Stichtag 93.547 Menschen ausgewiesen, die in der Universitätsstadt lebten - ein Minus von mehr als 6.300 Personen, erklärte die Stadt. Aktuell seien 94.508 Personen in Gießen gemeldet. «Es ist und bleibt auch nach allen Überprüfungen und Überlegungen völlig unverständlich, wieso unser Melderegister weniger genau sein soll als eine Hochrechnung», erklärte Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD).

    Stadt beantragt Akteneinsicht zum Zensus

    Neben dem Widerspruch habe man auch Akteneinsicht zum Zensus beantragt. «Unsere vielen Fragen zur Systematik und zum Ablauf des Zensus im konkreten Fall Gießens sind leider nicht plausibel beantwortet worden. Und unsere Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses konnten ebenso nicht zerstreut werden», so Becher. Deshalb müsse man sich selbst ein Bild davon machen können, wie es zu dem Ergebnis kam.

    Das Zensus-Ergebnis hat in Hessen Folgen für die finanzielle Situation einer Stadt. Nach ersten Schätzungen der städtischen Kämmerei werde es ab dem Jahr 2026 zu Einbußen von rund 9 Millionen Euro jährlich durch die verringerte amtliche Einwohnerzahl kommen. Bis 2032, wenn der nächste Zensus wieder erhoben wird, würde Gießen somit nach Darstellung der Stadt rund 90 Millionen Euro verlieren.

    Austausch mit Hanau, Fulda und Marburg

    Zuvor hatte auch die Stadt Hanau offiziell Widerspruch gegen das vom Statistischen Landesamt ermittelte Ergebnis eingelegt, das nach ihrer Ansicht viel zu niedrig ausgefallen sei. Laut Zensus zählte Hanau am Stichtag 15. Mai 2022 nur noch 93.632 statt 100.307 Einwohner, wie aufgrund der sogenannten Bevölkerungsfortschreibung angenommen worden war. Damit verlor Hanau auch seinen Status als Großstadt vorerst. Hanau würden dadurch in rund zehn Jahren etwa 100 Millionen Euro entzogen, hatte Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) erklärt.

    Er hatte auch darauf hingewiesen, dass im Zensus auffälligerweise die sogenannten Sonderstatusstädte Marburg, Gießen und Fulda genau wie Hanau die größten prozentualen Einwohnerverluste auf dem Papier hinnehmen mussten. Hier könne es einen Fehler in der angewandten Formel geben, so Kaminsky, man stehe «im engsten Austausch» mit Gießen, Fulda und Marburg.

    Dies erklärte nun auch Becher. «Wir werden uns über die Ergebnisse unserer Recherchen und unsere Erkenntnisse austauschen und gemeinsame Wege suchen, dagegen vorzugehen», sagte der Gießener Oberbürgermeister.

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