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Vogelgrippe: Stehen wir vor einer neuen Pandemie?

Vogelgrippe

Vogelgrippe gilt als „Kandidat für eine zukünftige Pandemie“

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    Wenn in einer Massentierhaltung die Geflügelpest ausbricht, müssen Tausende Tiere getötet werden. Dafür gibt es Entsorgungsfirmen, deren Mitarbeiter sich mit Ganzkörperanzügen schützen.
    Wenn in einer Massentierhaltung die Geflügelpest ausbricht, müssen Tausende Tiere getötet werden. Dafür gibt es Entsorgungsfirmen, deren Mitarbeiter sich mit Ganzkörperanzügen schützen. Foto: Daniel Bockwoldt, dpa

    Die Vogelgrippe-Situation spitzt sich zu. Weltweit werden immer mehr Fälle von infizierten Menschen bekannt, hauptsächlich in Asien. Nach einer langen Periode mit wenigen menschlichen Infektionen wurden seit Ende 2023 bereits 13 Erkrankte aus Kambodscha gemeldet, ebenso gab es Infizierte in China und Vietnam. Hinzu kommen die Fälle in den USA, wo sich Farm-Mitarbeiter bei Milchkühen angesteckt haben.

    Längst wird das Vogelgrippevirus als möglicher Auslöser für eine neue Pandemie gehandelt. „Das H5N1-Virus ist aufgrund seiner krankmachenden Eigenschaften und seiner genetischen Anpassungen ein potenzieller Kandidat für eine zukünftige Pandemie“, sagt Roman Wölfel, Virologe, Experte für Infektionsepidemiologie und Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr. Das tatsächliche Risiko sei jedoch schwer abzuschätzen, da viele Faktoren eine Rolle spielten. „Kontinuierliche Überwachung und Forschung sind unerlässlich, um auf mögliche Veränderungen im Verhalten des Virus vorbereitet zu sein und schnell reagieren zu können.“

    Vogelgrippe: Geringes Risiko für die Bevölkerung in Deutschland

    Die Gefahr, dass der Virusstamm aus den USA in europäische Kuhställe gelangt, schätzt das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, derzeit als sehr gering ein. Weder Rohmilch noch lebende Milchkühe würden aus den USA nach Deutschland importiert, eingeführte Milcherzeugnisse seien zudem so behandelt, „dass eine Überlebensfähigkeit eventuell enthaltener infektiöser Viren unwahrscheinlich ist“, sagt Elke Reinking, die Sprecherin des Instituts. Und auch, wenn es in seltenen Fällen zu „sporadischen Infektionen von Menschen“ komme, sei das Risiko für die allgemeine Bevölkerung derzeit gering.

    Doch klar ist auch: Das Virus verändert sich. Immer öfter erkranken Menschen und Säugetiere. Der jüngste Ausbruch in den USA sei ein weiterer Beleg dafür, „wie anpassungsfähig Influenzaviren sind und von einer Tierart auf eine andere überspringen können“, sagt Virologe Wölfel. In der Vergangenheit habe das Virus hauptsächlich Vögel befallen. „Genetische Analysen des jetzt bei Kühen in den USA gefundenen Virus haben Mutationen ergeben, mit denen sich H5N1 an Säugetiere angepasst hat. Andere Mutationen, von denen wir wissen, dass sie bei menschlichen Influenzainfektionen eine besondere Rolle spielen, fehlen diesem H5N1-Virus aber noch.“

    Katzen tranken Rohmilch wurden mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert

    Derzeit schätze Wölfel das Risiko einer Ansteckung von Mensch zu Mensch – die große Sorge unter Expertinnen und Experten weltweit – als gering ein. „Die bisherigen genetischen Untersuchungen des H5N1-Virus haben gezeigt, dass das Virus im Moment die meisten seiner von Vögeln stammenden genetischen Eigenschaften beibehält. Es wurden zwar einige Mutationen identifiziert, die eine Anpassung an Säugetiere erleichtern, aber es gibt keine signifikanten Veränderungen, die für eine effiziente Übertragung von Mensch zu Mensch notwendig wären.“

    H5N1 zirkuliert seit Jahrzehnten. Das jetzt in den USA bei Kühen nachgewiesene Virus, das sich offenbar im Euter der Tiere vermehrt, führt seit 2016 zu schweren Ausbrüchen bei Wildvögeln und Geflügel. Auch bei Robben, Nerzen und Füchsen wurde das Virus nachgewiesen. In den USA sprang es auch auf Katzen über, die infizierte Rohmilch tranken.

    Die Forschung läuft derweil auf Hochtouren. Impfstoffe gibt es bereits, aktuell entwickelt eine argentinische Firma einen neuen mRNA-Impfstoff.

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