Mit der Psyche des Menschen ist ein komplexes System gemeint. Es geht um Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen. Vitamin-Mängel können dazu beitragen, dass die Psyche aus dem Gleichgewicht gerät. Schließlich braucht das Nervensystem Nährstoffe, um reibungslos zu funktionieren. Um welche Vitamine es sich genau handelt, lesen Sie hier.
Welche Vitamine sind gut für die Psyche?
Vitamine sind lebensnotwendig für den Körper, das ist mittlerweile gründlich erforscht. Trotzdem sind noch viele Zusammenhänge nicht ganz klar. Es gibt etwa trotz einiger Studien noch keinen wissenschaftlichen Konsens über die Wirkung von Vitamin D bei Depressionen. Catri Tegtmeier, Chefärztin der Abteilung Psychosomatik/Psychotherapie sowie Traumatherapie der Wicker Klinik in Bad Wildungen, teilte uns auf Anfrage mit: "Unser psychisches Befinden ist von Botenstoffen im Nervensystem (Serotonin, Dopamin und Noradrenalin) abhängig. Diese Botenstoffe können durch einen Mangel an Mikronährstoffen aus dem Gleichgewicht geraten und zu Stimmungsschwankungen bis hin zu einer schweren Depression führen."
Da Vitamine als Coenzyme einen wichtigen Teil in etlichen Stoffwechselprozessen übernehmen, sind sie auch für eine gesunde Psyche unentbehrlich. "Insbesondere die B-Vitamine beeinflussen den Gehirnstoffwechsel", sagt Catri Tegtmeier. So werde zum Beispiel Vitamin B6 für die Synthese von Serotonin und Noradrenalin benötigt. Folsäure (Vitamin B9) und Vitamin B12 ist neben Vitamin C für die Herstellung von Dopamin und Noradrenalin notwendig. "Obgleich bekannt ist, dass Vitamine für die psychische Stabilität wichtig sind, wird ihre Wirksamkeit häufig unterschätzt", erklärt Catri Tegtmeier auf Nachfrage.
Wie wichtig ist Vitamin D für die Psyche?
Auch Vitamin D ist wichtig für die Psyche, da das fettlösliche Vitamin eine "entscheidende Funktion bei der Regulation des Hirnbotenstoffes Serotonin übernimmt", schreibt Dr. Stephanie Grabhorn, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in einer Pressemitteilung der Klinik Blomenburg. Ein Mangel könne laut der Ärztin zu strukturellen Veränderungen im Gehirn führen. Außerdem schütze Vitamin D die Nervenbahnen.
Es ist belegt, dass ein Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und Depressionen besteht. Studien deuten, zwar darauf hin, dass Menschen mit einem Vitamin-D-Mangel ein erhöhtes Risiko haben, an Depressionen zu erkranken, trotzdem ist bisher nicht abschließend geklärt, woher dieser Zusammenhang kommt. Es könnte nämlich auch an der Lebensweise liegen. Laut Catri Tegtmeier wird der Vitamin-D-Spiegel bei allen Patienten, die unter anderem wegen Depressionen in der Wicker Klinik behandelt werden, bestimmt. Bei der Mehrzahl liege ein Mangel vor, der ausgeglichen werden muss.
Wer dauerhaft unter großem Stress steht, hat ein erhöhtes Risiko, psychische Erkrankungen zu entwickeln. Auch hier können Vitamine helfen, einen möglichen Mehrbedarf an Nährstoffen auszugleichen. Laut Manon Struck-Pacyna vom Lebensmittelverband Deutschland können neben den Vitaminen C, B1, B3, B6, B7 auch die Mineralstoffe Eisen, Kupfer und Magnesium den Körper bei Stress unterstützen.
Wie wirkt Vitamin B12 auf die Psyche?
Vitamin B12 unterstützt die Psyche und das Nervensystem. In einer 2018 veröffentlichten Studie konnte nachgewiesen werden, dass Menschen mit einem Vitamin-B12-Mangel häufiger an Depressionen und Angstzuständen leiden, als die Kontrollgruppe mit ausreichenden Vitamin-B12-Werten im Blut. Auch hier ist der genaue Zusammenhang aber nicht abschließend erforscht.
Ein Mangel an Vitamin B12 kann laut dem medizinischen Fachlexikon MSD Manual neben Nervenschäden auch zu Reizbarkeit, Verwirrtheit und depressiven Stimmungsschwankungen führen. Ein fortgeschrittener Mangel kann die geistige Funktion stark einschränken und sogar zu Demenz führen.
Zur Risikogruppe für einen Mangel zählen vor allem Veganer und Vegetarier, da Vitamin B12 hauptsächlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt.
Vitamine für die Psyche: Diese Health Claims sind zugelassen
Genau abgrenzen lassen sich die Funktionen einzelner Nährstoffe nur schwer, da sie an verschiedenen Stoffwechselprozessen beteiligt sind. Trotzdem führt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit eine Liste, mit sogenannten "Health Claims". Darin ist festgehalten, welche Aussagen bezogen auf Nährstoffe wissenschaftlich bestätigt sind. Für folgende Vitamine ist laut der Gesellschaft für angewandte Vitaminforschung die Aussage "trägt zu einer normalen psychischen Funktion bei" oder "trägt zu einer normalen geistigen Leistung bei" zugelassen:
- Vitamin B7 (Biotin)
- Folsäure (Vitamin B9)
- Vitamin B3 (Niacin)
- Vitamin B1 (Thiamin)
- Vitamin B5 (Pantothensäure)
- Vitamin B6 (Pyridoxin)
- Vitamin B12 (Cobalamin)
- Vitamin C
Außerdem ist für Vitamin B7, Vitamin B3, Vitamin B2, Vitamin B1, Vitamin B6, Vitamin B12 und Vitamin C die Aussage "trägt zu einer normalen Funktion des Nervensystems bei" zugelassen.
Ob die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll ist, sollte gemeinsam mit einem Arzt entschieden werden. Der Vitamin-D-Spiegel und auch viele Vitamine der Gruppe B können über Blutwerte bestimmt werden. Wenn ein Mangel vorliegt, sollte er dementsprechend ausgeglichen werden.