Mehr als ein Dutzend Vitamine sind bislang bekannt, allesamt wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdeckt. Vor allem über Nahrung werden sie aufgenommen, nur Ausnahmen wie Vitamin D kann der menschliche Körper selbst produzieren - mithilfe von Sonneneinstrahlung.
Für den Stoffwechsel sind Vitamine essenziell, weshalb besonders auf die Ernährung geachtet werden sollte. Und gerade in den Sommermonaten auch darauf, dass die Haut der Sonne zumindest für einige Zeit ausgesetzt wird.
Schlagzeilen machen zuletzt auch immer wieder Nahrungsergänzungsmittel, die ebenfalls eine Vitaminaufnahme ermöglichen. Allerdings sollte dabei auf die Menge geachtet werden. Denn eine Überdosierung von Vitamin kann Folgen für den Körper haben, wie wir hier aufzeigen.
Was sind Vitamine?
Die AOK beschreibt Vitamine als "organische Verbindungen, die der Organismus für wichtige Funktionen benötigt und die er nicht selbst bedarfsdeckend herstellen kann. Sie stammen von Lebewesen, Bakterien, Pflanzen und Tieren." Vitamine sind lebensnotwendig, denn sie tragen zum Energiestoffwechsel, zur Bildung von Knochen und zur Funktion des Immunsystems bei.
Vitamine: Wie lässt sich der tägliche Bedarf über die Ernährung decken?
Hier rät die AOK, sich "möglichst bunt und vielfältig" zu ernähren. Als Empfehlung werden genannt: drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst am Tag, dazu Vollkorn- und Milchprodukte. Auf diesem Weg ist eine Überdosierung genauso wenig möglich wie bei der Vitamin-D-Aufnahme über die Sonneneinstrahlung.
Allerdings sollte in bestimmten Fällen sicherheitshalber der Arzt aufgesucht werden:
- bei rein vegetarischer oder veganer Ernährung
- bei geplanter oder bestehender Schwangerschaft
- bei Neugeborenen
- bei Erkrankungen, die mit einer verminderten Aufnahme von Vitaminen verbunden sind
Wer sollte Vitamin-Präparate einnehmen?
Auch hierzu gewährt die AOK einen Überblick, der sich ähnlich liest, wie die Gruppe der Personen, die bezüglich ihres Vitaminhaushalts Rat beim Arzt holen sollten. Eine ergänzende Vitaminaufnahme wird diesen Personen empfohlen:
- Frauen, die eine Schwangerschaft planen: schon vier Wochen vor Beginn täglich 400 µg Folsäure
- Schwangere: im ersten Schwangerschaftsdrittel täglich 400 µg Folsäure
- Schwangere und Stillende: täglich 100 bis 150 µg Jodid, im Falle von nachgewiesenem Eisenmangel auch Eisen
- Neugeborene: dreimal eine Dosis - also 2 mg - Vitamin K
- Säuglinge: täglich 500 I.E. Vitamin D und 0,25 mg Fluorid
- Veganer und Vegetarier: täglich 4 µg Vitamin B12 (ist nur in tierischen Lebensmitteln wie Käse oder Fleisch enthalten)
Die AOK warnt in diesem Zusammenhang, dass eine Überdosierung bei Kindern eher möglich ist als bei Erwachsenen. Denn die Angaben auf den Packungen gelten für Erwachsene, selbst bei speziellen Nahrungsergänzungsprodukten für Kinder sei die Dosis oft nicht kindgerecht.
Die Apotheken-Umschau verdeutlicht, dass Vitamintabletten als Ergänzung zu ungesunder Ernährung keine Alternative zu gesunder sowie ausgewogener und abwechslungsreicher Ernährung sind. Denn die Präparate würden nicht alle Stoffe enthalten, die für den Körper wichtig sind. Daher sei auf den Verpackungen auch ein entsprechender Hinweis zu lesen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung, das dem Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium angehört, informiert: "In Deutschland werden durch die herkömmliche Ernährung bis auf wenige Ausnahmen ausreichende Mengen an Mikronährstoffen aufgenommen. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind Nahrungsergänzungsmittel daher im Allgemeinen nicht notwendig."
Zudem hätten internationale Studien belegt, "dass von einer zusätzlichen, über den Bedarf hinausgehenden Aufnahme von Mikronährstoffen keine positiven Wirkungen zu erwarten sind".
Vitamine: Wann ist eine Überdosierung möglich?
Eine Vitamin-Überdosierung droht im Grunde nur bei der Einnahme von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln in zu großer Menge. Auf "natürlichem" Weg, also über die Ernährung oder die Sonneneinstrahlung, kann im Normalfall nicht zu viel Vitamin aufgenommen werden.
Vitamine: Wie groß ist der tägliche Bedarf?
Die Zahlen präsentiert die Verbraucherzentrale, die auf die für Deutschland, Österreich und die Schweiz geltenden Referenzwerte - die sogenannten D-A-CH-Referenzwerte - zurückgreift. Die Angaben beziehen sich, wenn nicht anders beschrieben, auf Erwachsene.
- Vitamin A: 0,8 mg für Frauen, 1 mg für Männer
- Vitamin B1 (Thiamin): 1 mg für Frauen, 1,2 mg für Männer
- Vitamin B2 (Riboflavin): 1,1 mg für Frauen, 1,4 mg für Männer
- Niacin/Nikotinsäureamid (früher: Vitamin B3): 12 mg für Frauen, 15 mg für Männer
- Panthotensäure (auch Vitamin B5): 6 mg (Schätzwert)
- Vitamin B6 (Pyridoxin): 1,2 mg für Frauen, 1,5 mg für Männer
- Biotin (auch Vitamin B7 oder Vitamin H): 30 bis 60 µg (Schätzwert)
- Folat (auch Vitamin B9): 300 µg
- Vitamin B12 (Cobalamin): 4 µg (Schätzwert)
- Vitamin C (Ascorbinsäure): 95 mg für Frauen, 110 mg für Männer / bei Rauchern 135 mg für Frauen, 155 mg für Männer
- Vitamin D: Schätzwert bei fehlender Eigenproduktion beträgt 20 µg / Säuglinge bis zum 18. Lebensmonat bekommen über ein Arzneimittel zur Supplementierung 10 bis 12,5 µg pro Tag
- Vitamin E: 12 mg für Frauen, 14 mg für Männer (Schätzwerte)
- Vitamin K: 60 µg für Frauen, 70 µg für Männer (Schätzwerte)
Überdosierung von Vitaminen: Welche Folgen und Symptome sind möglich?
Bei wasserlöslichen Vitaminen ist eine Überdosierung kaum möglich, denn wie die AOK berichtet, würden überschüssige Aufnahmen über die Niere oder den Harn wieder ausgeschieden werden. Dagegen sind Präparate mit fettlöslichen Vitaminen wie Vitamin A, K, D und E mit Vorsicht zu genießen, denn diese reichern sich im Körper an.
Als allgemeiner Rat gilt: "Sie benötigen keine Nahrungsergänzungsmittel, wenn Sie keinen Vitaminmangel haben." Auch Wechselwirkungen zwischen Supplementen und Medikamenten sind zu beachten, weshalb vor der Einnahme von Vitamin-Präparaten immer ein Arzt konsultiert werden sollte.
Folgende Gefahren sind laut AOK mit einer Überdosierung verbunden:
- bei Vitamin A kann die Knochenstabilität abnehmen, Schwangere können ihr ungeborenes Kind schädigen, zudem steigt nach Angaben der Apotheken-Umschau bei Frauen nach der Menopause das Risiko für Osteoporose und Hüftfrakturen, auch Haarausfall, trockene Haut, Kopfschmerzen oder Leberschäden sind möglich
- bei Vitamin B3 (Nicotinsäure) können Hautrötungen, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall (bis hin zu Stürzen bei deutlich höher dosierter medikamentöser Anwendung gegen eine Stoffwechselstörung), Durchfall, Herzbrennen, Bauchschmerzen und eine Leberschädigung auftreten
- bei Vitamin B6 sind vorübergehende Störungen der sensiblen Nerven möglich, die zu einer Gangunsicherheit führen können (progressive sensorische Neuropathie)
- bei Vitamin C berichtet Donatus Nohr, Professor am Institut für Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim, in der Apotheken-Umschau von Durchfall und Nierensteinen
- bei Vitamin D drohen wegen eines zu hohen Kalziumspiegels Übelkeit, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Nierensteine bis hin zur irreversiblen Schädigung der Nieren, Verkalkungen und Herzrhythmusstörungen, die Apotheken-Umschau nennt außerdem Appetitlosigkeit, Bauchkrämpfe und Erbrechen
- bei Vitamin E muss mit einer Blutungsneigung gerechnet werden
In der Apotheken-Umschau verweist Anke Weißenborn vom Bundesinstitut für Risikobewertung auf Studien, die bei deutlicher Überdosieurng von Vitamin B12, B6 oder Folsäure auf "teilweise erhöhte Krebsraten" schließen lassen. Spurenelemente wie Selen könnten in zu hoher Dosierung ein höheres Risiko für Prostatakrebs und Typ-2-Diabetes zur Folge haben.
Vitamin-Überdosierung: Was kann man dagegen tun?
Der beste Schutz ist eine gesunde Ernährung und ein Leben ohne Nahrungsergänzungsmittel. Wie sich zeigt, ist Letzteres aber nicht immer möglich. Und in bestimmten Lebensphasen oder -situationen sind die Präparate zur Vitaminzufuhr durchaus wichtig, denn wie das Zentrum für Gesundheit schreibt, können sie "auf schnellstem Weg eine Mangelerscheinung beseitigen oder Krankheiten vorbeugen".
Vor deren Einnahme sollte aber immer ärztlicher Rat eingeholt werden. Zudem gilt es, nicht mehr als die empfohlene Menge zu konsumieren.
Auch beim Auftreten der genannten Symptome einer Überdosierung ist die umgehende Kontaktaufnahme mit einem Arzt die beste Lösung. Denn die Folgen können schwerwiegend und sogar lebensbedrohlich sein.