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Vitamin D: Kann Sonnencreme einen Mangel auslösen?

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Vitamin D: Kann Sonnencreme einen Mangel auslösen?

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    Ohne Sonnencreme kann ein Urlaub am Strand schnell zum Albtraum werden. Aber hemmt das die Vitamin-D-Produktion?
    Ohne Sonnencreme kann ein Urlaub am Strand schnell zum Albtraum werden. Aber hemmt das die Vitamin-D-Produktion? Foto: Canva.com

    Vitamin D ist einzigartig, da der Körper es selbst mithilfe von Sonnenstrahlen produzieren kann. Zum Schutz vor Hautkrebs nutzen wir jedoch Sonnencreme. Hohe Strahlungsintensität fördert die Vitamin-D-Produktion, erhöht aber auch die Notwendigkeit für Sonnenschutz. Kann zu viel Sonnencreme einen Vitamin-D-Mangel auslösen?

    So bildet der Körper Vitamin D

    Wenn Sonnenlicht auf die Haut trifft, kann der Körper aus einer Vorstufe von Cholesterin das Vor-Vitamin-D, Cholecalciferol, machen, wie Ärztin und Stoffwechselexpertin Helena Orfanos-Boeckel in ihrem Ratgeber „Nährstofftherapie“ schreibt. Diese Vorstufe wird in der Leber zu 25-Hydroxyvitamin D (Calcidiol) umgewandelt und zur Niere transportiert, wo es anschließend in seine aktive Form 1,25-Dihydroxyvitamin D (Calcitriol) umgewandelt wird. Für diesen Prozess benötigt der Körper UVB-Strahlen.

    Sowohl UVA- als auch UVB-Strahlen können Hautkrebs verursachen, weshalb bei längerer Sonnenexposition eine gute Sonnencreme notwendig ist. Das hat aber einen Haken: „Sobald Sie Sonnenschutzmittel mit einem Schutzfaktor von über 10 auftragen, bilden Sie kein Vitamin D mehr in der Haut, denn die Mittel schirmen uns vor UVB-Licht ab“, schreibt Orfanos-Boeckel. Deshalb wird immer wieder diskutiert, ob Sonnencreme womöglich einen Vitamin-D-Mangel auslösen kann.

    Kann Sonnencreme einen Vitamin-D-Mangel auslösen?

    „Neuere Studien zeigen, dass auch bei höheren Lichtschutzfaktoren meistens kein Vitamin-D-Mangel auftritt“, sagt uns hingegen Dermatologe Michael Weidmann auf Anfrage. In Einzelfällen könne es laut dem Arzt aber tatsächlich zu einem Vitamin-D-Mangel kommen. „Bei diesem Patienten müsste eine entsprechende Laborüberprüfung erfolgen und eher selten ist auch eine Substitution mit Vitamin D erforderlich“, sagt er.

    Laut einer 2019 veröffentlichten Übersichtsarbeit im British Journal of Dermatology gibt es nur wenige Hinweise darauf, dass die Verwendung von Sonnencreme in realen Lebenssituationen den Vitamin-D-Spiegel signifikant senkt. Mehr als 70 Studien wurden in der Publikation ausgewertet.

    Obwohl frühere experimentelle Studien zeigen, dass Sonnencreme die Vitamin-D-Produktion bei künstlich erzeugter UV-Strahlung blockieren kann, zeigen Bevölkerungsstudien, dass die Verwendung von Sonnencreme im realen Leben keinen Vitamin-D-Mangel verursacht. Die Forscher betonen aber, dass bei einigen Untersuchungen nur ein geringer Lichtschutzfaktor von etwa 16 getestet wurde und es keine ausreichenden Daten für die Auswirkungen von sehr hochwirksamen Sonnencremes gibt.

    Genügend Vitamin D trotz Sonnencreme

    Die Zeit, die man sich in der Sonne aufhalten muss, um genügend Vitamin D zu produzieren, variiert je nach Hauttyp. Wichtig ist allerdings auch die geografische Lage und die Jahres- und Tageszeit. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz berichtet, reicht ein kurzer Aufenthalt im Freien bereits aus, wenn die UVB-Strahlungsintensität hoch ist. „Es genügt nach derzeitigen Erkenntnissen, Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis (...) auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde“, schreibt das Bundesamt. Für Hauttyp II wären das zwölf Minuten bei einem UV-Index von sieben. Wer sich länger in der Sonne aufhält, bekommt nicht mehr Vitamin D, sondern erhöht nur das „Risiko für UV-bedingte Gesundheitsschäden“.

    Wie gesundheitsinformationen.de schreibt, müssen helle Hauttypen beim Sonnenbaden für Vitamin D besonders vorsichtig sein. Das ist die maximale Eigenschutzzeit:

    • Hauttyp I: Sonnenbrand nach 10 Minuten
    • Hauttyp II: Sonnenbrand nach 20 Minuten
    • Hauttyp III: Sonnenbrand nach 30 Minuten
    • Hauttyp IV: Sonnenbrand nach 50 Minuten
    • Hauttyp V: Sonnenbrand nach 60 Minuten
    • Hauttyp VI: Sonnenbrand nach mehr als 60 Minuten

    Wann sollte man Sonnencreme auftragen und wann Vitamin D tanken?

    Laut dem Australian Skin and Skin Cancer Research Centre sollten sich Menschen am UV-Index und ihrem Hauttyp orientieren und abwägen, wie viel Zeit in der Sonne und wie viel Sonnenschutz sinnvoll ist, um genügend Vitamin D produzieren zu können. Hier der Überblick:

    • Menschen mit hohem Hautkrebsrisiko (Hauttyp I & II) sollten sehr vorsichtig mit Sonnenexposition umgehen und längere Aufenthalte im Freien bei einem UV-Index über 3 vermeiden oder einen umfassenden Sonnenschutz nutzen. Wer sich kaum im Freien aufhält, erhöht aber das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel. Menschen mit hellem Hauttyp sollten daher am frühen Morgen Vitamin D tanken.
    • Menschen mit mittlerem Hautkrebsrisiko (Hauttyp III und IV) sollten ausreichend Sonnenschutz verwenden, aber gleichzeitig eine längere Zeit im Freien verbringen, um einen Vitamin-D-Mangel zu vermeiden. Sonnencreme sollte Teil der täglichen Routine sein, wenn der UV-Index 3 oder höher ist, da es wenig Hinweise darauf gibt, dass dies das Risiko eines Vitamin-D-Mangels erhöht.
    • Menschen mit geringem Hautkrebsrisiko (Hauttyp V und VI) benötigen eine hohe Dosis an UV-B-Strahlen, um ausreichend Vitamin D zu produzieren. Sonnencreme ist laut dem Cancer Research Centre nur notwendig, wenn sie bei einem sehr hohen UV-Index lange Zeit in der Sonne verbringen.

    Übrigens: Ein Vitamin-D-Mangel kann auch Müdigkeit auslösen. Es besteht auch ein Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und Übergewicht. Wie lange es dauert, einen Vitamin-D-Mangel zu beheben, hängt auch mit dem Körpergewicht zusammen.

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