Protonenpumpenhemmer werden unter anderem bei Magenschleimhautentzündungen und Sodbrennen verschrieben. Sie sind besser bekannt unter den Wirkstoffnamen: Pantoprazol und Omeprazol. Pantoprazol gehört laut der Deutschen Apothekerzeitung zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln in Deutschland, zusätzlich ist das Medikament auch rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Mehr als 60 Prozent des Umsatzes für Magen-Darm-Mittel werden mit Protonenpumpenhemmern erzielt.
Aber was viele nicht wissen: Protonenpumpenhemmer sind ein Vitamin-Räuber - vor allem der Vitamin-B12-Spiegel ist betroffen.
So wirken Protonenpumpenhemmer im Körper
Laut dem Pharmaindex Gelbe Liste gehört das bekannte Arzneimittel Pantoprazol zu den sogenannten Protonenpumpeninhibitoren (PPI). Die Protonen-Kalium-Pumpe H+/K+-ATPase ist im Magen für die Säureproduktion verantwortlich. PPIs hemmen diesen Prozess, sodass erst gar keine Magensäure gebildet wird. Dadurch haben die Schleimhäute Zeit, sich zu erholen.
Wie Ärztin und Stoffwechselexpertin Helena Orfanos-Boeckel in ihrem Ratgeber "Nährstofftherapie - der Praxisleitfaden" berichtet, sorgt eine längerfristige Einnahme von PPIs dafür, dass der Darm basischer wird. Das sei aber auf Dauer nicht gesund und könne zu einem Ungleichgewicht der Darmbakterien führen.
Vitamin-B12-Mangel: Diese Rolle spielen Protonenpumpenhemmer
Vitamin B12 wird vom Körper nicht selbst hergestellt und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Abgespalten wird das Vitamin aber erst mithilfe der Magensäure. Da Vitamin B12 aus chemischer Sicht eines der komplexesten Vitamine ist, muss es laut Orfanos-Boeckel anschließend erst über ein Transportprotein aus der Magenschleimhaut, dem sogenannten Intrinsic Factor weitertransportiert werden, damit es vom Körper verarbeitet werden kann. Wer unter einer Magenschleimhautentzündung leidet, hat demnach zwei Risikofaktoren: Bei schwachen Schleimhäuten steht das Transportprotein in geringeren Mengen zur Verfügung und durch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern fehlt Magensäure, um Vitamin B12 aus Lebensmitteln überhaupt freizusetzen.
Wie das Deutsche Ärzteblatt in einem Medizinreport aus dem Jahr 2014 berichtet hatte, wurde aus diesem Grund in den USA eine große Fallstudie durchgeführt. Dabei wurden 25.956 Patienten mit einem diagnostizierten Vitamin-B12-Mangel mit 184.199 Patienten ohne B12-Mangel verglichen. Die Ergebnisse im Überblick:
- Die Verwendung von PPIs und H2-Blockern über mehr als zwei Jahre erhöhte signifikant das Risiko eines Vitamin-B12-Mangels. Die Odds Ratio (OR) betrug 1,65 für PPI und 1,25 für H2-Blocker. Die OR ist eine statistische Kennzahl, die die Stärke eines Zusammenhangs zweier Merkmale wiedergibt. Sie gibt keine Wahrscheinlichkeiten, sondern das Verhältnis wieder.
- Ein stärkerer Zusammenhang zeigte sich bei höheren Dosen von PPIs (mehr als 1,5 Tabletten/Tag) mit einer OR von 1,95.
- Frauen und jüngere Patienten unter 30 Jahren zeigten ein höheres Risiko für einen B12-Mangel bei PPI-Gebrauch im Vergleich zu Männern und älteren Patienten.
Vitamin-B12-Mangel und Protonenpumpenhemmer: Das sind die Folgen
Laut Ärztin Helena Orfanos-Boeckel können PPIs auf Dauer das Risiko einer Osteoporose erhöhen. Wie die Deutsche Apothekerzeitung berichtet, wird ein niedriger Vitamin-B12-Spiegel auch mit einer Folsäure-Unterversorgung in Verbindung gebracht. Auch der Homocystein-Spiegel kann steigen, eine Aminosäure, die wichtig für die Blutgefäße ist. Bei hohen Konzentrationen im Blut kann laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz in Österreich das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigen.
"Apotheker sollten Patienten, die regelmäßig Protonenpumpenhemmer zur Senkung der Magensäuresekretion einnehmen – vor allem ältere Menschen mit Polypharmakotherapie – aktiv auf die Bedeutung der Vitamin-B12-Versorgung und die potenziellen Störungen durch Säureblocker hinweisen", schreibt die Deutsche Apothekerzeitung. Bei einem starken Vitamin-B12-Mangel kommen hoch dosierte Injektionen infrage, dabei können aber auch Nebenwirkungen auftreten.
Orfanos-Boeckel rät allen, die PPIs länger als zwei bis drei Monate nehmen müssen, zusätzlich 1000 Mikrogramm Vitamin B12 zu supplementieren und ihren Vitamin-D-Haushalt prüfen zu lassen. Zusätzlich sollten die Vitamin-B12-Spiegel im Blut regelmäßig kontrolliert werden.