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Verkehr: Unfallstudie zu Radfahrern und Fußgängern

Verkehr

Unfallstudie zu Radfahrern und Fußgängern

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    Bei einem Crashtest stoßen ein Lastenfahrrad und ein Fußgänger zusammen.
    Bei einem Crashtest stoßen ein Lastenfahrrad und ein Fußgänger zusammen. Foto: Guido Kirchner, dpa

    Fast lautlos stößt das Lastenrad mit dem Fußgänger zusammen. Der Fahrer des Rades knallt mit dem Kopf auf den Asphalt. Auch der Fußgänger liegt am Ende mit dem Kopf auf dem Boden. Durch die Wucht des Aufpralls durch das schwere Gerät dürften die Beine und Knöchel mehrfach gebrochen sein. Das zumindest vermutet Siegfried Brockmann nach dem Crashtest am Donnerstag in Münster.

    Mit dem Versuch zeigte der Leiter Unfallforschung der Versicherer, was passieren kann, wenn ein gehender Fußgänger und ein mit rund 24 Stundenkilometern schneller Radfahrer zusammenprallen.

    Appell an Radfahrer zu mehr Rücksichtnahme

    Wenn man über Unfallgefahren im Straßenverkehr spricht, denkt man vor allem an Autos und Lastwagen, die immer wieder Fußgänger und Radfahrer erfassen und oft schwer verletzen oder töten. In einer neuen Studie geht es dem Unfallforscher darum, auf Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern aufmerksam zu machen. Brockmann und sein Team haben die

    Brockmann appelliert vor allem an die Radfahrer, mehr Rücksicht zu nehmen, auch mit Blick auf kommende Jahre: Er geht davon aus, dass sich die Zahl dieser Unfälle weiter dynamisch nach oben entwickeln wird. "Fahrräder nehmen zahlenmäßig und nach Fahrleistung deutlich zu und mit E-Bikes und Lastenrädern werden sie auch schneller und schwerer", sagte Brockmann. Die Bevölkerung werde auf der anderen Seite immer älter. Deshalb müsse jetzt rasch und energisch gegengesteuert werden.

    Parkende Autos als Problem

    Die meisten der analysierten Unfälle passierten auf dem Radweg (54 Prozent), es folgten

    In vielen Fällen sind laut Studie auch parkende Autos ein Problem. Brockmann fordert, dass bei einer Unfallhäufung die Parkflächen hier entfernt werden müssen. Für Radler freigegebene Fußgängerzonen sollte es nach Brockmanns Meinung nicht mehr geben. Hier sei es unrealistisch, dass die Radfahrer die vorgeschriebene Rücksicht auch einhalten würden. Auch von Radwegen, in denen die Radfahrer in beide Richtungen fahren dürfen, rät er ganz ab: "Zweirichtungsradwege sind der Teufel."

    Die zurzeit schlechte Infrastruktur in Deutschland sei für den Unfallforscher grundsätzlich aber "keine Ausrede". "Wo der Konflikt zwischen Radfahrer und Fußgänger erkennbar und erwartbar ist, darf ich erwarten, dass das Problem nicht mit der Klingel gelöst wird", sagte Brockmann. "Radfahrer und Fußgänger sitzen nicht in einem Boot." Er sei mit dem Verhalten vieler Radfahrer nicht einverstanden.

    Wachsender Radverkehr und schmale Wege

    Der Fahrradverband ADFC sieht in der Infrastruktur ein großes Problem, die Straßen seien auf den wachsenden Radverkehr überhaupt nicht eingestellt. "Gute Radwege fehlen überall. Was wir vorfinden, ist ein verwirrendes und teils gefährliches Flickwerk an Lösungen. Oft sind Radwege viel zu schmal, zugeparkt und gefährlich", sagte ADFC-Sprecherin Stephanie Krone nach Veröffentlichung der Studie am Donnerstag - und forderte geschützten Raum für den

    Außerdem sagte sie: "Zahlreiche Unfälle passieren übrigens auch dadurch, dass Fußgänger Radwege oder Fahrbahnen betreten, ohne sich umzuschauen." Sie warb dabei für den Schulterblick. "Nur Autos kann man schon am herannahenden Lärm erkennen, Radfahrende hingegen sind leise unterwegs." Sie ergänzte, dass aber auch Radfahrer Fußgängern gegenüber besondere Rücksicht walten lassen sollten. Gerade bei schlechten Infrastrukturbedingungen müssten sich alle Verkehrsteilnehmer an die Regeln halten.

    Brockmann geht bei den Unfallzahlen übrigens von einer hohen Dunkelziffer aus. Im Gegensatz zu Pkw-Unfällen, wo in der Regel die Polizei wegen der Versicherung eingeschaltet wird, werden Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern oft nicht gemeldet.

    (Von Carsten Linnhoff, dpa)

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