Zu den Glücksmomenten des einsetzenden Winters zählt Jahr für Jahr das Anziehen des monatelang in den Tiefen des Kleiderschrankes verschwundenen Mantels. Nicht nur, dass er Wärme spendet - eine Charaktereigenschaft, die von CO2-Ausstoß zu CO2-Ausstoß weniger bedeutend wird. Er, also der Mantel, ist bei seinem Premieren-Überwurf zudem eine wollsynthetische Schatztruhe mit Ärmeln. In den Taschen befinden sich Relikte längst vergessener Epochen. Die Pfandmünze vom aus der Kontrolle geratenen Weihnachtsmarktbesuch 2017. Ein Feuerzeug, das an die letzte gerauchte Zigarette vor dem auf gutem Vorsatz beruhenden Verzicht an Silvester 2014 erinnert. Allerhand zerfledderte Taschentücher - Reminiszenz an teuflische Männerschnupfen. Bisher galten Münzen und Geldscheine als wertvollste Überbleibsel vergangener Winter.
Im Sommer lässt sich ähnliches Glück erleben. Dann sind Shorts ein verlässlicher Hort zurückgelassener Reichtümer. In diesem Jahr nun könnten Sommer und Winter aufeinander fallen, beziehungsweise für einen bayerischen Glücksritter könnte am selben Tag Ostern und Weihnachten gefeiert werden. Seit dem 6. August 2022 fehlt der Gewinner von 1.077.777 Euro. So viel Geld würde der anonyme Spieler erhalten, der seinen Lottoschein an einer Annahmestelle abgegeben hat. „Schauen Sie in Ihre Jackentaschen, Schubladen, Hand- oder Aktentaschen, Geldbeutel oder wo Sie sonst Spielquittungen aufbewahren“, rät Lotto Bayern. Es sei doch reichlich ungewöhnlich, dass sich ein Gewinner so lange nicht meldet, sagt eine Sprecherin.
In den Shorts zu wühlen, könnte sich also lohnen. Möglicherweise befindet sich dort kein Lottoschein, dann aber zumindest eine Muschel, die an den letzten Urlaub erinnert. Auch schön.
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