Im Sommermärchen-Prozess um die Geldflüsse rund um die WM 2006 hat die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler die Aufklärungsarbeit des Deutschen Fußball-Bundes kritisiert. Das vom DFB im Jahr 2020 beauftrage Beratungsunternehmen Esecon habe eine «wunderbare Fleißarbeit» geleistet, sagte Distler. Letztlich sei von der Kanzlei Freshfields, die zuvor mit der Aufarbeitung beauftragt war, und der Schweizer Bundesanwaltschaft abgeschrieben worden.
Am Donnerstag war der frühere DFB-Präsident Fritz Keller als Zeuge geladen. Zur Aufklärung konnte der 67-Jährige kaum etwas beitragen. Im Kern ging es an diesem Verhandlungstag um ein Gespräch von Keller mit dem früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt im Beisein eines Esecon-Mitarbeiters. Das Protokoll dieses Gesprächs, in dem es um den Vorwurf des Stimmenkaufs für die WM 2006 gegangen sein soll, ist von Schmidt nicht autorisiert.
Ex-DFB-Präsident Zwanziger vor Gericht
Das Verfahren vor dem Landgericht Frankfurt war Anfang März gegen Schmidt und die beiden früheren DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall eröffnet worden. Im September wurde das Verfahren gegen Niersbach gegen eine Geldauflage von 25.000 Euro eingestellt, zuvor war das Verfahren gegen Schmidt aus gesundheitlichen Gründen abgetrennt worden. Die drei Beschuldigten haben den Vorwurf stets strikt zurückgewiesen.
Im Kern geht es um eine Zahlung von 6,7 Millionen Euro, die der DFB im April 2005 über den Weltverband FIFA an den französischen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus überwiesen hatte, und den steuerlichen Umgang damit. Drei Jahre zuvor hatte Franz Beckenbauer, bei der WM 2006 Organisationschef, ein Darlehen in ähnlicher Höhe von Louis-Dreyfus erhalten. Diese 6,7 Millionen Euro waren beim früheren FIFA-Vizepräsidenten Mohammed bin Hammam in Katar gelandet. Der Grund dafür ist weiterhin unklar, daran hatten auch die vom DFB beauftragen Untersuchungen nichts geändert.
Viel Geld für wenig Aufklärung?
Für die Aufarbeitung der Vorgänge durch Freshfields und Esecon nach Bekanntwerden der Affäre im Herbst 2015 hatte der DFB viel Geld ausgegeben. Keller, der von 2019 bis 2021 DFB-Präsident war, gab an, die Esecon-Nachforschung habe einen sechsstelligen Betrag gekostet. «Es wurde sehr viel Geld ausgegeben, von dem man auch Steuern hätte bezahlen können oder andere Sachen», sagte die Vorsitzende Richterin Distler.
Bis zum Jahresende stehen noch zwei Verhandlungstermine auf dem Programm. Für den 19. Dezember ist die frühere Sekretärin von Niersbach geladen, am 20. Dezember sollen Unterlagen zu bin Hammam verlesen werden.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden