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Vegane Ernährung bei Kindern: Welche positiven und negativen Auswirkungen gibt es?

Gesundheit

Vegane Ernährung bei Kindern: Ist sie gesund?

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    Eine vegane Ernährung gilt als gesund. Ist sie auch für Kinder und Jugendliche geeignet?
    Eine vegane Ernährung gilt als gesund. Ist sie auch für Kinder und Jugendliche geeignet? Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild)

    Vegane Ernährung liegt im Trend. Einer Umfrage von Statista zufolge hat sich die Zahl der Personen, die sich selbst als Veganerin oder Veganer bezeichnen, von 2015 bis 2023 fast verdoppelt. Während sich 2015 0,85 Millionen Menschen als Veganer verstanden - 2016 waren es nur 0,8 Millionen -, ist die Zahl bis 2022 auf 1,58 Millionen gestiegen und für 2023 leicht abgefallen auf 1,52 Millionen. Befragt wurden Menschen ab 14 Jahren.

    Wie sieht es aber eigentlich mit veganer Ernährung bei Jugendlichen und Kindern aus? Ist sie gesund? Welche positiven und negativen Auswirkungen gibt es? Eine internationale Forschungsgruppe hat sich in einer Meta-Analyse mit genau dieser Frage befasst und gibt einen Überblick über die gesundheitlichen Effekte.

    Vegane Ernährung: Worauf ist im Allgemeinen zu achten?

    Ganz allgemein gilt eine vegane Ernährung als gesund und umweltfreundlich. Außerdem wird Veganerinnen und Veganern laut der Techniker Krankenkasse (TK) ein gesundheitsbewusster Lebensstil mit einer fettarmen Ernährung, viel Bewegung, keinen Zigaretten und kaum Alkohol nachgesagt.

    Der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zufolge sollten Menschen, die sich vegan ernähren aber ihren Nährstoffbedarf im Blick behalten. So entsteht insbesondere bei einer rein pflanzlichen Ernährung leicht ein Mangel an Vitamin B12, das fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt. Außerdem kann auch die ausreichende Aufnahme von Protein, Vitamin D, Eisen und Jod schwierig sein.

    Vegane Ernährung bei Kindern: Welche positiven und negativen Auswirkungen gibt es?

    Da es laut dem Portal Kinder- und Jugendärzte im Netz, das vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (BVKJ) herausgegeben wird, bislang keine ausreichenden Belege für die gesundheitlichen Auswirkungen einer veganen Ernährung bei Kindern und Jugendlichen gab, hat sich ein internationales Forschungsteam dem Thema angenommen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, Tschechien und Irland haben für ihre Übersichtsarbeit, die im Oktober 2023 im Fachjournal Critical Reviews in Food Science and Nutrition veröffentlicht wurde, 18 Studien analysiert. Zu welchem Ergebnis sind sie gekommen?

    Grundsätzlich stellte das Forschungsteam sowohl positive als auch negative gesundheitliche Auswirkungen einer veganen Ernährung bei Kindern und Jugendlichen fest. Diese Erkenntnisse wurden laut news-medical.net in der Meta-Analyse genannt:

    • Nährstoffaufnahme: Vegane Kinder nahmen mehr Kohlenhydrate, Ballaststoffe und mehrfach ungesättigte Fettsäuren auf als Kinder, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel (omnivor) aßen. Aber bei veganen Kindern wurde auch eine geringere Aufnahme von Proteinen, gesättigten Fettsäuren und Cholesterin festgestellt.
    • Vitamin- und Mineralstoffaufnahme: Vegane Kinder nahmen im Vergleich zu omnivoren Kindern mehr Folsäure, Vitamin C und Vitamin E, Magnesium, Kalium sowie Eisen zu sich. Bei Vitamin B2 ist es umgekehrt. Aber in der Meta-Analyse war der Vitamin-B12-Spiegel im Blut bei veganen Kindern aufgrund der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln höher als bei der Vergleichsgruppe.
    • Größe, Gewicht und BMI: Im Vergleich zu omnivoren Kindern waren vegane Kinder in der Meta-Analyse etwas kleiner. Den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zufolge könnte die Abweichung allerdings auch darauf zurückzuführen sein, dass in einer der untersuchten Studien jüngere vegane Kinder einbezogen wurden. Unter Ausschluss dieser Studie gab es keine signifikanten Unterschiede in der Körpergröße mehr. Auch in Bezug auf das Körpergewicht und den Body-Mass-Index (BMI) unterschieden sich die beiden Gruppen kaum.
    • Stoffwechsel: Bei vegan lebenden Kindern wurden im Blut niedrigere Spiegel von High-Density-Lipoprotein (HDL) - laut netdoktor.de ist HDL ein Transportmolekül für Cholesterin im Blut und gilt als gutes Cholesterin -, von Low-Density-Lipoprotein (LDL) - laut netdoktor.de wird LDL als schlechtes Cholesterin bezeichnet, weil es trotz seiner wichtigen Transportfunktion für Cholesterin im Blut Arteriosklerose begünstigt - und vom Gesamtcholesterin festgestellt als bei omnivoren Kindern. Vergleichbar waren die Blutwerte beider Gruppen jedoch für Triglyceride, Hämoglobin, Holotranscobalamin - das ist ein Marker für Vitamin B12 - und Homocystein.

    Was bedeuten diese Unterschiede nun aber konkret? Den Autorinnen und Autoren der Meta-Analyse zufolge gibt es sowohl positive als auch negative Auswirkungen einer rein pflanzlichen Ernährung bei Kindern und Jugendlichen. 

    So nehmen vegane Kinder möglicherweise weniger Eiweiß zu sich und haben niedrigere Vitamin-B12-Spiegel, wenn sie keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Auch könne die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D sowie der Knochenmineralgehalt bei Veganerinnen und Veganern niedriger sein. Während vegane Kinder weniger entzündungsfördernden Fettsäuren ausgesetzt sind, ist allerdings auch die Aufnahme essenzieller Fettsäuren geringer. Die beobachteten niedrigen LDL- und Gesamtcholesterinwerte könnten allerdings auf ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hinweisen.

    Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die bloße Beobachtung statistisch signifikanter Unterschiede zwischen Kindern, die sich vegan ernähren, und Kindern, die sowohl pflanzliche als auch tierische Lebensmittel essen, in Bezug auf mögliche Mangelrisiken oder andere gesundheitliche Folgen nicht aussagekräftig ist. Kritische Nährstoffe und Biomarker müssten demnach durch Bluttests überwacht werden. Da es sich dabei um regelmäßige invasive Eingriffe handelt, müsse die Überwachung bei einer veganen Ernährung gegen das Wohl des Kindes abgewogen werden. Als Alternative zu Standard-Bluttests nennt die Meta-Analyse eine qualifizierte Ernährungsberatung, die Überwachung bestimmter Biomarker im Urin oder eine Sonographie für Parameter der Knochengesundheit.

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