Zwei Superstars, eine gescheiterte Ehe, Drogen- und Gewaltvorwürfe, wüste Streitereien und Beschimpfungen – und nun ein aufsehenerregender Prozess. Der Verleumdungsprozess zwischen Johnny Depp und Amber Heard kann wohl schon jetzt als der spektakulärste Prozess unter Prominenten im Jahr 2022 bezeichnet werden. Nun ist ein Urteil gefallen. Doch wie fiel dieses aus und worum ging es in dem Prozess? Der große Überblick.
Depp feiert Sieg in Prozess gegen Heard
Das Anwaltsteam von Johnny Depp lag sich nach der Urteilsverkündung in den Armen. Der Schauspieler selbst war gar nicht vor Ort, da er beruflich in Großbritannien weilte. Seine Ex-Ehefrau Amber Heard kämpfte gegen Tränen an. Depp feierte einen Sieg in dem aufsehenerregenden Prozess, der viele schmutzige Anschuldigungen auf beiden Seiten vereinte. Heard muss ihm 15 Millionen Dollar an Schadensersatz zahlen. Der schwache Trost für die Schauspielerin: Auch sie bekommt zwei Millionen Dollar von Depp zugesprochen, welche von der Summe abgezogen werden.
Noch wichtiger als das Geld dürfte Depp aber seine öffentliche Rehabilitation sein. Die Jury schenkte Heards Schilderungen von Missbrauch und Gewalt in der Beziehung keinen Glauben, Depp ist damit auch seinen Ruf als Ehepartner los, der durch häusliche Gewalt auffiel. Heard bekam in ihrer Gegenklage insofern Recht, dass Depps Ex-Anwalt Adam Waldman ihrem Ruf schadete.
Worum ging es in dem Prozess zwischen Depp und Heard?
Der Aufhänger für den Prozess war ein Kommentar in der Washington Post aus dem Jahr 2018. In diesem ging es um häusliche Gewalt, Schauspielerin Amber Heard kam darin zu Wort. Sie erzählte unter anderem, Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein. Den Namen ihres Ex-Manns Johnny Depp erwähnte sie dabei nicht, doch der Schauspieler sah seinen trotzdem massiv durch den Artikel geschädigt. Er behauptete, dass er wegen der, aus seiner Sicht falschen Aussagen seiner Ex-Frau, unter anderem seine Paraderolle bei "Fluch der Karibik" als Jack Sparrow verlor.
Depp hatte Heard wegen Rufschädigung und damit verbundenen Einnahmeausfällen sowie Verleumdung auf 50 Millionen (knapp 48 Millionen Euro) US-Dollar Schadensersatz verklagt. Heard hatte darauf mit einer Gegenklage reagiert. Sie fordert Schadensersatz von Depp in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (rund 95 Millionen Euro). Sie begründete ihre Gegenklage vor allem damit, dass sie ihren Ruf durch die Anschuldigungen von Depp geschädigt sieht.
Hintergrund: Die Ehe von Heard und Depp
Die Geschichte von Heard und Depp begann im Jahr 2009. Sie lernten sich bei den Dreharbeiten des Films "The Rum Diary" kennen, in denen beide die Hauptrollen einnahmen. Zwei Jahre später begann die Romanze bei einer Werbetour für den Streifen, welche im Jahr 2015 zur Hochzeit führte. Kurz vor dem Beginn der Beziehung hatte sich Depp von Vanessa Paradis getrennt. Die französische Schauspielerin war seine langjährige Partnerin gewesen.
15 Monate nach der Hochzeit reichte Heard die Scheidung ein. Später warf sie ihrem Mann häusliche Gewalt vor, was schließlich zum Prozess führte.
Heard und Depp vor Gericht: Wie lief der Prozess ab?
Der viel beachtete Prozess findet im US-Bundesstaat Virginia statt. Das hat den Grund, dass die Washington Postihren Sitz in dem dortigen Bezirk Fairfax hat und auch die Online-Server der Zeitung in Virginia stationiert sind. Der Prozess begann am 12. April und wird seitdem von zahlreichen Reportern und Zuschauern begleitet. Teilweise schlugen einige Menschen ein Nachtlager vor dem Gerichtsgebäude auf, um einen der wenigen Plätze an einem der Prozesstage zu erhalten.
Zunächst startete Depp mit seiner Sicht der Dinge. Der 58-Jährige war vier Tage lang im Zeugenstand. Am 4. Mai ging dann die 36 Jahre alte Heard in den Zeugenstand und sagte ebenfalls vier Tage lang unter Eid aus. In dem Prozess kamen bereits Polizisten, Finanzberater, Angestellte Depps, Assistenten der Schauspieler und Psychologen zu Wort. Auch Videos, Audioaufnahmen und Chats werden von beiden Seiten aufgeführt.
Wann fiel ein Urteil im Prozess um Depp und Heard?
Die zuständige Richterin Penney Azcarate räumte am 27. Mai den Weg für die Schlussplädoyers frei. Dann lag die Entscheidungsgewalt in den Händen der Jury, die schnellstmöglich zu einem Urteil kommen wollte. Dieses wurde am Mittwoch, den 1. Juni verlesen.
Prozess um Depp und Heard: Gab es einen Livestream?
Das Team von Depp beantragte einen öffentlichen Prozess. Dem wurde vom Gericht stattgegeben, weswegen auch die Prozesstage in voller Länge im Livestream zu sehen waren.
Welche Vorwürfe machten sich Depp und Heard?
Zu Beginn des Prozesses in Virginia sagte Depp unter Eid aus, dass er Heard niemals geschlagen habe. Er räumte ein, dass es immer wieder heftigen Streit in der Beziehung gegeben habe, "aber niemals bin ich an den Punkt gekommen, Miss Heard auf irgendeine Weise zu schlagen, noch habe ich jemals in meinem Leben eine Frau geschlagen", sagte Depp aus. Heard schrieb er hingegen ein "Bedürfnis nach Gewalt" zu.
Depp warf der "Aquaman"-Schauspielerin vor, ihn geschlagen zu haben. Auch eine Wodkaflasche soll sie nach ihm geworfen und ihm dabei die Kuppe des Mittelfingers abgetrennt haben. Für Aufregung sorgte auch der Vorwurf, dass Heard Kot in seinem Bett hinterlassen haben soll.
Heard behauptete hingegen, dass der Kot von Depps Hund stammte, der unter Verdauungsproblemen litt, da er das Marihuana des "Fluch der Karibik"-Stars gefressen habe. Sie berichtete zudem von körperlichen und sexuellen Misshandlungen, welche Depp ihr zugefügt habe. Depp soll außerdem eifersüchtig gewesen sein und Probleme mit Sex- und Nacktszenen von seiner Partnerin gehabt haben.
Depp fiel in einer Verhandlungspause mit der Aussage auf, dass Heard im Zeugenstand die "Schauspielleistung ihres Lebens" abliefern würde. Depps Sprecher ließ außerdem mitteilen, dass ständig "neue und passende Details" bei den Erinnerungen von Heard auftauchen würden. Heard hatte während des Prozesses ihr Verteidiger-Team gewechselt. Ein Sprecher der Schauspielerin konterte die Aussagen von Depps Sprecher, indem er erklärte, dass man durch die Reaktion sehe, wie die Klage von Depp auseinanderfällt.
Moss sagte im Depp-Heard-Prozess aus
Am Mittwoch soll im Prozess eine brisante Zeugin aussagen. Laut New York Post wird Topmodel Kate Moss in den Zeugenstand gehen. Sie ist die Ex-Freundin von Depp und könnte im Prozess für eine Wende sorgen. Das Anwaltsteam von Depp, und wohl auch er selbst, erhoffen sich von Moss nämlich Aussagen, die Heard der Lüge überführen könnte.
Heard hatte behauptet, dass Depp seine Ex-Freundin Moss von der Treppe gestoßen habe. Als dies geschah, hatte Depps Anwalt die Faust in die Höhe gereckt und ein breites Lächeln aufgelegt. Durch die Aussage bekam er auch das Recht, Moss als Zeugin für den Prozess zu gewinnen. Die Aussagen der 48-Jährigen werden mit Spannung erwartet.
Jury fällte Urteil nach drei Tagen
Am Freitag beriet sich die siebenköpfige Jury zum ersten Mal. Nach einer Pause kam sie am Dienstag wieder zusammen und hatte nach einer neunstündigen Beratung eine Nachfrage an das Gericht. Am Mittwoch entschied die Jury dann nach einer dreitägigen Beratung.