Nach heftigen Unwettern suchen seit mehreren Tagen Überschwemmungen und Überflutungen Slowenien heim. Es soll sich um die schwerste Naturkatastrophe in der Geschichte des Landes seit 1991 handeln. Doch die Gefahr ist nach wie vor nicht gebannt: Weil die Böden durch den Regen stark aufgeweicht sind, drohen Erdrutsche. Ein Überblick über die aktuelle Lage, die betroffenen Gebiete und Infos für Reisende.
Die slowenische Regierung hat Unterstützung von der EU und von der Nato angefordert. Die Bundeswehr schickt zwei Hubschrauber in die Katastrophenregion. Heute will sich auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ein Bild von der Lage machen.
Unwetter in Slowenien: Dammbruch und vier Tote
Die heftigen Regenfälle haben in Slowenien seit Freitag erhebliche Schäden angerichtet. Sie sorgen dafür, dass mehrere Flüsse und Gewässer überlaufen. An der Mur ist am Samstagabend ein Damm gebrochen. Rund 500 Menschen mussten allein dadurch ihre Wohnungen verlassen. Zahlreiche Dörfer im ganzen Land wurden am Wochenende evakuiert, weil sie von Schlammlawinen und Erdrutschen bedroht wurden. Die Lage ist auch zur Mitte der neuen Woche nach wie vor angespannt.
Auch die Infrastruktur ist betroffen: Straßen und Bahngleise standen unter Wasser und waren deshalb gesperrt. Einige Dörfer wurden seit Freitag von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten teilweise per Hubschrauber mit Trinkwasser und Essen versorgt werden. Viele Strom- und Wasserleitungen sind zerstört. Bei mindestens vier Todesfällen wird aktuell geprüft, inwiefern diese in Zusammenhang mit den Unwettern stehen.
Überschwemmung in Slowenien: Betroffene Regionen
Die Überschwemmungen betreffen vor allem den Norden und das Zentrum des Landes. Nahe der österreichischen Grenze ist die Lage besonders schlimm, etwa in Crna na Koroskem. Am Wochenende wurde die Alarmstufe Rot unter anderem in der Hauptstadt Ljubljana und den Städen Maribor und Celje ausgerufen. Laut der Nachrichtenagentur STA sind am Montag die Täler rund um diese Flüsse nach wie vor von starkem Hochwasser betroffen:
- Save
- Drau
- Mur
In der Nacht auf Montag rückte die Feuerwehr 57-mal zu Einsätzen aus, schwerpunktmäßig im Norden Sloweniens. Besonders in der Umgebung um die beiden Städte Murska Sobota und Slovenj Gradec wurde in der Nacht Hilfe benötigt.
Parallel haben die Aufräumarbeiten begonnen. Das Schlimmste scheint mit dem Wochenanfang vorbei zu sein. Der slowenische Wetterdienst Arso sagt für Montag nur noch vereinzelt Regen und Gewitter voraus, hauptsächlich im Norden des Landes. Auch in den kommenden Tagen werden kaum noch Niederschläge mehr erwartet. Der Pegelstand der Mur begann am Sonntag sogar wieder zu sinken. Gefahr für Erdrutsche herrscht jedoch weiterhin. Die Böden sind stark aufgeweicht.
Der slowenische Ministerpräsident Robert Golob schätzt den Gesamtschaden bisher auf mehr als 500 Millionen Euro. Über den Katastrophenschutzmechanismus der EU hat die slowenische Regierung 30 Bagger, 30 Spezialfahrzeuge zur Regulierung von Wasserläufen sowie vorgefertigte Brücken von bis zu 40 Metern Länge bestellt. Auch Militärhubschrauber soll das Land angefordert haben. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte die Lage in Slowenien auf Twitter "herzzerreißend" und sicherte dem Land Hilfe zu.
Autobahnsperrung in Slowenien und Österreich wegen Unwettern aufgehoben
Der österreichische Automobil-Club ÖAMTC teilt mit, dass auch am Montag aufgrund der Unwetter in Slowenien weiterhin mit Straßensperrungen und Behinderungen gerechnet werden müsse. Die Autobahn A1, die zeitweise gesperrt war, wurde am Samstagnachmittag wieder freigegeben. Auch der Grenzübergang Loibltunnel (B91) wurde am Samstagabend wieder freigegeben.
Besonders von Einschränkungen betroffen sind die Regionen rund um die drei Flüsse. Rund um Lubljana und im Triglav-Nationalpark ist die Lage weniger schlimm. Im Bahnverkehr gibt es ebenfalls nach wie Unterbrechungen. Weitere Informationen dazu gibt es auf der Seite des ÖBB.