Fahrzeuge, die mitsamt ihren Insassen von den reißenden Fluten fortgerissen wurden. Menschen, die sich verzweifelt an Bäumen festklammerten, um nicht zu ertrinken. Familien, die auf Hausdächer flüchteten, weil das Wasser auf den Straßen mehrere Meter hoch stieg. Die schlimmste Unwetterkatastrophe seit Jahrzehnten löste in der spanischen Mittelmeerregion Valencia binnen weniger Stunden apokalyptische Szenen aus.
Nach vorläufigen Angaben starben mindestens 92 Menschen in den Regenmassen, die die Straßen in der Stadt Valencia und in vielen umliegenden Dörfern in wilde Flüsse verwandelten. Dutzende Menschen wurden vermisst. Die Zahl der Opfer dürfte also noch steigen. Auch in Nachbarprovinzen gab es mehrere Tote.
Unwetter in Spanien: Mancherorts regnete es 500 Liter pro Quadratmeter
Der Albtraum begann bereits am Dienstag, als extremer Starkregen über Valencia niederging – so, wie ihn die Region seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hatte. Bis Mittwochmorgen fielen mancherorts bis zu 500 Liter pro Quadratmeter. Das entspricht der Regenmenge, die hier normalerweise in einem ganzen Jahr gemessen wird.
„Bitte schickt uns Hilfe”, flehte ein Mann namens Juan in sein Telefon, als er beim meistgehörten spanischen Radiosender SER anrief. Er hatte zuvor vergeblich die Rettungsleitstelle angewählt. Sie war wegen der vielen Notrufe völlig überlastet und vorübergehend nicht mehr zu erreichen.
„Wir sind auf dem Dach eines Tanklasters, insgesamt acht Leute”, berichtete Juan. „Das Wasser steigt immer weiter. Hier sind viele Menschen auf den Dächern ihrer Autos. Wir werden nicht mehr lange durchhalten können. Bitte rettet uns.”
Unwetter in Spanien: Auch Soldaten im Einsatz
Der Hilferuf kam aus der Nähe eines großen Einkaufszentrums, das an der Stadtautobahn Valencias liegt. Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden, sieht man, wie der Parkplatz des Shoppingzentrums in der Nacht zum Dienstag einem riesigen See glich: Autos trieben im Wasser. Die nahe Autobahn V-31 war ein breiter Strom.
Ob die Menschen auf dem Lkw-Dach gerettet werden konnten, war am Mittwoch unklar. Am Tag nach der Katastrophe waren viele überschwemmte Gebiete von der Außenwelt abgeschnitten. Die Retter waren vielerorts mit Hubschraubern unterwegs, um Überlebende oder auch Leichen zu bergen. Auch mehr als 1000 Soldaten waren im Einsatz. Vielerorts fiel die Stromversorgung aus, Handys funktionierten nicht.
Schwere Fluten nahe Valencia: Menschen wurden mitsamt ihrer Fahrzeuge weggespült
Ein Spanier mit dem Namen Rafa gehört zu den Glücklichen, die sich aus der Flut retten konnten. Nach seiner Bergung berichtet er: „Ich war mit dem Wagen auf der Autobahn unterwegs, als plötzlich immer mehr Wasser auf die Fahrbahn strömte, immer höher stieg und den Verkehr lahmlegte. Wir sind aus dem Auto raus, haben anderen Leuten geholfen und haben uns durch das Wasser bis zu einer Brücke durchgekämpft.”
Der Mann musste zusehen, wie andere Menschen mitsamt ihren Fahrzeugen fortgespült wurden. Neun Stunden harrte er auf der Brücke aus, bis die Retter zu ihm durchkamen. „Ich habe Glück gehabt”, sagt er. „Ich habe zwar materielle Dinge verloren, das Auto ist im Wasser weggetrieben. Aber ich lebe noch.“
Die meisten Todesopfer gab es aber nicht in der Stadt Valencia, in der rund 830.000 Menschen leben, sondern im Hinterland. Vor allem die Dörfer der Region wurden besonders heftig von den sintflutartigen Regenfällen getroffen. Enge Gassen, in denen es oftmals auch noch an Kanalisation mangelt, wurden zu reißenden Sturzbächen.
Nach Unwettern: „Ganz Spanien trauert”
Ob auch ausländische Urlauber unter den Opfern sind, war am Mittwoch noch unklar. Die Mittelmeerregion ist jetzt im Herbst vor allem bei europäischen Rentnern beliebt, die hier die kühlere Jahreszeit verbringen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte Spanien Hilfe bei der Bewältigung der Unwettertragödie zu. Sie wies aber auch darauf hin, dass diese Katastrophe ein weiterer Beleg für die Erderwärmung sei und für die Notwendigkeit, die Klimaveränderung zu bremsen. „Innerhalb weniger Monaten haben Überschwemmungen Mittel- und Osteuropa, Italien und jetzt auch Spanien heimgesucht. Dies ist die dramatische Realität des Klimawandels”, sagte van der Leyen. „Und wir müssen uns darauf vorbereiten, diesen mit allen uns zur Verfügung stehenden Instrumenten zu bekämpfen.“
Spaniens königliches Staatsoberhaupt Felipe VI. sprach den Angehörigen der Todesopfer sein Beileid aus. Auch Premier Pedro Sánchez zeigte sich tief betroffen. Sánchez übernahm den Vorsitz eines Krisenstabs, der die Bergungs- und Aufräumungsarbeiten koordinieren soll. „Ganz Spanien trauert”, sagte er.
Die Klimakrise schlägt zu und Europa kann keine Vorsorge treffen, weil überall die Faschisten und Rechtsradikalen mit ihren Klimaleugnern an die Macht streben. Auch in USA hat man als Klimalügner beste Chancen Präsident zu werden.
Klima =\= Wetter. Die Region Valencia hat bereits eine lange Hochwasserhistorie. Statistisch gesehen kommen dort Hochwasser etwa alle 10 Jahre vor. 1957 gab es ein relativ starkes Ereignis mit über 80 Toten. Ganz unabhängig, ob das aktuelle Ereignis dem Klimawandel zugeschrieben werden kann oder nicht, was ein wesentliches Problem ist (gilt auch für viele andere Regionen auf der Erde): Es wird in Gebieten gebaut, die im Fall der Fälle hochrisikogefährdet sind, während von der Regierung/Verwaltung ein Gefühl der Sicherheit vorgekaugelt wird. Man hat in der Region Valencia den Lauf des Túria verändert, dafür hat man die Gebiete um den neuen Flusslauf und viele weitere Gebiete zugebaut und besiedelt, die Folgen werden jetzt auch teilweise sichtbar.
Bausünden soweit so richtig, nur werden sich solche Extremereignisse häufen, was allenthalben ja zu bemerken ist. Welche Ländern hatten dieses Jahr in Europa schon massive Überschwemmungen, ahhh ja. Österreich, Slowenien, Tschechien, Polen, Frankreich, Italien, Spanien, noch eines vergessen, bestimmt.
Ob sich diese hydrologischen Extremereignisse wirklich häufen, lässt sich bisher gar nicht wirklich sicher sagen (auch wenn medial allgemein "die Extreme nehmen zu"-Sau durchs Dorf gejagt wird). Man kennt aus vielen Teilen der Welt periodische Schwankungen der Hochwasserhäufigkeit, aus Europa lässt sich die Hochwasserchronologie bis ins Mittelalter gut nachvollziehen. Nur sind historische Hochwasserereignisse nicht mehr mit neuzeitlichen vergleichbar (wegen Änderungen am bzw. im Bereich der Flussysteme). Im ausführlichen IPCC-Bereich (Kapitel 11) sieht man bei den bisher beobachteten Trends der letzten Jahrzehnte regional unterschiedliche Trends, insgesamt aber ein niedriges Vertrauen in die Aussagen (low confidence). Projektionen für die Zukunft leiden unter Verzerrungen (u. a. da Klimamodelle historische hydrologische Extreme nicht wirklich abbilden können bzw. unterschätzen).
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