Heftige Unwetter sind am vergangenen Wochenende über die Schweiz gezogen und haben für Überschwemmungen und Erdrutsche gesorgt. Hunderte Menschen mussten aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Vier Menschen wurden vermisst. Ihre Häuser waren bei einem Erdrutsch im Misoxtal in Graubünden am Freitagabend zerstört worden. Eine Frau war am Samstag lebend gefunden und gerettet worden. Am Sonntag wurde einer von ihnen tot geborgen, wie die Kantonspolizei Graubünden mitteilte. Die Leiche des Mannes sei über acht Kilometer weit weggeschwemmt worden.
Die Suche nach den beiden anderen Vermissten gehe weiter, auch wenn die Wahrscheinlichkeit immer mehr abnehme, Überlebende zu finden. "Es wird in der Nähe der Häuser gesucht, aber auch im darunterliegenden Fluss", sagte Forstingenieur Patrick Mottis, der beim Aufräumen half, der Zeitung Blick.
Unwetter in der Schweiz: Bahnstrecke und Straßen gesperrt
Die Nord-Süd-Straßen durch das Misoxtal nördlich des Comer Sees waren weitgehend gesperrt. Auf der Autobahn A13 oberhalb von Lostallo wurde ein 200 Meter langes Stück zerstört. An einer Stelle war die gesamte vierspurige Fahrbahn von Wasser unterspült und eingebrochen. Die A13 ist eine wichtige Ausweichroute für den Ferienverkehr über den San-Bernardino-Pass in Richtung Italien, wenn der Gotthard-Tunnel überlastet ist. Nach einer Begutachtung wollte das Bundesamt für Straßen (Astra) am Montag mit Reparaturen beginnen, vorausgesetzt das Wasser geht genügend zurück. Wie lange es dauert, war nicht abzusehen. "Aber wir sprechen nicht von Tagen", sagte Astra-Sprecher Lorenzo Quolantoni dem Blick. Eine Brücke hatte dem tosenden Wasser nach erster Einschätzung aber standgehalten.
Die Bahnstrecke von Visp nach Zermatt war teils beschädigt und gesperrt. Der autofreie Ort am Matterhorn im Kanton Wallis war mehr als 24 Stunden von der Außenwelt abgeschnitten. Am Samstag fuhren dann zumindest auf den letzten Kilometern ab Täsch wieder Züge. Ansonsten waren Busse als Ersatz im Einsatz.
Zermatt nach Unwetter in der Schweiz wieder mit Zug erreichbar
Auch der weltberühmte Skisport- und Wanderort Zermatt mit Blick auf das Wahrzeichen der Schweiz, das Matterhorn, war mehr als 24 Stunden von der Außenwelt abgeschnitten. Am Freitag waren sowohl die Bahnlinie als auch die Zufahrtsstraße gesperrt worden. Im Dorf selbst traten Bäche über die Ufer und donnerten bedrohlich an den Häusern vorbei ins Tal. Alle Einwohner und Feriengäste seien aber die ganze Zeit in Sicherheit gewesen, versicherte die Gemeinde.
Wer Zermatt besuchen will, muss sein Auto in Täsch parken und die letzten fünf Kilometer mit dem Zug weiterfahren. Die Anreise ist generell schwierig. Zwischen Visp und Täsch verkehrten vorerst nur Busse, weil die Bahntrasse beschädigt worden war. Die Matterhorn-Gotthard-Bahn warnte im Kurznachrichtendienst X vor Wartezeiten in Visp und Täsch.
Wasserkraftwerke in der Schweiz nach Unwetter abgeschaltet
Wegen der Unwetter wurden sechs Wasserkraftwerke im Misoxtal vorsorglich abgeschaltet. Wie das Energieunternehmen Axpo am Montag mitteilte, seien einige beschädigt worden. Doch die Kraftwerke seien alle in sicherem Zustand. Zwei könnten schnell wieder in Betrieb genommen werden. Bei vier weiteren Anlagen sei eine umfangreichere Instandsetzung nötig. (mit dpa)