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Unwetter & Überschwemmungen in Italien: Adria versinkt im Regen

Unwetter

Die Adriaküste versinkt im Regen

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    Luftbild der italienischen Feuerwehr: Cesena steht unter Wasser.
    Luftbild der italienischen Feuerwehr: Cesena steht unter Wasser. Foto: Uncredited, Vigili del Fuoco/AP/dpa

    In weniger als zwei Wochen beginnen in Süddeutschland die Pfingstferien. Viele Familien zieht es dann in Richtung Süden, manche an die Adriaküste bei Riccione oder Rimini. Die schweren Unwetter der vergangenen Tage in der Emilia-Romagna haben in der Ferienregion den Ausnahmezustand ausgelöst. Vor dem Wochenende waren die Strandanlagenbetreiber der Adria-Gemeinden schwer beschäftigt. Heftige Regenfälle hatten zahlreiche Flüsse über die Ufer treten lassen. Ganze Bäume wurden vom Hochwasser mitgerissen. Das Resultat zeigte sich auch an den Adria-Stränden. Hier spülte das Meer das Treibgut wieder an.

    Vor Beginn der Ferien haben die Bademeister und Strandbad-Betreiber von Ravenna im Norden bis Cattolica im Süden nun alle Hände voll zu tun. Mit der Hilfe von Schaufelbaggern beseitigen sie Bäume, Äste, Holzstücke und Plastikabfälle im Wasser. Der starke Wind und hohe Wellen der letzten Tage beschädigten mehrere Strandabschnitte. In Riccione beispielsweise wurde massenhaft Treibgut bis auf Höhe der dritten Liegestuhlreihe angespült. Im italienischen Fernsehen waren Bilder zu sehen, auf denen die Halterungen der Sonnenschirme vom Unrat aus dem Meer überdeckt wurden. 

    Unwetter in Italien: Neun Todesopfer nach Überschwemmungen

    „Wir müssen abwarten, dass sich das Meer beruhigt“, sagte Diego Casadei, Vorsitzender der Strandbad-Kooperative von Riccione. „Letztes Jahr wurde bereits Strand aufgeschüttet, wir müssen feststellen, wie viel Strand verloren gegangen ist.“ Die Menge des angespülten Treibguts sei enorm. Erst in zwei Wochen, zu Ferienbeginn, sei abzusehen, wie viel Strand tatsächlich vom Meer abgetragen worden sei. Für dieses Wochenende sind für die Emilia-Romagna weitere, leichte Regenfälle angesagt. Ab dem 28. Mai soll an der Küste wieder gutes Wetter sein.

    Während die Bademeisterinnen und Bademeister der Adria-Gemeinden die Strände aufräumen, herrschten am Donnerstag im Landesinneren immer noch dramatische Zustände. „Eine Apokalypse aus Wasser und Tod“, titelte die Zeitung La Repubblica. Die extremen Regenfälle der vergangenen Tage und die folgenden Überschwemmungen forderten neun Todesopfer in der Region. Mehr als 10.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, 2600 können vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. Besonders starke Überschwemmungen wurden aus den Städten Forlì, Cesena und Faenza gemeldet.

    Überschwemmung in Italien lässt Brücke einstürzen

    Bis Donnerstag wurden neun Tote gemeldet. Bei Cesena wurde eine Frau vom Hochwasser mitgerissen, ihr lebloser Körper wurde 20 Kilometer weiter östlich gefunden. Insgesamt traten 21 kleinere Flüsse über die Ufer, aus 42 Gemeinden wurde Hochwasser gemeldet. Außerdem gab es dutzende Erdrutsche in den Dörfern der Apenninen. Auslöser waren über zwei Wochen anhaltende starke Regenfälle. Die von der Dürre ausgetrockneten Böden konnten die Wassermassen nicht absorbieren, kleinere Flüsse traten über die Ufer und richteten schweren Schaden an. In Molinella bei Bologna stürzte eine Brücke ein. Der normalerweise harmlose, aber dieser Tage reißende Fluss Senio bei Faenza wurde einem Mann in seinem Auto zum Verhängnis. Das Fahrzeug wurde vom Wasser bis zu einer Unterführung weggespült, der Mann ertrank. 

    Der Fluss Santerno gefährdet auch die Formel-1-Rennstrecke in Imola.
    Der Fluss Santerno gefährdet auch die Formel-1-Rennstrecke in Imola. Foto: Luca Bruno, AP/dpa

    Unwetter-Katastrophe: Der Klimawandel hat auch Italien erreicht

    Die Schäden konnten am Donnerstag noch nicht abgeschätzt werden. Zivilschutz und Feuerwehr waren damit beschäftigt, Menschen aus isolierten Gemeinden zu retten. Der für den Zivilschutz zuständige Minister Nello Musumeci sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz: „Der Klimawandel hat auch Italien erreicht. Wir haben es mit tropischen Verhältnissen, mit sehr langen Dürreperioden und kurzen Regenperioden zu tun. Die Folgen sind unübersehbar.“ Musumeci forderte ein Umdenken und einen „neuen Ansatz für das hydraulische System des Landes“. Was dieser Tage in der Emilia-Romagna geschehen sei, habe sich bereits im vergangenen November bei Überschwemmungen auf der Insel Ischia mit zwölf Todesopfern gezeigt. „Das kann auch in anderen Landesteilen passieren“, sagte der Minister. Besondere Aufmerksamkeit gelte nun der Provinz Ravenna. Hier wird befürchtet, dass einige Flüsse in den kommenden Stunden über die Ufer treten und das Stadtzentrum überschwemmen könnten.

    Dabei hatten sich viele Italienerinnen und Italiener Anfang der Woche noch über Regen gefreut – etwa am Gardasee, der monatelang dramatisch unter seinem Normalpegel gelegen hatte. Im April sank der Wasserstand am See auf einen historischen Tiefstand. Monatelang hatte es nicht mehr geregnet. Auch die italienische Regierung schritt ein, gab 100 Millionen Euro Soforthilfe wegen der Trockenheit im Norden frei. Ein Sonderkommissar wurde für den Wassernotstand berufen. Vom Wasserstand im Gardasee hängt auch ein Teil der Landwirtschaft in der Po-Ebene ab.

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