Nach dem schweren Busunglück in Venedig mit 21 Todesopfern geht die Suche nach den Hintergründen des Unfalls weiter. Als Ursache wird weiterhin ein Schwächeanfall des italienischen Busfahrers vermutet. Der verheerende Vorfall hat in Italien allerdings auch eine Debatte über die marode Infrastruktur des Landes ausgelöst. So wird nun vor allem über die Sicherheit der Leitplanken auf Straßen und Autobahnen diskutiert.
Am Dienstagabend war es im Festland-Stadtteil Mestre der Lagunenstadt Venedig zu dem verheerenden Unfall gekommen. Der Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera - rund drei Kilometer vom Unfallort entfernt - stürzte mit vielen Tagesurlaubern an Bord von einer Brücke auf eine darunter verlaufende Bahnstrecke. Das Fahrzeug fing sofort Feuer.
Drei Deutsche unter den Todesopfern
Unter den 21 Todesopfern sollen nach Erkenntnissen der italienischen Behörden und des Auswärtigen Amts in Berlin drei deutsche Staatsangehörige sein. "Weitere fünf deutsche Staatsangehörige wurden verletzt und befinden sich in medizinischer Behandlung", hieß es am späten Donnerstagnachmittag aus dem Auswärtigen Amt. "Das Deutsche Generalkonsulat in Mailand und die Deutsche Botschaft in Rom stehen in engem Kontakt mit den Angehörigen und den örtlichen Behörden."
Zwei Tage nach dem Unglück arbeiteten die Ermittler am Donnerstag mit Hochdruck daran, die Hintergründe des Unfalls zu verstehen, sagte der Staatsanwalt von Venedig, Bruno Cherchi, der Zeitung "La Repubblica". Der Bus sei vor dem Sturz etwa 50 Meter an der verrosteten Leitplanke entlanggerutscht. An einer knapp zwei Meter langen Lücke zwischen den Leitplanken soll der Bus abgedriftet und gegen den Beginn der neuen Leitplanke gestoßen und dann gestürzt sein.
Zehn Meter in die Tiefe gestürzt
Einer ersten Rekonstruktion zufolge stürzte der Bus knapp zehn Meter in die Tiefe und fiel flach auf sein Dach. Wäre der Aufprall auf einer Seite erfolgt, hätte es nicht so viele Opfer und schwere Verletzungen gegeben, zitierten italienische Medien einen Feuerwehrmann vor Ort. Der Bus war demnach ursprünglich drei Meter hoch - durch den Aufprall sei er auf rund 1,40 Meter zusammengequetscht worden. Das Buswrack wird nun in einer stillgelegten Lagerhalle aufbewahrt.
Laut "La Repubblica" wurden an dem Geländer seit den 1960er Jahren keine Wartungsarbeiten mehr durchgeführt. Neben der knapp zwei Meter langen Lücke kritisieren Experten zudem die Beschaffenheit der vorhandenen Leitplanke. Die Leitplanke sei zu dünn und niedrig gewesen. Auch hinter der Leitplanke und der Lücke sei nur ein verrostetes Geländer gewesen, das dem Gewicht des Busses nicht standhalten konnte, wie auf Bildern zu sehen ist.
(dpa)