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Unfälle: Zugunglück in Griechenland: Versagen auf ganzer Strecke

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Zugunglück in Griechenland: Versagen auf ganzer Strecke

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    Demonstration gegen die Zustände bei der Bahn auf dem Syntagma-Platz in Athen: Immer neue Details zeigen, wie schwer das Versagen der Bahn und der Behörden war, das zu dem Frontalzusammenstoß mit 57 Toten führte.
    Demonstration gegen die Zustände bei der Bahn auf dem Syntagma-Platz in Athen: Immer neue Details zeigen, wie schwer das Versagen der Bahn und der Behörden war, das zu dem Frontalzusammenstoß mit 57 Toten führte. Foto: Yorgos Karahalis/AP

    Eine gänzlich schwarze Titelseite mit Dutzenden von brennenden Kerzen - die Sonntagsausgabe der griechischen Tageszeitung "Kathimerini" kommt ohne Worte aus, weil die Umstände einfach sprachlos machen. Nach dem schweren Zugunglück vergangene Woche herrscht in Griechenland neben Trauer zunehmend auch Empörung.

    Immer mehr Details, die zu dem Frontalzusammenstoß eines Personen- mit einem Güterzug und zu mindestens 57 Todesopfern führten, kommen ans Licht - und offenbaren Versagen auf ganzer Strecke.

    Allein schon der Werdegang des Bahnhofsvorstehers, der den entscheidenden Fehler machte und den Personenzug auf die falschen Gleise schickte, wirft unzählige Fragen auf. Der Mann, der im Laufe des Sonntags erneut befragt werden soll, ist 59 Jahre alt - und hatte erst im vergangenen Jahr seine Ausbildung als Bahnhofsvorsteher begonnen, obwohl die Altersgrenze für die Ausbildung bei 42 Jahren liegt, wie griechische Medien berichten. Zuvor arbeitete er als Gepäckträger sowie als Bote im Kulturministerium.

    Bahnhofsvorsteher in Untersuchungshaft

    Der Mann hätte also gar nicht erst ausgebildet werden dürfen und war Berichten zufolge völlig überfordert. Auch saß er tagelang ohne einen erfahreneren Kollegen auf dem wichtigen Posten am Bahnhof der Stadt Larisa. Nachdem er den Zug auf die falschen Gleise geschickt hatte, soll er elektronische Hinweise und auch Nachfragen sowohl von einem der betroffenen Lokführer als auch einem Bahnhofsvorsteher an einem der nächsten Bahnhöfe ignoriert haben, berichtet die "Kathimerini". Minutenlang seien die Züge deshalb ungehindert aufeinander zugerast, bevor es zu dem fatalen Frontalzusammenstoß kam.

    Längst sitzt der 59-Jährige in Untersuchungshaft, er ist unter anderem wegen fahrlässigen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Doch so schwer die mutmaßlichen Fehler des Mannes wiegen, allein "menschliches Versagen" als Grund für die Tragödie anzugeben, greife zu kurz, finden die Menschen.

    Unbestritten ist, dass sämtliche Regierungen der vergangenen 20 Jahre die griechische Bahn sträflich vernachlässigten. Dass das elektronische Leitsystem und andere Sicherheitsvorkehrungen nicht oder nur zum Teil funktionierten. Dass die Eisenbahner sich wiederholt bitter darüber beklagt und Änderungen gefordert hatten - nicht nur beim staatlichen Bahnunternehmen OSE, sondern auch beim Verkehrsministerium. Am Sonntag entschuldigte sich Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis dafür in sozialen Medien umfangreich.

    Regierungschef gelobt Besserung

    "Als Ministerpräsident schulde ich allen, vor allem aber den Angehörigen der Opfer, ein großes Entschuldigung - sowohl persönlich, als auch im Namen all derer, die das Land jahrelang regiert haben", schrieb Mitsotakis und gestand ein: "Wir können, wollen und dürfen uns nicht hinter menschlichem Versagen verstecken." Der Unfall wäre praktisch unmöglich gewesen, hätte die Elektronik funktioniert.

    In seinem Post gelobte Mitsotakis Besserung und versprach die Reparatur des elektronischen Leitsystems, einen Sonderausschuss zu den Versäumnissen der letzten 20 Jahre sowie neue Züge. Die Bürger beruhigt das vorerst nicht: Am Sonntagvormittag versammelten sich laut Polizeiangaben erneut rund 10.000 Menschen am zentralen Athener Syntagmaplatz vor dem Parlament, um gegen die Zustände zu protestieren. Im Anschluss an den friedlichen Aufmarsch nutzten rund 100 Autonome den Anlass zur Auseinandersetzung mit den Sicherheitskräften.

    (Von Takis Tsafos und Alexia Angelopoulou, dpa)

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