„Stoppt diesen royalen Zirkus“, forderte die britische Boulevardzeitung Daily Mirror. Obwohl die ganz großen Enthüllungen, der große Knall, den viele erwartet hatten, ausblieben, schlugen die Wellen nach den ersten drei Folgen der Netflix-Serie von Prinz Harry und Herzogin Meghan in den britischen Medien hoch. Der Palast müsse die Situation ernst nehmen, betonen Experten. Denn ein Ende der Kritik sei angesichts der Vorwürfe nicht in Sicht.
Meghan und Harry: Weg mit den royalen Fesseln
Das Paar hatte Großbritannien im Januar 2020 den Rücken gekehrt, um in Kalifornien gemeinsam mit seinen Kindern Archie und Lillibet ein neues Leben zu beginnen – befreit von den royalen Fesseln. Nachdem es wegen schwerwiegender Anschuldigungen ihrerseits gegen das Königshaus schon zuvor zu einem Bruch mit dem Palast gekommen war, veröffentlichten sie nun die Doku-Serie „Harry & Meghan“. Darin erzählen sie viel über sich, ihren Werdegang, wie sie sich trafen; wettern jedoch auch gegen die königliche Familie, wieder einmal.
Mit Blick aufs Königshaus sprachen die beiden Themen an, die bereits seit dem Interview mit Oprah Winfrey im März 2021 in der Welt sind: die Verstrickungen mit der britischen Boulevardpresse sowie den Umgang mit Rassismus und der britischen Kolonialgeschichte. „Diese Vorwürfe waren zwar nicht neu, können, wenn sie immer und immer wieder vorgebracht werden, jedoch schädlich für die Monarchie sein“, betonte Pauline MacLaran, Royal-Expertin an der Royal Holloway Universität in London gegenüber unserer Redaktion.
Harry und Meghan kritisieren Commenwealth als "Empire 2.0"
Während der Palast sich bislang offiziell nicht äußerte, schossen die britischen Medien scharf zurück: Mit ihren Aussagen über den Staatenbund Commonwealth, der in der Sendung flapsig als britisches „Empire 2.0“ kritisiert wurde, hätten sie das Vermächtnis von Harrys Großmutter, Königin Elizabeth II., zutiefst beleidigt, schrieb die Tageszeitung „The Telegraph“. Das Blatt zitierte einen royalen Insider mit den Worten, das Paar wolle die Monarchie stürzen.
Kritisiert wurde außerdem der unterliegende Ton und die Art und Weise, wie Prinz Harry und Herzogin Meghan über das Königshaus sprachen; dass die 41-Jährige über ihr erstes Treffen mit Königin Elizabeth II. Scherze machte, indem sie einen übertriebenen Knicks nachahmte. Auch ihre Behauptung, dass bei William und Catherine, dem Prinz und der Prinzessin von Wales, die „äußerliche Förmlichkeit“ Teil ihres Wesens geworden sei, auch hinter den Kulissen, sorgte für Entrüstung. Aus Sicht vieler Britinnen und Briten verhielten sich die Sussexes damit „respektlos“ und „narzisstisch“.
Bedenklich sei zudem, dass Prinz Harry seiner Familie offenbar aus echter und eigener Überzeugung den Rücken gekehrt habe, wie die „Daily Mail“ schrieb. Er sei durch den frühen Verlust seiner Mutter Diana ein seelisch „zutiefst“ geschädigter Mann. Das habe die Dokumentation sehr glaubwürdig zum Ausdruck gebracht. Bei Herzogin Meghan habe er nun seinen Frieden gefunden und werde sich immer auf ihre Seite schlagen. Deshalb müsse der Palast, so übertrieben und manipulativ dieser Dokumentarfilm auch sei, das Problem sehr ernst nehmen.
Bald werden die nächsten drei Folgen bei Netflix gezeigt
Hatten viele während der Beerdigung von Königin Elizabeth II. im September noch auf eine Versöhnung zwischen Prinz Harry und seinem Bruder William gehofft, sind sich viele Beobachter nun sicher, dass die Tür für eine Rückkehr in das Königshaus nun endgültig zu ist. Stimmen werden lauter, den Sussexes ihre Titel wegzunehmen. MacLaran bezweifelt jedoch, dass König Charles III. diesen Schritt geht. Das würde die Gräben weiter vertiefen und das Narrativ von Prinz Harry und Herzogin Meghan, die die Institution als kühl und unnahbar zeichnen, nur bestätigen, betonte sie.
Am kommenden Donnerstag (15. Dezember) werden die verbleibenden drei Folgen der Netflix-Dokumentation gezeigt. Hier wird es darum gehen, was genau das Paar veranlasst hatte, dem Königshaus den Rücken zu kehren. Experten erwarten auch diesmal keine „Bombe“ oder großen Enthüllungen. Stoff für viel Ärger, Frust und weitere Schlagzeilen bieten sie jedoch sicher.