Noch vor wenigen Tagen wüteten schwere Waldbrände in Griechenland. Nach dem Feuer kam die Flut. Es zogen starke Unwetter inklusive großer Regenmengen über das Land. Bislang hat die Feuerwehr nach eigenen Angaben fast 4500 Menschen gerettet, die Rettungsarbeiten von Feuerwehr und auch Militär laufen jedoch weiter. Am Montag lag die Zahl der Toten durch die Flut bei 15, noch immer werden Menschen vermisst. Das Ausmaß der Schäden ist noch nicht abzuschätzen, weil das Wasser in weiten Teilen der betroffenen Gebiete noch längst nicht gewichen ist.
Auch am Montag hat es in den überfluteten Regionen Mittelgriechenlands keine Stromversorgung und damit kein Wasser gegeben. In der Hafenstadt Volos mit ihren etwa 150.000 Einwohnern sei das Wasserversorgungsnetz weiterhin so stark beschädigt, dass die Bezirke jeweils nur im Wechsel versorgt würden, berichtete der Nachrichtensender ERTnews am Montag. Trinkbar sei das Wasser nicht.
Überschwemmungen in Griechenland: Dörfer und Städte überschwemmt
In der vergangenen Woche hatte sich von Montag bis Donnerstag ein schweres Sturmtief über Mittelgriechenland festgesetzt. Starkregen überschwemmte Dörfer und Städte. Die Niederschlagsmengen erreichten zwischenzeitlich nie gekannte Höhen von teils mehr als 700 Liter pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.
Am Donnerstagnachmittag konnten erstmals Hubschrauber in die völlig überschwemmten Dörfer der Gemeinde Karditsa fliegen, um dort Menschen von Hausdächern zu retten – zuvor war das Unwetter zu stark gewesen. Auch das Militär wurde hinzugezogen und drang mit gepanzerten Fahrzeugen in unzugängliche Gegenden vor, wie griechische Medien berichteten.
Unwetter in Griechenland: So viel Regen wie noch nie
Meteorologen sagen, solche Regenfälle habe es noch nie gegeben. Der Grund für die Extremwetterlage: Das Tief "Daniel". Besonders Mittelgriechenland mit der Region Thessalien sowie die Inselgruppe Sporaden, Peloponnes und Euböa waren betroffen. Heftiger Regen hatte Flüsse über die Ufer treten lassen. Viele Straßen und Brücken wurden zerstört oder stark beschädigt. Am Mittwochabend wurde die wichtigste Autobahn des Landes zwischen Athen und Thessaloniki auf einer Strecke von 200 Kilometern gesperrt.
Die Menschen in den besonders stark betroffenen Städten wurden am Dienstagabend aufgefordert, ihre Wohnungen und Häuser nicht zu verlassen. Auf der Insel Euböa wurde am Dienstagabend sogar ein Tornado gesichtet. Die Hafenstadt Volos war von der Umwelt fast völlig abgeschnitten. Die Regenfälle hatten unzählige Tonnen Matsch in die Straßen gespült. Der Autoverkehr blieb bis auf weiteres verboten, um den Rettungskräften den Weg frei zu halten und weil Straßen überschwemmt oder weggespült waren. Strom- und Wasserversorgung waren bis zum Donnerstagabend noch nicht wieder hergestellt. In den Supermärkten gingen die Trinkwasser-Vorräte zur Neige. Bilder zeigten Schlangen von Menschen, die inmitten der Überschwemmung für ein paar Flaschen Wasser anstanden. Auch bei der Lebensmittelversorgung habe es zunehmend Probleme gegeben, berichtete die Tageszeitung Kathimerini. Auch der Fährverkehr wurde eingestellt. In der Bucht vor der Stadt harrten zwischenzeitlich etwa 400 Menschen auf einer Fähre aus, die wegen der Unwetterschäden nicht anlegen durfte.
In Larisa waren nach den tagelangen Regenfällen rund 80 Menschen über 24 Stunden ohne Nahrung und Trinkwasser von den Fluten umzingelt, wie die Zeitung To Proto Thema berichtete. Schließlich sei ein Anwohner mit einem Traktor samt Anhänger gekommen und habe die Menschen in Sicherheit gebracht.
Nach Angaben des griechischen Feuerwehrsprechers seien allein in Volos und in Larisa der Region in Thessalien rund 12.000 Blitzeinschläge innerhalb von zwei Stunden registriert worden. Etliche Straßen in der Region sind gesperrt, auch das Krankenhaus sei überflutet.
In der Ferienregion Pilion in Thessalien waren etwa 500 Urlaubsfamilien vom Wasser eingeschlossen sein. Das sagte der stellvertretende Bürgermeister von Süd-Pilion, Dimitris Parrisiadis, der Kathimerini. "Ich schätze, dass sich im Süden von Pilio noch rund 500 Familien griechischer und ausländischer Touristen aufhalten und nicht wegkönnen." Die Zerstörung sei riesig.
Auf der Urlaubsinsel Korfu ist der Strom ausgefallen. Auch im Flugbetrieb des dortigen Flughafens kam es zu Problemen. Im Westen der Halbinsel Peloponnes zerstörte Hagel Teile der Oliven, deren Ernte bald ansteht.
Unwetter, Regen und Sturm war ungewöhnlich für Jahreszeit in Griechenland
Der einzige Lichtblick war: Die starken Regenfälle senkten das Waldbrandrisiko erheblich. Der griechische Zivilschutz hat die Waldbrand-Warnung für große Teile des Landes nun erstmals nach drei Monaten aufgehoben. Bei den Bränden Ende August und Anfang September handelte es sich , die jemals in der Geschichte der EU wüteten. Mehr als 120.000 Hektar sind seit Jahresbeginn in Griechenland abgebrannt. (mit dpa)