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Überall Sternzeichen: Warum gerade so viele über Astrologie reden

Überall Sternzeichen

Warum gerade so viele über Astrologie reden

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    Moderatorin Palina Rojinski erklärt ihren Fans die Sterne.
    Moderatorin Palina Rojinski erklärt ihren Fans die Sterne. Foto: Gerald Matzka, dpa

    Ein Steinbock würde sich lieber den Arm abhacken als Kontrolle abgeben, Zwillinge wechseln Freunde öfter als Unterwäsche und ein Krebs ignoriert Probleme einfach weg: So fängt ein Video der Astrologie-TikTokerin Jessica-Anne Moldovan an, die zu ihren Zuschauern humorvoll über Sternzeichen spricht.

    Sie ist damit nicht allein. Gerade reden sehr viele Menschen im Internet von Horoskopen und Planeten. Astro-Apps und Bücher sind ebenso beliebt. Und das, obwohl es unter anerkannten Naturwissenschaftlern Konsens ist, dass an der Astrologie nichts dran ist. Dennoch ist der Glaube an die Macht der Sterne weit verbreitet.

    Wer sich alles so für Sterndeutung interessiert

    Auch Prominente befassen sich öffentlich damit. US-Star Megan Fox sagte im Interview mit der Zeitschrift "Glamour", sie beschäftige sich mit Astrologie, meditiere und führe Rituale bei Neu- und Vollmond durch. Die Moderatorin und Schauspielerin Palina Rojinski erklärt in ihren "Astrolinski"-Videos auf Instagram regelmäßig die Planeten-Konstellationen. Ein Buch darüber hat sie auch geschrieben - es erscheint im November.

    Trifft sich gut, denn Buchverlage wie etwa Dorling Kindersley berichten von einer hohen Nachfrage: "Das Interesse an Astro-Büchern ist groß und lässt nicht nach", teilte der Verlag auf Anfrage mit.

    Bekannte Rapper wie Nimo lassen die Sterndeutung in ihre Musik einfließen. Rapperin Badmómzjay spricht bei Instagram und TikTok auch immer wieder von Horoskopen und erläutert die angebliche Wirkung ihrer Heilsteine. Die 19-Jährige gibt sich in Sachen Astrologie sattelfest. "Ich bin triple air sign", sagt sie in einer Radiosendung im Hinblick auf ihr sogenanntes Geburtshoroskop. Das soll bedeuten, dass Stern- sowie Mondzeichen und Aszendent zueinander passen.

    Der Grund für den vermeintlichen Boom

    Der Religionswissenschaftler Kocku von Stuckrad sagte vor einiger Zeit in der Sendung "Sternstunde Philosophie" des öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunks SRF, Astrologie sei oft eine Art Lebenshilfe. "Menschen erfahren Astrologie als plausibel, obwohl sie wissen, dass das wissenschaftlich nicht nachweisbar ist." Er sieht einen leichteren Zugang zu astrologischen Techniken durch soziale Medien und Apps. Auch der Austausch zu diesen Themen sei einfacher, sagte Stuckrad. Er sei aber trotzdem unsicher, ob es sich aktuell wirklich um einen Boom handle.

    In eine ähnliche Kerbe schlägt die Psychotherapeutin Felizitas Ambauen in derselben Sendung: "Ich finde die Sichtbarkeit ist gerade sehr groß, aber das heißt ja nicht, dass im Hintergrund nicht schon sowas lief", sagte sie. Das Suchen nach einem Sinn im Leben oder nach Antworten auf Fragen, die man nicht so einfach beantworten könne, sei etwas, was immer wieder komme.

    Dass das Interesse an der Astrologie in Wellen komme und die jetzige auch schon seit fast zehn Jahren da sei, zeigen auch die Mitgliederzahlen des Astrologie-Verbandes: Nachdem die Zahl laut dem Vorsitzenden Klemens Ludwig zwischen 2010 und 2012 den niedrigsten Stand von rund 550 erreichte, stieg sie in den letzten zehn Jahren sukzessiv. Aktuell seien es fast 650 Mitglieder. Den Höchststand erreichte der Verband allerdings in den 80er- und 90er-Jahren mit fast 1000 Mitgliedern.

    Das Interesse sei aktuell vor allem bei den unter 30-Jährigen gestiegen - ganz besonders während der Pandemie, sagt Ludwig. Die Menschen hätten mehr Zeit gehabt, sich mit Sinnesfragen und Alternativen etwa zur Religion auseinanderzusetzen. Ambauen warnte in "Sternstunde Philosophie" davor, sich von der Sterndeutung abhängig zu machen. "Das Ziel muss sein, dass man das Leben selbst in die Hand nimmt."

    (Von Oliwia Nowakowska, dpa)

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