"Germany: 0 points". So lautet der spöttische Spruch, den Kritiker des ESC hierzulande gern schadenfroh verkünden. Seinen Ursprung hat er in der mehr als dürftigen Erfolgsgeschichte Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten. Deutlich öfters als bei den meisten anderen Teilnehmern geht Deutschland in der Punktevergabe nämlich leer aus - wie auch in diesem Jahr. Auch die letzten Änderungen am Voting-System haben daran nichts geändert.
Doch wie funktioniert dieses überhaupt? Wir erklären Ihnen hier, wie sich die von den einzelnen Ländern vergebenen Punkte zusammensetzen. Außerdem erfahren Sie, wie die Verkündung der Punkte beim ESC Finale 2023 ablief.
Punktevergabe beim ESC Finale 2023: So funktioniert das Voting-System
Die Punktevergabe beim ESC Finale ist eine Wissenschaft für sich. In nationalen Gesangswettbewerben wie "Deutschland sucht den Superstar" stimmen in der Regel entweder die Jury oder das Publikum über die vergebenen Punkte ab. Beim ESC gibt es hingegen verschiedene Abstimmungsverfahren für die einzelnen Wettkampf-Abschnitte und eine Mischung aus Jury- und Publikumsstimmen. Vor dem Finale werden die Teilnehmer in die beiden Wettbewerbe Halbfinale 1 und Halbfinale 2 aufgeteilt. Es sind nur die Länder für den Vorentscheid entscheidungsberechtigt, die auch am entsprechenden Halbfinale teilnehmen.
Deutschland muss sich diesem Prozedere allerdings nicht stellen. Die Bundesrepublik gehört gemeinsam mit Italien, Frankreich, Spanien und Großbritannien zu den sogenannten "Big Five". Diese sind als größte Geldgeber des Wettbewerbs automatisch für das Finale qualifiziert. In diesem sind im Gegensatz zum Halbfinale alle am ESC 2023 teilnehmenden Länder abstimmungsberechtigt - auch wenn sie im Halbfinale ausgeschieden sind. Lediglich für sich selbst dürfen die einzelnen Nationen nicht abstimmen. Die von ihnen vergebenen Punkte setzen sich aus den Stimmen einer Experten-Jury und dem Televoting zusammen. In jedem Land wird eine aus Musikexperten und interessierten Laien bestehende Jury damit beauftragt, die einzelnen Auftritte zu bewerten. Die Jury vergibt dann je einmal 12, 10, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2 und 1 Punkt(e). Alle übrigen Länder erhalten keine Punkte.
Nachdem jedes Land die Punkte seiner Experten-Jury vergeben hat, werden die Punkte aus dem Televoting dazugezählt. Dieses gibt es bereits seit 1998. Da sich die Punktevergabe der Jury deutlich von der des Publikums unterscheiden kann, bleibt es bis zum Schluss spannend. Denn eine gute Wertung durch das Publikum kann die Rangliste kurz vor Schluss noch einmal ordentlich durcheinanderwirbeln.
Sollte es zum Schluss zu einem Punktegleichstand zwischen mehreren Ländern kommen, entscheiden weitere Faktoren. Zunächst wird verglichen, von wie vielen Ländern die Kandidaten Punkte erhalten haben. Sollte das nicht ausreichen, wird die Anzahl der Höchstbewertungen zu Rate gezogen. Daraufhin die Anzahl der Vergabe von 10 Punten, dann von 8, und so fort. Sollte wieder erwarten all dies zu keinem Ergebnis führen, werden die Kandidaten einfach nach ihrer Startnummer platziert.
ESC 2023: So läuft die Bekanntgabe der Punkteverteilung ab
Genau wie die Punktevergabe hat sich auch die Bekanntgabe der Punkteverteilung im Laufe der Zeit immer wieder verändert. Ursprünglich wurden alle von den jeweiligen Experten-Jurys vergebenen Punkte dem Publikum vorgelesen. Doch mit der Zeit nahm die Zahl der teilnehmenden Länder immer weiter zu. Heute nimmt sogar Australien am ESC teil. Daher musste der Prozess immer weiter verkürzt werden. Beim ESC 2023 ist es nun so, dass die Vertreter der Länder nur noch das Land vorlesen, das von der Jury 12 Punkte erhalten hat. Damit wird verhindert, dass sich die Punktevergabe allzu lang hinzieht und die ESC-Übertragung dadurch den zeitlichen Rahmen sprengt.
An die Bekanntgabe der Punkte aus der Jury-Wertung schließt sich die des Publikums-Votings an. Wie viele Punkte die einzelnen Länder insgesamt von den Zuschauern erhalten haben, wird der Reihe nach von einem Moderatoren-Team verkündet. Die Reihenfolge orientiert sich dabei an der Platzierung der Nationen nach der Jury-Wertung. Das kann durchaus zu einigen Überraschungen führen, wenn nämlich ein Teilnehmer aus dem Mittelfeld auf einmal durch ein herausragendes Ergebnis beim Publikums-Voting an die Spitze rückt. Sollten die deutschen Vertreter "Lord of the Lost" also bei der Jury nicht gut ankommen, haben sie immer noch die Möglichkeit, die Punkte der Zuschauer zu holen.