Ein zweigeteiltes Foto auf Instagram. Es zeigt auf der linken Seite dem Körper nach einen jungen Mann, der vor einem Spiegel ein Selfie von sich macht. Er trägt nur eine Unterhose, auf seinen Brüsten und den Armen sind kleine Tattoos zu sehen, im Gesicht ein Bartansatz, die schulterlangen schwarzen Haare sind nach hinten gekämmt.
Rechts daneben ist eine junge Frau zu sehen, die beinahe durchsichtige Dessous trägt, dazu Tattoos auf den Brüsten, an der Hüfte und ein besonders großes am linken Arm. Makeup ziert ihr Gesicht, die langen schwarzen Haare fallen über ihre Schulter. Mit ihren Händen verdeckt sie ihre Oberweite.
Er scheint ihr und sie scheint ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie könnten Geschwister sein. Bruder und Schwester. Doch in Wahrheit sind sie ein und dieselbe Person. Jolina Mennen, aktuelle Teilnehmerin beim RTL-Dschungelcamp, postete das Foto am 31. März 2021 - dem Trans Day of Visibility, das wohl wichtigste Datum für Trans-Personen.
Jolina Mennen im Dschungelcamp 2023: Als Julian Mennen geboren
Die Influencerin - auf Instagram eine der erfolgreichsten Camperinnen - wurde einst körperlich als Junge geboren, lebte in ihren ersten Jahren unter dem Namen Julian. Mit ihrer Sexualität geht sie schon lange offen um, nun will sie beim quotenstarken Format aus dem australischen Regenwald die zusätzliche Reichweite nutzen, um Transphobie entgegenzutreten.
Unterstützung bekommt die 30-Jährige dabei vor allem von Ehemann Florian Mennen. Der postete kurz nach Beginn der aktuellen Dschungelcamp-Staffel ein Foto der gemeinsamen Hochzeit und schrieb dazu: „Ich musste an unsere Hochzeit zurückdenken. Ich bin so dankbar, dass du, Jolina, in meinem Leben bist und wir beide zusammen alle Hürden überwinden und unser Leben gemeinsam genießen.“ Auch dies ein Hinweis darauf, welche Vorurteile Trans-Personen oder homosexuellen Paaren in Deutschland nach wie vor entgegengebracht werden.
Denn als sich die Mennens vor zwölf Jahren kennenlernten, war Jolina eben noch Julian. „Jolina kam eines Tages mit ihrer damaligen Mitbewohnerin ins Café“, berichtet Florian in der Bild: „Ich erinnere mich noch daran, wie meine Arbeitskollegin meinte, ob ich ihre schönen Augen gesehen hätte. Das habe ich.“ Noch bei dieser ersten Gelegenheit habe er ihre Nummer bekommen, seit ihrem 19. Geburtstag nur zwei Wochen später seien sie zusammen.
Dschungelcamp 2023: Jolina Mennen heiratete ihren Florian 2013 zum ersten Mal
Im Jahr 2013 läuteten die Hochzeitsglocken – zum ersten Mal für das Paar. So wurden sie Ehemann und Ehemann. Genau dieses Erlebnis sei für Jolina Mennen aber eben der Anlass gewesen, künftig als Frau zu leben. „Wir sind nach Hause gekommen du da lagen unsere Fotos auf dem Tisch, auf denen wir beide in Anzügen posierten“, erinnert sich Florian: „Das war der Moment, bei dem ich gemerkt habe, dass etwas nicht in Ordnung ist.“
In Gesprächen habe Jolina ihm dann verdeutlicht, was sie plane. Dies musste Florian zwar erst verarbeiten, wie er verdeutlicht, doch dann habe er „versprochen, den Weg mit ihr zu gehen“. Zugleich betont er mit Blick auf Jolina: „Der Leidensdruck war einfach zu groß. Sie sagte klar, dass das Leben für sie so nicht mehr lebenswert sei. Es hätte nicht die Option gegeben, als biologischer Mann weiterzuleben.“
Zwar wären sie wohl nicht zusammengekommen, wenn er sie als Frau kennengelernt hätte, doch so habe Jolina seinem Leben „eine Bereicherung geschenkt, die ich sonst nicht gemacht hätte“.
Dschungelcamp 2023 mit Jolina Mennen: Influencerin hatte drei geschlechtsangleichende Operationen
Drei geschlechtsangleichende Operationen unterzog sich Jolina Mennen – um dann 2019 ihren Florian ein zweites Mal zu heiraten. Diesmal auch körperlich als Frau. Von dieser Trauung stammen auch die Szenen, die er nun auf Instagram verbreitete.
Apropos Instagram: Dort postete Jolina erst kürzlich im Rahmen eines Trends auch ein Kinderfoto von sich – in Badehose und mit Handtuch um die Schultern gehängt. Dazu stellte sie ein Selfie von sich als Frau. Es wirkt, als wolle sie wirklich allen Menschen zeigen: Ich wurde biologisch als Junge geboren, nun bin ich eine glückliche Frau.
Mehr als 2000 Menschen sollen sich laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2020 in Deutschland einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen haben. Wie viele davon bereits Erfahrungen mit Transphobie machen mussten, ist nicht bekannt. Für Jolina ist genau diese Abneigung aber „ein großes Thema und Aufklärung ist der beste Weg, um für Verständnis und Akzeptanz zu sorgen“, wie der Express sie zitiert.
Auch dafür wird sie im Dschungel einstehen, wo sie von allen Teilnehmern vollauf akzeptiert ist. Denn eines wurde bereits vor ihrer Reise nach Down Under deutlich: Jolina nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um auf ihre besondere Lebensgeschichte aufmerksam zu machen. Nicht nur für sich, sondern auch für andere Transpersonen.