Fünf Wochen nach der Erdbebenkatastrophe in der Türkei gibt es neue Hiobsbotschaften aus dem Unglücksgebiet. Bei Überschwemmungen kamen am Mittwoch mindestens 13 Menschen ums Leben, darunter ein eineinhalb Jahre altes kind. Zelt- und Containerstädte für die Erdbebenopfer wurden überschwemmt.
Die Kritik an den Mängeln bei der staatlichen Hilfe wächst. Präsident Recep Tayyip Erdogan räumte ein, die Betroffenen und ihre Familien hätten „mit ihrem Tadel recht“. Schwerer Regen hatte bereits am Dienstag viele Zelte unter Wasser gesetzt. Nach Wolkenbrüchen in der Nacht zum Mittwoch wurden mehrere Städte überschwemmt; in einem Fall wurde ein Bewohner eines Wohncontainers mit seiner Behausung von den Wassermassen fortgerissen. In der Stadt Sanliurfa ertranken fünf Menschen in einer Kellerwohnung. Erdogan sagte, die Menschen in der Region „erleben eine Katastrophe nach der anderen“.
Das Erdbeben kostete allein in der Türkei mehr als 48.000 Menschen das Leben
Bei dem Beben am 6. Februar waren allein in der Türkei mehr als 48.000 Menschen gestorben, zehntausende Gebäude stürzten ein. Erdogan hat nun Fehler bei der staatlichen Hilfe in den ersten Stunden nach dem Unglück zugegeben und die Betroffenen um Verzeihung gebeten. Nach Angaben von Erdogans Gegnern fehlt es mancherorts am Notwendigsten. Teilweise gebe es immer noch keine Notunterkünfte.
Auch Äußerungen aus Erdogans Regierung lassen darauf schließen, dass die Unterstützung der Opfer nicht reibungslos läuft. So rief Innenminister Süleyman Soylu jetzt erneut zu Spenden auf. Damit provozierte er neue Kritik der Opposition. Wo denn die mehr als fünf Milliarden Euro an Spenden geblieben seien, die Ankara nach eigenen Angaben kurz nach dem Beben von Firmen, Institutionen und Privatleuten gesammelt habe, fragte Nusirevan Elci, ein Berater des oppositionellen Präsidentschaftskandidaten Kemal Kilicdaroglu. Unter Druck steht auch Kerem Kinik, der Vorsitzende des Roten Halbmonds, wie das Rote Kreuz in der Türkei heißt. Er musste zugeben, dass seine Organisation mehr als 2000 Zelte an ein privates Hilfswerk verkaufte, statt sie gratis an Bedürftige zu verteilen.