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True Crime: Diese 5 Kriminalfälle aus Baden-Württemberg sorgten deutschlandweit für Aufregung

True Crime

Diese 5 Kriminalfälle aus Baden-Württemberg sorgten deutschlandweit für Aufregung

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    True Crime aus Baden-Württemberg: Fünf Geschichten über Kriminalfälle aus Baden-Württemberg, die in ganz Deutschland für Schlagzeilen gesorgt haben.
    True Crime aus Baden-Württemberg: Fünf Geschichten über Kriminalfälle aus Baden-Württemberg, die in ganz Deutschland für Schlagzeilen gesorgt haben. Foto: Robert Michael, dpa (Symbolbild)

    Eine Frau wird entführt, doch der Täter kann nie gefasst werden. Ein Hochstapler überzeugt sein Opfer, dass er von einem anderen Stern ist. Und zwei Bankräuber schreiben nach ihren Überfällen Entschuldigungsbriefe. In diesem Text geht es um fünf Kriminalfälle, die deutschlandweit für Aufsehen gesorgt haben.

    Aufsehenerregende Kriminalfälle aus Baden-Württemberg: Die Entführung von Joachim Göhner

    Stuttgart, April 1958: Joachim Göhner ist sieben Jahre alt. Er spielt gerade vor seinem Elternhaus im noblen Stadtteil Degerloch, als ein Mann auf ihn zu kommt. Unter dem Vorwand, ihm ein Reh zeigen zu wollen, lockt der Mann den Jungen in ein Waldstück.

    Noch am gleichen Abend meldet der Vater von Joachim, ein Textilvertreter, seinen Sohn als vermisst. Laut dem Landesarchiv Baden-Württemberg verdächtigt die Polizei zuerst Joachims Mutter und fahndet nach ihr. Das Ehepaar lebt getrennt.

    Doch zwei Tage später meldet sich der Entführer. Am Telefon fordert er 15.000 DM-Mark Lösegeld. Die Polizei schneidet das Gespräch mit.

    Mit diesem Anruf beginnt eine Fahndung, die nicht nur in Baden-Württemberg, sondern deutschlandweit für Aufsehen sorgt. Die Entführung von Joachim Göhner ist der erste Kidnapping-Fall in der Geschichte der Bundesrepublik.

    Das Landesarchiv schreibt dazu: "Die Polizei stand völlig unvorbereitet vor diesem neuen Phänomen der Kriminalität, das man bislang nur aus den USA kannte."

    Der Vater von Joachim will dem Entführer zweimal das Geld übergeben. Doch der Mann holt die 15.000 DM-Mark nicht ab.

    Sieben Tage nach der Entführung wird schließlich die erdrosselte Leiche von Joachim in einem Waldstück gefunden. Der Druck auf die Polizei wächst. Die Medien empören sich über die dilettantische Ermittlung. Gleichzeitig fordern einige Politiker laut dem Deutschlandfunk sogar die gerade erste abgeschaffte Todesstrafe bei Kindesmord wieder einzuführen.

    Schließlich strahlt die Polizei das mitgeschnittene Telefonat im Radio aus und bittet die Bevölkerung um Hinweise. Es melden sich viele Zeugen. Ein Name fällt dabei immer wieder: Emil Tillmann. Die Polizei nimmt den 40-jährigen Gärtner fest.

    Bei seiner Vernehmung gibt Tillmann laut dem Spiegel an, dass er den Vater von Joachim erpressen wollte, weil er Geld für seine Hochzeit benötigt habe. 18 Tage nach seiner Verhaftung erhängt sich Tillmann in seiner Zelle.

    Bis heute wirft der Fall viele Fragen auf. Der Deutschlandfunk schreibt: "Wann Joachim Göhner wirklich starb, und warum er gefesselt war, haben die Ermittler nie herausgefunden."

    15 Jahre lang auf Raubzug: die Gentlemen-Räuber aus Baden-Württemberg

    Banküberfall: Am 10. Dezember 2010 wird in einer Volksbankfiliale in Karlsruhe der stille Alarm ausgelöst. Als die Polizisten am Tatort eintreffen, fällt ihnen ein Pärchen auf, das sich gerade von der Bank entfernt. Die Beamten wollen das Pärchen ansprechen. Doch der Mann (40) und die Frau (38) fliehen.

    Kurz danach fallen Schüsse. Der Mann schießt aus weniger als 15 Metern Entfernung auf die Polizisten. Die Beamten schießen zurück. Ingesamt 19 Mal.

    Beide Täter werden von mehreren Polizeikugeln getroffen. Der Mann erliegt kurz danach seinen Verletzungen. Die Frau richtet sich mit einem Kopfschuss hin. Eine Polizisten wird bei der Schießerei am Oberschenkel getroffen. Sie überlebt.

    Nach einem DNA-Abgleich wird klar: Das Pärchen hat nicht zum ersten Mal zugeschlagen. Bei dem Mann und der Frau handelt es sich um die sogenannten „Gentleman-Bankräuber“, die die Polizei schon seit Jahren sucht.

    Laut dem ZDF hat der Mann zwischen 1995 und 2010 insgesamt 21 Banken in der Region Karlsruhe überfallen. Gesamtwert der Beute: zwei Millionen Euro. Bei vielen Überfällen war auch die Frau dabei. Bei anderen soll ein weiterer Mann beteiligt gewesen sein.

    Den Namen „Gentleman-Bankräuber“ haben die Täter von der Presse erhalten, weil sie in zwei Fällen die Autoschlüssel von gestohlen Fluchtfahrzeugen zurückgeschickt haben - inklusive eines Entschuldigungsschreibens.

    Als die Beamten die Leichen des Pärchens untersuchen, finden sie laut dem ZDF deren Personalausweise. Es sind tschechische Staatsbürger. In ihrer Heimat haben sie unauffällig und zurückgezogen in einem bescheiden Einfamilienhaus gelebt.

    Die Identität des mutmaßlich dritten Bankräubers ist der Polizei bekannt. Laut dem ZDF soll er mit dem Haupttäter befreundet gewesen sein. Allerdings konnte bisher noch kein Haftbefehl erwirkt werden.

    True Crime aus Baden-Württemberg: der Mordfall Maria Bögerl

    Es ist einer der rätselhaftesten Kriminalfälle der letzten Jahrzehnte: Am 12. Mai 2010 wird Maria Bögerl aus ihrem Wohnhaus in Heidenheim-Schnaitheim entführt. Am gleichen Tag ruft ein Unbekannter Bögerls Mann an, den Chef der Heidenheimer Sparkasse. Der Mann fordert ein Lösegeld von 100.000 Euro. Doch die Übergabe scheitert.

    Am 15. Mai  2010 wird der Wagen von Bögerl laut dem SWR im Hof einer Klosteranlage entdeckt. Darin finden die Ermittler DNA-Spuren von einem unbekannten Mann. Bögerl selbst bleibt verschwunden.

    Das ändert sich erst am 3. Juni 2010. Ein Spaziergänger entdeckt die Leiche von Bögerl in einem Waldstück. Laut dem SWR wurde sie erstochen.

    Warum Maria Bögerl sterben musste und ob es einen oder mehrere Täter gibt, ist bis heute unklar. Der Fall Maria Bögerl wurde nie gelöst. Dieses Jahr stellte die Polizei die Ermittlungen ein. Trotz zweier Massen-Gentest an über 3.500 Männern und der Auswertung von über 10.000 Spuren konnte kein Täter ermittelt werden.

    Doch der Fall Maria Bögerl erregt bis heute bundesweites Aufsehen. Nicht nur, weil sich die Polizei mehrfach über die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ an die Öffentlichkeit und um Hinweise bat. Sondern auch, weil es zahlreiche Vorwürfe gegen die Polizei gab. So sollen die Ermittler erst zwölf Stunden nach der Entführung damit begonnen haben, Spuren im Haus der Bögerls zu sichern. Die Garage, wo der Entführungswagen geparkt war, soll sogar erst vier Monate und nach mehrfachem Drängen der Familie untersucht worden sein.

    Besonders perfide: Nach der Ausstrahlung der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ im September 2012 meldete sich ein Mann bei der Polizei und führte die Beamten laut dem SWR monatelang mit falschen Hinweisen in die Irre.

    Dass die Ermittlungen im Fall Maria Bögerl eingestellt wurden, bedeutet allerdings nicht, dass die oder der Täter nie gefasst werden könnten. Mord verjährt in Deutschland nicht. Laut dem Spiegel kann das Verfahren bei neuen Ermittlungsansätzen jederzeit wieder aufgenommen werden: "Den Ermittlungsbehörden liegt weiterhin eine eindeutig einem männlichen Täter zuzuordnende DNA-Spur vor."

    Übrigens: Dass sich die Polizei in Baden-Württemberg über „Aktenzeichen XY…ungelöst“ an die Öffentlichkeit wenden kommt häufig vor, wie bei Mord in Sankt Leon-Rot.

    Verbrechen in Baden-Württemberg: der Taxi-Mörder vom Bodensee

    Juni 2010: Am Bahnhof von Singen steigt Andrej W. in das Taxi einer 44-jährigen Frau. Nach wenigen Minuten zwingt W. die Frau, auf einen abgelegenen Feldweg zu fahren. Er sticht der Frau mehrfach in den Hals und vergewaltigt sie. Dann flieht er. Die Polizei findet die Frau erst am nächsten Morgen. Sie hat überlebt und wird notoperiert.

    Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Andrej W. auf der anderen Seite des Bodensees: in Hagnau. Er steigt erneut in das Taxi einer Frau. Diesmal wird er zum Mörder. Auf einem Parkplatz sticht er auf die Fahrerin ein. Sie überlebt den Angriff nicht.

    Andrej W. kann zwar fliehen. Doch er hinterlässt an beiden Tatorten DNA-Spuren. Die Polizei leitet eine bundesweite Fahndung ein. Es ist die größte Polizeiaktion, die es nach einem Gewaltverbrechen am Bodensee jemals gab. Gleichzeitig haben die Menschen am Bodensee Angst, dass der Taximörder noch einmal zuschlagen könnte.

    Es dauert nicht lange. Dann finden die Ermittler eine übereinstimmende DNA-Probe. Andrej W. wird im brandenburgischen Senftenberg festgenommen: in der Gartenlaube seiner Großmutter.

    Im Januar 2011 beginnt der Prozess gegen W. Laut der Süddeutschen Zeitung sagt die Anwältin der 44-jährigen am Rande der Verhandlung: "Ich habe noch nie so eine brutale Tat gesehen."

    Laut dem Spiegel wird Andrej W. am 10. Februar dieses Jahres wegen Mordes, versuchten Mordes, Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt: "An seiner Schuld bestand kein Zweifel."

    Damit könnte die Geschichte enden. Aber das tut sie nicht. Andrej W. gerät keine drei Monate nach Haftantritt erneut in die Schlagzeilen: Ihm gelingt für 36 Stunden die Flucht aus der geschlossenen Psychiatrie.

    Wie der Spiegel berichtet, soll ein Großaufgebot von Landes- und Bundespolizei sowie speziellen Spürhunden und einem Hubschrauber mit Wärmebild-Kamera nach dem Flüchtigen gesucht haben. Schließlich soll ein Streifenwagen W. auf einem geklauten Fahrrad entdeckt haben.

    Ein Beamter von Landeskriminalamt Baden-Württemberg erklärte gegenüber dem Spiegel: "Er wollte flüchten, die Kollegen haben ihn verfolgt und mit dem Dienstauto das Rad touchiert."

    Ein juristischer Klassiker: der Siriusfall

    Der Siriusfall ist vermutlich einer der bizarrsten Kriminalfälle in der deutschen Geschichte. 1973 lernt die 28-jährige Sekretärin Heidrun T. in einer Diskothek den vier Jahre älteren Fred Gaster kennen. Laut dem Bundesgerichtshof entwickelt T. zu Gaster eine intensive Freundschaft. Sie diskutieren über Philosophie und Psychologie und telefonieren oft mehrere Stunden lang. Gaster wird für T. zum einem Lehrer und Berater. Sie vertraut und glaubt im blindlings.

    Irgendwann erzählt Gaster Heidrun T., dass er in Wahrheit ein Bewohner des Sterns Sirius sei und stellt ihr in Aussicht, dass sie als Seelenwesen auf dem Planeten Sirius leben könnte. T. glaubt Gaster.

    Bald fängt Gaster damit an, Heidrun T. auszunehmen. Er lässt sich von ihr 30.000 DM geben. Angeblich: für Meditationsunterricht bei einem befreundeten Mönch. Und er überredet T., auf seinen Namen eine Lebensversicherung abzuschließen und ihre irdische Existenz zu beenden. "Dafür", schreibt das juristische Fachmagazin LTO, "lässt lässt sie wie mit Fred besprochen heißes Wasser in ihre Badewanne und legt sich hinein. Auf sein Kommando schaltet sie den extra dafür gekauften Fön ein und lässt ihn ins Wasser fallen."

    Doch T. überlebt und spürt bloß ein Kribbeln in ihrem Körper. Dass sie sich in Lebensgefahr befunden hat, realisiert sie nicht.

    Der Bundesgerichtshof schreibt dazu: Heidrun T. "handelte in völligem Vertrauen auf die Erklärungen des Angeklagten. Sie ließ den Fön in der Hoffnung ins Wasser fallen, sofort in einem neuen Körper zu erwachen. Der Gedanke an einen ‚Selbstmord im eigentlichen Sinn‘, durch den ‚ihr Leben für immer beendet würde‘, kam ihr dabei nicht."

    Der Siriusfall machte vor allem unter Juristen Schlagzeilen. Denn das Bundesgerichtshof musste entscheiden, ob er Gaster Heidrun T. lediglich zum Suizid angestiftet hatte - oder ob er versucht hatte, einen Mord durch einen anderen zu begehen. Der Gerichtshof entschied sich für Letzteres. Gaster hatte T. zum Werkzeug gegen sich selbst gemacht.

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