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Tourismus: Wasserknappheit in Griechenland: „Bitte dreht den Hahn zu!“

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Wasserknappheit in Griechenland: „Bitte dreht den Hahn zu!“

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    Stranddusche südlich von Athen: Die griechischen Behörden haben vor einer drohenden Hitzewelle während der Sommerreisezeit gewarnt. Vielerorts wird das Wasser knapp.
    Stranddusche südlich von Athen: Die griechischen Behörden haben vor einer drohenden Hitzewelle während der Sommerreisezeit gewarnt. Vielerorts wird das Wasser knapp. Foto: Yorgos Karahalis/AP, dpa

    Die Kunden des staatlichen griechischen Wasserversorgers EYDAP bekommen dieser Tage eine E-Mail. „Danke, dass Du den Hahn zudrehst – ein kleiner Schritt von Dir bedeutet einen großen Schritt für uns alle“, heißt es da. Über einen Link gelangt man auf eine Webseite mit Spartipps: Dusche so kurz wie möglich, lasse Geschirrspüler und Waschmaschine nur laufen, wenn sie voll sind, verzichte auf die Autowäsche, wasche Obst und Gemüse in einer Schüssel statt unter laufendem Wasser. Dutzende solcher Ratschläge gibt es auf der Homepage der Wasserwerke.

    Griechenland erlebt in diesem Jahr einen ungewöhnlich heißen und niederschlagsarmen Sommer. Dieser Juni war der wärmste seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen. Zur Hitze kommt die Trockenheit. In vielen Landesteilen hat es seit Monaten nicht geregnet. In Sparta auf der Halbinsel Peloponnes fielen im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre im Juni 35 Liter Regen. In diesem Jahr gab es keinen einzigen Tropfen. Auch in Athen wurde keinerlei Niederschlag gemessen, gegenüber 21 Litern im langjährigen Durchschnitt. Schon der vergangene Winter war ungewöhnlich trocken: In Athen und Thessaloniki fiel nur halb so viel Regen wie gewöhnlich, auf Kreta sogar nur 40 Prozent.

    Die Folge: In den Stauseen, die zur Trinkwasserversorgung dienen, sinken die Pegelstände. Kritisch ist die Situation auf manchen Inseln. Die Stauseen der Ägäisinsel Naxos, die außer 20.000 Einwohnern jetzt auch zehntausende Urlauber beherbergt, sind fast leer. Zum Glück hat Bürgermeister Dimitris Lianos rechtzeitig vorgesorgt und drei mobile Entsalzungsanlagen beschafft. Damit sei die Trinkwasserversorgung gesichert, sagt Lianos. Auf der Insel Karpathos haben die Behörden Beschränkungen für die Befüllung von Swimmingpools erlassen. Auf Thasos sucht die Gemeinde händeringend nach einer Entsalzungsanlage, aber wegen der großen Nachfrage kommen die Hersteller nicht mehr nach.

    Touristen erfrischen sich während ihres Besuchs der Akropolis an einem öffentlichen Trinkbrunnen. Auch durch den Tourismus ist der Wasserverbrauch zuletzt deutlich gestiegen.
    Touristen erfrischen sich während ihres Besuchs der Akropolis an einem öffentlichen Trinkbrunnen. Auch durch den Tourismus ist der Wasserverbrauch zuletzt deutlich gestiegen. Foto: Socrates Baltagiannis, dpa

    Während die Niederschläge ausbleiben, strömen immer mehr Touristen auf die griechischen Inseln. Das Land erwartet in diesem Jahr einen neuen Reise-Rekord. Aber gerade die Urlauber sind oft sorglos und verschwenderisch im Umgang mit dem kostbaren Wasser. Nikos Zoros, der Bürgermeister der Kykladeninsel Santorin: „Seit 2012 ist unser Wasserverbrauch um 140 Prozent gestiegen.“ Auf Mykonos nahm er seit 2021 um fast 40 Prozent zu.

    Auch in Athen hat der Verbrauch im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahr um acht bis zehn Prozent zugelegt, heißt es bei den Wasserwerken EYDAP. Sie versorgen die Vier-Millionen-Stadt Athen und die Hauptstadtregion Attika. Im September 2022 hatte das Unternehmen 1,1 Milliarden Kubikmeter Wasser in seinen Speichern. Jetzt – zu Beginn des Sommers – sind es etwa 800 Millionen Kubikmeter. Das bedeutet zwar noch keinen akuten Engpass, aber „Alarmstufe gelb“, wie es bei den Wasserwerken heißt.

    Ältere Griechen erinnern sich noch an die Wassernot der Dürrejahre 1991 und 1992. Damals drohte die Trinkwasserversorgung in Athen zusammenzubrechen. Im Sommer 1991 hatte Athen noch Wasser für 62 Tage. Die Regierung erließ drastische Sparmaßnahmen. Wer zu viel Wasser verbrauchte, zahlte horrende Strafgebühren. Damit gelang es, den Wasserverbrauch um 25 Prozent zu drücken. So dramatisch wie damals ist die Lage derzeit noch nicht. Damit es nicht zu einem Notstand kommt, mahnen die Wasserwerke jetzt auch in Radio- und TV-Spots zur Sparsamkeit. Zum Beispiel mit der Botschaft: „Danke, dass Du während des Zähneputzens den Hahn zudrehst.“

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