Mallorca startet mit Vollgas in die Urlaubssaison. Angesichts der großen Buchungsnachfrage dürfte die spanische Mittelmeerinsel in diesem Jahr wieder eines der meistbesuchten Reiseziele Europas werden – auch wenn der Urlaub dort deutlich teurer wird. "Wenn nichts Ungewöhnliches passiert, dann wird es ein gutes Jahr", sagt María José Aguiló, Vizechefin des mallorquinischen Hotelverbandes.
Ihre Zuversicht kann sie unter anderem darauf stützen: Schon jetzt im März sind zwei Drittel aller Hotels geöffnet – und damit deutlich mehr als im Vorjahr. In den Osterferien, in der ersten Aprilhälfte, sollen fast 80 Prozent aller Gästeherbergen betriebsbereit sein. Auch die meisten Restaurants, Biergärten und Diskos öffnen früher als üblich. Ein Zeichen dafür, dass sie mit einem guten Geschäft rechnen. Und das trotz der zum Teil happigen Preissteigerungen durch Inflation und Energiekrise. Die Hotel- und Gaststättenpreise sind auf der Insel laut spanischem Statistikamt in den vergangenen zwölf Monaten um annähernd zehn Prozent gestiegen. Ein halber Liter Bier kostet in einer Party-Location wie dem "Bierkönig" inzwischen fünf Euro.
Flüge nach Mallorca sind nicht mehr billig zu haben
Besonders kräftige Erhöhungen werden vor allem bei den Flugpreisen gemeldet. Die Zeit der 30- oder 50-Euro-Flüge ist vorbei. In diesem Jahr gibt es fast keine Tickets mehr unter 100 Euro. Für die Strecke Berlin–Palma zum Beispiel ist aktuell kaum noch ein Hin- und Rückflug für unter 400 Euro zu bekommen. Auch ein kleinerer Mietwagen kostet um Ostern herum derzeit für eine Woche mindestens 300 Euro. Auch hier: Die Billigangebote früherer Jahre sind verschwunden. Einen Leihwagenmangel, wie im vergangenen Jahr, soll es nicht mehr geben, versichern die Flottenbetreiber. Sie haben das Fahrzeugangebot deutlich vergrößert, sodass rund 100.000 Fahrzeuge auf Mallorca bereitstehen.
Urlauberinnen und Urlauber müssen also deutlich tiefer in die Tasche greifen. "Der Mallorca-Urlaub wird dieses Jahr 33 Prozent teurer sein als im Vorjahr", titelte die Mallorca Zeitung. Unter Verweis auf den prominenten Inselgastronomen Juan Ferrer, Sprecher der lokalen Gastronomen- und Hotelierplattform Palma Beach. Angesichts des gestiegenen Preisdrucks lohnt es sich, lange im Voraus zu planen und Hauptreisezeiten zu meiden. "Ich habe frühzeitig gekauft, und es war sogar günstiger als im letzten Jahr", berichtet zum Beispiel jemand in einem Mallorca-Forum auf Facebook. Dort sind die Preissteigerungen ein größeres Thema.
Tourismusdezernat bekämpft Problem mit Saufurlaubern
Juan Ferrer, der mit Besäufnissen, Exzessen und Randale an der Playa de Palma aufräumen will, kann ihnen sogar Positives abgewinnen. "Dies hält vielleicht den einen oder anderen Billigurlauber ab", meinte er, betonte zugleich jedoch, dass sich die meisten Inselbesucher vorbildlich benehmen. "Von zehn Besuchern sind neuneinhalb perfekte Urlauber."
Der unerwünschte Sauftourismus, der Mallorca immer wieder Negativschlagzeilen beschert, soll weiter bekämpft werden. Bisher versuchte es die Inselpolitik mit Benimmregeln, Trinkverboten im öffentlichen Raum und stärkerer Polizeipräsenz. "Saufurlauber sollen spüren, dass es auf Mallorca in dieser Hinsicht nichts mehr zu holen gibt", sagte jetzt Mallorcas Tourismusdezernent Andreu Serra dem Mallorca Magazin. Unerwünschte Angebote sollen verbannt werden. Bereits verboten wurde, Sangria in Eimern auszuschenken. Auch Happy-Hour- und All-Inclusive-Angebote wurden eingeschränkt.
In Sachen Preisanstieg gibt es zumindest eine positive Nachricht: Die Tourismussteuer, die auf Mallorca gezahlt werden muss, wird in diesem Jahr nicht erhöht. Sie beträgt zwischen 50 Cent und vier Euro pro Gast und Nacht – je nach Saison und Hotelkategorie. Die Einnahmen der sogenannten Ecotasa, 2022 weit mehr als 100 Millionen Euro, fließen in nachhaltige Projekte wie den Ausbau des Nahverkehrs oder kommen dem Naturschutz zugute. Zudem wird mit der Tourismussteuer die Verbesserung der Trinkwasserversorgung finanziert, die angesichts des Massentourismus zunehmend an ihre Grenzen stößt.
2022 reisten insgesamt 11,5 Millionen Feriengäste auf die Insel
Wenn die Prognosen stimmen, könnten in diesem Jahr noch einmal mehr Urlauber als im Vorjahr auf Mallorca landen. Die Lufthansa will wie 2022 auf ihrer Mallorca-Strecke einen "Jumbo" einsetzen. Ralph Schiller, CEO der FTI Group, sagte im Mallorca Magazin: "Wir wollen auf den Inseln weiterwachsen." Ziel sei, die Zahl der Balearen-Urlauber in den kommenden drei Jahren von 300.000 auf 500.000 zu steigern. 2022 reisten insgesamt 11,5 Millionen Feriengäste nach Mallorca. Davon kamen 9,7 Millionen aus dem Ausland. Die Deutschen blieben dabei die besten Tourismuskunden der Insel: Sie stellen mehr als ein Drittel aller Feriengäste.