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Tourismus: Exzesse verboten: Das sind die neuen Benimmregeln auf Mallorca

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Exzesse verboten: Das sind die neuen Benimmregeln auf Mallorca

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    „Eimersaufen“ war für viele Feiernde auf Mallorca Pflicht.
    „Eimersaufen“ war für viele Feiernde auf Mallorca Pflicht. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Hunderttausende Urlauber werden in den Osterferien auf Mallorca erwartet. Die beliebteste Ferieninsel Europas startet nach zwei Pandemiejahren mit Vollgas in die Urlaubssaison. Es ist ein Neustart ohne wesentliche Corona-Beschränkungen – aber mit neuen Regeln für den Tourismus.

    „Wir wollen ein Tourismusmodell der Qualität und nicht der Quantität“, sagt Francina Armengol, die regionale Regierungschefin der Balearischen Inseln. Zu der Inselgruppe im Mittelmeer gehören neben der Hauptinsel Mallorca auch Ibiza, Menorca und Formentera. Die Qualität soll vor allem durch zwei Schritte verbessert werden: Zum einen durch die „Bettenbremse“ – eine neue gesetzliche Wachstumsgrenze für den Fremdenverkehr. Die Inselregierung fror die Zahl der Gästebetten für vier Jahre auf dem jetzigen Stand ein. Derzeit gibt es auf Mallorca und den Nachbarinseln etwa 433.000 Touristenbetten. Zum anderen will man in der berühmten Partyhochburg an der Playa de Palma, die hauptsächlich von deutschsprachigen Urlaubern frequentiert wird, mit noch strengeren Regeln für Ordnung sorgen.

    Exzessives Trinken am Ballermann wird verboten

    Die Exzesse im „Ballermann“-Viertel südöstlich der Inselhauptstadt Palma sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen. Dies brachte die Vergnügungsbranche zunehmend unter Druck. Denn die Inselregierung hatte mit der Gesetzeskeule gedroht. Deswegen verpflichtete sich nun die große Mehrheit der Lokale freiwillig, stärker auf gutes Benehmen ihrer Gäste zu achten. Dazu gehört zum Beispiel, exzessives Betrinken, anstößiges Auftreten und ganz allgemein „unbürgerliches Verhalten“ nicht mehr zu dulden. Auch wer Hassbotschaften verbreitet, soll Hausverbot bekommen. Man werde dabei besonders auf extremistische Gesänge, Tätowierungen und T-Shirt-Aufdrucke achten, heißt es. In der Vergangenheit waren immer mal wieder rechtsradikale Besucher aufgefallen, die unter anderem Oberbekleidung mit dem Spruch „Sommer, Sonne und Sieg Heil“ trugen.

    Die Liste der Verbote geht noch weiter. So sei „Oben ohne“ in den Lokalen ebenfalls nicht mehr erwünscht, erklärt der örtliche Party-Dachverband Abone. Weder bei Frauen noch bei Männern. Ohne Oberteil gebe es keinen Einlass. Auch nicht mit dem wenig verhüllenden „Mankini“ oder „Borat“-Männereinteiler, der bei Junggesellenabschieden beliebt ist. „Wir wollen alle davon überzeugen, dass der Tourismus der Exzesse und des Saufens der Vergangenheit angehört“, teilt Mallorcas Unternehmerverband Caeb mit, in dem viele Gastwirte organisiert sind. „Dieses Geschäftsmodell ist überholt. Wir wollen das nicht mehr.“ Die neuen Regeln möchte die Branche auch im von britischen Urlaubern dominierten Party-Hotspot im Urlaubsort Magaluf durchsetzen.

    Nur noch mit Oberteil: Die deutsche Sängerin Mia Julia und ihre Fans im Bierkönig an der Playa de Palma.
    Nur noch mit Oberteil: Die deutsche Sängerin Mia Julia und ihre Fans im Bierkönig an der Playa de Palma. Foto: Clara Margais, dpa

    Die Qualitätsoffensive begleiten zudem Neuerungen vor allem beim Umweltschutz. Mallorca und die benachbarten Inseln müssten nachhaltiger werden, betont Balearen-Regierungschefin Armengol. „Die Zukunft der Inseln ist grün“, sagt sie – andernfalls werde es bald keine Zukunft mehr geben.

    Die mindestens zehn Millionen Urlauber, die bis Ende des laufenden Jahres erwartet werden, könnten die Insel wieder ans Limit bringen. Die Handhabung der Müllberge, der Trinkwasserprobleme und des Energiebedarfs wird immer schwieriger. Deswegen sollen mit modernster Technologie Ressourcen gespart und Rohstoffe recycelt werden. Angesichts des großen Nachholbedarfs vieler Menschen, die in den vergangenen Jahren kaum gereist sind, könnte es gar einen Urlauberrekord geben: Allein am ersten Aprilwochenende wurden 2000 Flüge mit rund 250.000 Passagieren auf Mallorcas Airport abgefertigt.

    Es gibt kaum noch Corona-Regeln in Spanien und auf Mallorca

    Was die Corona-Lage angeht, so hat sich diese auf Mallorca wie in ganz Spanien spürbar entspannt. So sehr, dass fast alle Corona-Regeln weggefallen sind. Sogar die Quarantänepflicht für Infizierte wurde abgeschafft – soweit die Betroffenen keine oder nur leichte Symptome haben. Und das trifft auf die meisten Fälle zu.

    In Spanien, das sich von einer engmaschigen Corona-Kontrolle verabschiedet hat, wird auch keine Sieben-Tage-Inzidenz mehr veröffentlicht. Nur die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Innenräumen ist geblieben. Sowie die Pflicht, sich vor Reiseantritt auf dem Portal „Spain Travel Health“ zu registrieren und ein Gesundheitszertifikat zu besitzen.

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