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Tourismus in Rom: Gegen Kurzzeitvermietung regt sich Widerstand

Tourismus

Den Römern wird es zu viel

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    Der Konzern Airbnb verlost nun zu Werbezwecken die Teilnahme an – harmlosen – Gladiatorenkämpfen im Kolosseum.
    Der Konzern Airbnb verlost nun zu Werbezwecken die Teilnahme an – harmlosen – Gladiatorenkämpfen im Kolosseum. Foto: Christoph Sator, dpa

    Wer früher Rom besuchen wollte, der hatte klare Ziele. Hauptattraktionen waren das Kolosseum, der Trevi-Brunnen, das Pantheon oder der Petersdom. Inzwischen ist aus einem Geheimtipp ein Phänomen geworden, das vor allem jüngere Besucher begeistert. Es handelt sich um einen Spiegel in der Kirche Sant‘Ignazio di Loyola in der historischen Altstadt. Eigentlich war das Gotteshaus aus dem 17. Jahrhundert bislang eher etwas für Kenner. Jetzt bilden sich Schlangen Jugendlicher vor ihm.

    Warum? Zum einen kann man durch den Spiegel das pompöse Deckenfresko von Andrea Pozzo bewundern, ohne sich den Kopf zu verrenken. Zum anderen eignet sich der Spiegel bestens für ein spektakuläres Selfie vor barocker Kulisse. Das hat sich herumgesprochen, TikTok und Instagram sei Dank. Und so stehen Hunderte Touristen aus aller Welt täglich vor der Kirche an, nehmen Wartezeiten von bis zu einer Stunde in Kauf und spenden einen Euro für die Instandhaltung des Bauwerks. Die Jesuiten als Eigentümer der Kirche haben eine neue Geldquelle aufgetan! Seine Findigkeit hat der Orden, dem auch Papst Franziskus angehört, mit den PR-Strategen des umstrittenen Kurzzeitvermietungs-Konzerns Airbnb gemein.

    Das Kolosseum werde „lächerlich gemacht“, schimpft ein Politiker

    Der Konzern aus Kalifornien wird zu Werbezwecken die Teilnahme an – harmlosen – Gladiatorenkämpfen im Kolosseum verlosen. 16 Kunden, die zwischen dem 27. November und dem 10. Dezember über Airbnb einen Aufenthalt in Rom buchen, sollen an zwei Abenden im kommenden Mai exklusiven Zutritt zu der weltberühmten Arena erhalten und dort zum Schwert greifen dürfen. Die Aktion hat den Segen des Archäologischen Parks, der das um 80. n. Chr. fertiggestellte Amphitheater betreibt. 1,5 Millionen Euro nimmt die Verwaltung ein, die für Instandhaltung und Renovierung verwendet werden sollen.

    Die Werbekampagne hat allerdings den Unmut zahlreicher Römerinnen und Römer sowie der Lokalpolitik hervorgerufen. Das Kolosseum werde „lächerlich gemacht“, meinte Enzo Foschi, Chef der römischen Sozialdemokraten. „Wir sind nicht in Disneyland, sondern in Rom.“ Airbnb habe de facto bereits die historische Altstadt mit seinen Kurzzeitvermietungen erobert und Rom zu einem „Touristenpark“ gemacht. Auch Bürgermeister Roberto Gualtieri forderte einen Stopp der Aktion. Gleichwohl macht die Stadtverwaltung bislang keine Anstalten dazu und lässt Airbnb gewähren.

    Das Problem: Wohnraum wird knapper und teurer

    In Florenz hingegen sind von 2025 an die sogenannten Schlüsselboxen in der Altstadt verboten, in denen Vermieter oder Agenturen wie Airbnb die Schlüssel für die Urlaubsbleibe deponieren. Sie sparen so Personal und Aufwand. Kürzlich überklebten Aktivisten in Florenz Schlüsselboxen mit roten Klebestreifen. Auf ihnen die Aufschrift: „Retten wir Florenz, um dort zu leben.“ Das Geschäftsmodell und die Beliebtheit von Airbnb und anderen Anbietern führt zu einer Verknappung und Verteuerung des Wohnraums. Die Kurzzeitvermietung an Touristen ist schließlich lukrativer als die Vermietung an Einheimische.

    In Rom regte sich auf ähnliche Weise der Protest: Im Oktober entfernten Aktivisten einige Schlüsselboxen und ließen jeweils einen grünen Robin-Hood-Hut zurück. „Wir entfernen diese Schlösser, um den Ausverkauf der Stadt anzuprangern“, hieß es in einem Bekennerschreiben. Der Bürgermeister solle eine Obergrenze für Kurzzeitvermietungen einführen. Nur, das ist unwahrscheinlich: Rom steht mit dem von der katholischen Kirche veranstalteten Heiligen Jahr 2025 vor einem regelrechten Ansturm. Erwartet werden 35 Millionen Besucherinnen und Besucher.

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