„Was ist die beste Zeit? – Unsere. – Beste Gegend? – Unsere. – Beste Musik? – Unsere.“ Elmar Wepper führte als Sepp diesen wunderbaren Dialog in einer seiner frühen Paraderollen in der bayerischen Kultserie „Irgendwie und Sowieso“ mit Tango-Fredi Bruno Jonas. Das war in den frühen 80er-Jahren. Ein minimalistischer Austausch für die Ewigkeit, wie sich herausstellen sollte.
Was war das für eine Zeit in Weppers letzten Jahren? Als unsere Redaktion ihn 2019 kurz vor seinem 75. Geburtstag nach seinen Plänen für die folgenden Jahre fragte, antwortete er: "Ich habe mir eine gewisse Neugier bewahrt und schaue noch ein bisserl nach vorne. Auf der anderen Seite weiß man, statistisch gesehen wird es etwas enger. Man kommt so langsam auf die Zielgerade. Aber wenn man im letzten Streckenabschnitt nicht zu viel Gas gibt, kann das, wenn man Glück hat, auch noch eine sehr schöne Zeit werden." Bei allem, was man weiß, soll das in der Tat eine schöne Zeit gewesen sein – beim Gärtnern, beim Fliegenfischen und Golfspielen, im Kreis der Familie, der rote Teppich war eh nichts für ihn.
Mit „Kirschblüten – Hanami“ feierte Elmar Wepper spät einen großen Kino-Erfolg
Im kommenden April wäre Elmar Wepper, der gebürtige Augsburger, 80 Jahre alt geworden. Der beliebte Schauspieler wird ihn nicht mehr erleben. Wie seine Agentin bestätigte, starb er am Dienstagmorgen – nach Informationen der Bild-Zeitung an Herzversagen. Er sei plötzlich umgekippt, hieß es.
Als unsere Redaktion ihn vor knapp fünf Jahren zum großen Interview traf, hatte Elmar Wepper gerade seinen letzten großen Erfolg mit dem Kinofilm "Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und flog davon" gefeiert – die Geschichte eines Grantlers, der im gereiften Alter noch einmal eine neue schöne Seite des Lebens entdeckt. Danach stand er nur noch selten vor der Kamera. In der Branche nannten sie ihn da längst "Charakterdarsteller".
Das lag vor allem an einem Film, mit dem er es seinen Kritikern so richtig gezeigt hatte. 2008 war das. Er, den sie gerne in die Schublade „leichtes Fach“ gesteckt hatten, eroberte mit dem Streifen „Kirschblüten – Hanami“ die Kinoleinwände. Plötzlich hatte sich sein Image radikal gewandelt.
An der Seite von Uschi Glas wurde Elmar Wepper zum Serienstar
Er selbst ist damals vom Kritikerlob für seine Rolle in dem Doris-Dörrie-Film überrascht worden. Bei der Berlinale 2008 holte er sich den Preis als bester Hauptdarsteller – und machte keinen Hehl daraus, dass ihn die Reaktionen auf sein Spiel eines traurig-anrührenden Witwers überwältigt hatten. „Ich bin zwar schon lange bei der Schauspielerei, aber auf der Berlinale war ich noch nie“, sagte er. „Diese ganze Anerkennung und Aufmerksamkeit, auch von der internationalen Presse, ist wirklich toll.“
Vom Erfolg verwöhnt war Wepper allerdings auch schon zuvor. TV-Produktionen wie "Polizeiinspektion 1" in den späten 70er-Jahren oder „Unsere schönsten Jahre“ in den 80ern machten ihn bekannt. An der Seite von Uschi Glas war er dann in den 90er-Jahren in der ZDF-Erfolgsserie „Zwei Münchner in Hamburg“ zu sehen. Überhaupt: Uschi Glas. Elmar Wepper sei einer ihrer wichtigsten Kollegen und zudem "ein wahrer Freund" gewesen, sagte sie nun der Bild. Mit ihm habe sie die meisten gemeinsamen Drehtage in ihrer Karriere gehabt. "Mir fehlen die Worte und ich bin tieftraurig und geschockt."
Was viele nicht wissen: Wepper hat auch eine beachtliche Zahl an Filmen und Serien synchronisiert. Schon in jungen Jahren beispielsweise für die amerikanische Jugendserie "Fury". Er sprach den Offizier Chekov auf dem legendären "Raumschiff Enterprise". Und vor allem war er, über Jahrzehnte hinweg, die deutsche Stimme von US-Star Mel Gibson.
Privat mochte Wepper es lieber ohne Rummel. „Meine Frau und ich garteln wahnsinnig gern – fast jeden Tag im Sommer“, sagte er einmal. Mit Anita Schlierf lebte er bis zuletzt in Planegg bei München. Neben ihr hinterlässt er auch einen Sohn und zwei Enkel.
Sein Bruder Fritz Wepper war zuletzt schwer an Krebs erkrankt
Familie war ihm immer wichtig. Unserer Redaktion sagte er: "Das war schon immer so. ,Dick fließt das Blut', würde mein Bruder sagen." Der ist nicht weniger bekannt in der deutschen Schauspiel-Landschaft: Fritz Wepper, 82, der zuletzt schwer an Krebs erkrankt war. Dieser hatte ihn auch zum Fernsehen gebracht. 1974 spielte Elmar im ZDF-Krimi "Der Kommissar" den – na klar – jüngeren Bruder von Harry Klein alias Fritz Wepper, der dann in dieser Rolle zu "Derrick" wechselte. Elmar und Fritz, zwei, die bis zuletzt ein Herz und eine Seele waren. Neben dem Set sowieso, aber eben auch beruflich. So drehten sie beispielsweise zwischen 1994 und 2001 die Krimireihe "Zwei Brüder".
"Mein einziger Trost ist, dass Elmar nicht leiden musste", sagte Fritz Wepper am Mittwoch der Bild. "Dennoch ist es für mich und die Familie untröstlich." Es sei schwer anzunehmen und derzeit "nicht in weitere Worte zu fassen".
Elmar Wepper war 1944 in Augsburg geboren worden, wuchs in München-Neuhausen auf und verbrachte als Junge seine Ferien stets bei der Oma in Mering im Landkreis Aichach-Friedberg. Als unsere Redaktion ihn 2019 nach den prägendsten Erlebnissen seiner Jugendzeit fragte, sagte er: "Ich hatte eine glückliche Kindheit. Meine Mutter hat uns großzügig und liebevoll erzogen. Wir haben den ganzen Tag gespielt. Spielen! Das war meine Kindheit. Und am schönsten war es in den Sommerferien bei unserer Oma."