Am 4. Oktober 2021 sieht Jamal Fischer die Chance, seiner Karriere einen gewaltigen Schub zu verpassen. Facebook, Instagram und WhatsApp sind über Stunden hinweg nicht erreichbar. Während viele krampfhaft versuchen, ihren Instagram-Feed zu aktualisieren, setzt sich Jamal Fischer an seinen PC. Er recherchiert, schreibt ein Skript und stellt sich vor die Kamera in seiner Augsburger Wohnung. Der 21-Jährige, der sich selbst als "Technik-Nerd" bezeichnet, lädt noch in der Nacht zwei Videos hoch: auf TikTok, einer App, die für kuriose Tanzvideos bekannt wurde – und mittlerweile großer Konkurrent des Facebook-Konzerns ist.
In den Videos erklärt er, warum zu diesem Zeitpunkt niemand WhatsApp, Instagram oder Facebook nutzen konnte. Er spricht von verschlossenen Serverräumen und warum sich sogar Facebook-Mitarbeitende ausgesperrt hätten. "Ich habe noch nie so schnell Videos geschnitten", erzählt Fischer. Aber er habe gewusst, "dass diese Videos viral gehen werden", also schnell sehr viel Reichweite bekommen. Der Gedanke dahinter: Junge Menschen nutzen zur Information soziale Medien. Wenn also Facebook und Instagram nicht funktionieren, müssten sich plötzlich viel mehr auf TikTok informieren – und tatsächlich: Am nächsten Tag hatte das Video fast eine Million Aufrufe und Technikexperte Jamal Fischer, der sich auf TikTok @dasistjay nennt, etwa 20.000 Abonnenten mehr auf seiner Seite.