Die Nosferatu-Spinne ist zurück. Oder war besser gesagt gar nicht wirklich weg. Nachdem das Insekt im vergangenen Sommer in verschiedenen Bundesländern auffällig häufig gesichtet wurde, mehren sich auch jetzt die Berichte über Aufeinandertreffen von Mensch und Tier.
Offenbar handelt es sich um die nächste Generation der Spinnenart, die in Deutschland heimisch zu werden scheint. Hier werden die wichtigsten Fragen geklärt.
Nosferatu-Spinne: Was ist über sie bekannt?
Die Nosferatu-Spinne ist hierzulande längst in aller Munde. Dabei lebte sie bis vor 20 Jahren noch im Mittelmeerraum, wie der NABU berichtet. In Deutschland wurde sie 2005 erstmals registriert – in Freiburg. Mittlerweile sind Sichtungen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hessen, Bremen und Sachsen keine Seltenheit mehr.
Die Spinne gehört zur Familie der Kräuseljagdspinnen. Ihr lateinischer Name lautet Zoropsis spinimana. Die Tiere können eine Körperlänge von knapp zwei Zentimetern erreichen, hinzu kommt eine Beinspannweite von bis zu sechs Zentimetern.
Wie der NABU schreibt, kann sie sich dank spezieller Haare an den Beinen selbst an senkrechten Glasscheiben festhalten. Demnach verfolgt sie ihre Beute und stößt dann blitzartig vor, baut also für die Jagd kein Netz. Ihre Eier webt sie jedoch in einen Kokon und in ein großes Gespinst aus Kräuselfäden ein, dieses Konstrukt bewacht sie dann. Darin können sich "20 bis 100 Jungspinnen" entwickeln, wie Dr. Katharina Schneeberg, Zoologin im Pfalzmuseum Bad Dürkheim, im Rhein-Neckar Fernsehen erklärt.
Peter Klaas, Spinnen-Experte des Kölner Zoos, verweist im Kölner Stadt-Anzeiger zudem auf einen Unterschied bei den Geschlechtern: "Die männlichen Tiere überleben in der Regel nur ein Jahr. Die Weibchen allerdings kümmern sich um den Nachwuchs und müssen sich auch einen geeigneten Ort zum Überwintern suchen."
Nosferatu-Spinne: Wo ist sie vor allem anzutreffen?
Die vielen Sichtungen sind darauf zurückzuführen, dass sich die Nosferatu-Spinne in Gebäuden heimisch zu fühlen scheint. Allerdings berichtet der NABU, dass sie in Südeuropa und in Nordafrika bevorzugt in lichten Wäldern lebt und sich tagsüber gerne unter Steinen und Rinde versteckt.
Dass sie sich nun so weit in den Norden vorgewagt hat, wird auf den Klimawandel geschoben. Denn durch die steigenden Temperaturen findet die Nosferatu-Spinne also auch in Deutschland die Bedingungen vor, die sie benötigt. Auffällig ist dabei, dass die meisten Sichtungen auf Gegenden in Gewässer-Nähe zurückgehen – etwa im Rheinraum oder am Bodensee.
Allerdings erklärt Dr. Stephan Loksa, Spinnen-Experte des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Kölner Stadt-Anzeiger: "Sie ist eine besonders trocken- und wärmeliebende Art." Unter den trockenen und warmen Sommern zuletzt hätten die heimischen Spinnen gelitten, "die Nosferatu-Spinne aber konnte sich gut vermehren".
Nosferatu-Spinne: Ist sie für den Menschen gefährlich?
Berichten von angeblichen Angriffen von Nosferatu-Spinnen auf Menschen entgegnet Schneeberg: "Die Spinne wird, wenn sie sich bedroht fühlt, die Flucht ergreifen. Und wenn sie das nicht kann und sich bedroht fühlt, kann es auch mal sein, dass sie zuzwickt."
Dabei gilt zu beachten: Der Achtbeiner zählt zu den wenigen Spinnen, die durch menschliche Haut beißen können. Allerdings ist der Stich für den Menschen in der Regel ungefährlich und fühlt sich laut NABU wie ein Wespenstich an.
Schneeberg gibt jedoch zu beachten: "Das Allerschlimmste ist, dass man auf das Gift allergisch reagiert und dann kann das die gleichen Folgen haben, wie wenn man allergisch auf Wespenstiche reagiert. Oder es kann passieren, dass sich der Biss entzündet."
Nosferatu-Spinne: Warum ist sie jetzt wieder häufiger zu sehen?
Wie erwähnt, kommt das veränderte Klima in Deutschland der Nosferatu-Spinne entgegen. Loksa erklärt in diesem Zusammenhang auch: "Die Nosferatu-Spinne, genauso wie die neu beobachteten Kugelspinnen-Arten sind die bei uns im Winter auftretenden kühleren Temperaturen nicht gewohnt, daher ziehen sie sich in Häuser zurück, um zu überleben." Und werden dort natürlich eher gesichtet als in der Natur. Als idealen Ort zum Überwintern nennt er den Heizungskeller.
Klaas liefert zudem die Erklärung, warum es in den Wochen und Monaten zuvor so schien, als wäre die Nosferatu-Spinne wieder abgezogen. "Die Tiere verfallen in eine Winterstarre, um überleben zu können", erklärt der Spinnen-Experte. Sie müssten sich runterkühlen, weshalb es in ihrer Umgebung nicht zu warm sein dürfe: "Das bedeutet, dass sie im Herbst und Winter nicht vermehrt Schutz in Wohnungen suchen."
Er geht auch davon aus, dass sich die Nosferatu-Spinnen dauerhaft in der Bundesrepublik ansiedeln werden: "Sie werden ein Bestandteil der Flora und Fauna bleiben – genau wie viele andere Tiere, die mit dem Klimawandel auch bei uns heimisch werden."
Wann es für die Spinne dann wieder zurück in die Natur geht, verrät Loksa. "Wenn es länger 17, 18 Grad warm wird, kommen die Tiere aus ihrem Schutz. Sie müssen ja irgendwann auch fressen", verdeutlicht der Arachnologe.
In der Rheinischen Post verweist er auch darauf, dass es sich bei den nun gesichteten Nosferatu-Spinnen um die Jungtiere der Spinnen aus dem vergangenen Jahr handelt. Also die nächste Generation.
Nosferatu-Spinne: Wie lässt sie sich am besten beseitigen?
Die humanste Methode wäre, die Nosferatu-Spinne mit einem Glas zu fangen. Christian Henkes vom NABU Rheinhessen-Nahe beschreibt das Vorgehen in der Bild so: "Einfach genau so vorgehen wie mit unseren bekannten Spinnen – Glas drüber stülpen, Pappe drunter schieben und die Spinne im Garten wieder freilassen."
Wird ein Kokon in den eigenen vier Wänden entdeckt, sollte laut Schneeberg zu einem Pinsel gegriffen werden. Dabei könne das wachsame Weibchen vorsichtig beiseitegeschoben werden, um anschließend den Kokon zu entfernen.
Nosferatu-Spinne: Woher stammt der furchteinflößende Name?
Der Name Nosferatu-Spinne hat nichts mit dem Verhalten des Tieres an sich zu tun. Vielmehr geht er auf das Aussehen zurück. Laut dem Naturkundemuseum Karlsruhe entstand er erst in jüngster Vergangenheit und besteht seit 2020 als offizieller Populärname. An den Vampir aus dem gleichnamigen Film fühlen sich viele Beobachter beim Anblick der Zeichnung auf dem Vorderkörper des Tieres erinnert.