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Thessaloniki hat die modernste U-Bahn Europas

Griechenland

Vier Jahrzehnte Bauzeit, 60 Cent pro Fahrt: Thessaloniki hat nun Europas modernste U-Bahn

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    Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an Bord eines U-Bahn-Wagens während der Einweihung der U-Bahn.
    Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis an Bord eines U-Bahn-Wagens während der Einweihung der U-Bahn. Foto: Giannis Papanikos, AP/dpa

    Es ist ein teures Weihnachtsgeschenk. Und eines, auf das die 325.000 Einwohner der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki sehr lange warten mussten. Fast vier Jahrzehnte wurde gebohrt, gebuddelt und gebaggert. Jetzt endlich rollen die Züge der neuen Untergrundbahn. Und das Warten hat sich gelohnt. Thessalonikis neue U-Bahn gilt als die modernste und schönste Europas. Sie soll nicht nur pro Tag 254.000 Fahrgäste befördern und damit fast 60.000 Autofahrten überflüssig machen sowie die Buslinien entlasten. Sie ist viel mehr als ein öffentliches Verkehrsmittel. Eine Fahrt über die 9,6 Kilometer lange Strecke ist eine faszinierende Reise in die Geschichte dieser Stadt, die vor 2339 Jahren gegründet wurde. Seit der Antike war Thessaloniki ein wichtiges Wirtschaftszentrum. Hier kreuzten sich die Handelsrouten aus Nord und Süd, Ost und West.

    Diese Historie erklärt auch, warum der Bau so lange dauerte und so kostspielig wurde. Statt ursprünglich angesetzter 500 Millionen Euro verschlang das Projekt bisher rund drei Milliarden. Immer wieder mussten die Arbeiten gestoppt werden, weil man auf Artefakte aus der Antike, der Römerzeit und der byzantinischen Epoche stieß. Erst nachdem die Funde von den Archäologen gesichtet und geborgen waren, konnten die Bauarbeiten weitergehen. Streckenweise musste der Tunnel tiefer gebohrt werden, um archäologischen Funden auszuweichen. Mehrmals schien es, als müsse man das Projekt ganz aufgeben.

    Manche U-Bahn-Stationen in Thessaloniki sind kleine Museen

    Rückblickend sind die Altertumsforscher aber dankbar für den U-Bahn-Bau, denn er hat ihnen unerwartete Schätze beschert. Sie konnten rund 300.000 Funde sichern. Und auch den Bewohnern von Thessaloniki ist die Geschichte ihrer Stadt jetzt viel näher. Manche der 13 Stationen sind richtige kleine Museen, in denen die Fahrgäste die archäologischen Funde bewundern können. Am eindrucksvollsten ist die Station Venizelou im Stadtzentrum. Hier kreuzten sich in der Spätantike zwei Geschäftsstraßen. Man fand bei den Ausschachtungen Überreste von Werkstätten und Geschäften, antike Wasserleitungen und Mosaike.

    Zur Eröffnung am Samstag war die gesamte Staatsspitze aus Athen angereist: Präsidentin Katerina Sakellaropoulou, Premier Kyriakos Mitsotakis und zahlreiche Minister. Mitsotakis sprach von einem „großen Tag“. Der konservative Regierungschef hatte gleich nach seinem Amtsantritt 2019 das bis dahin immer wieder stockende Projekt persönlich vorangetrieben.

    Die Planungen der U-Bahn von Thessaloniki reichen bis in die späten 1970er Jahre zurück

    Die Planung reicht zurück bis in die späten 1970er Jahre. 1987 begann man mit den Bauarbeiten, die aber 1995 wegen politischer Parteienstreits um die Vergabe der Aufträge bereits wieder zum Stillstand kamen. 2003 nahm die Regierung das Projekt erneut in Angriff, aber die Schuldenkrise der 2010er Jahre verschleppte den Bau erneut. Trotz aller Verzögerungen ist die Metro von Thessaloniki technisch auf dem neuesten Stand: Die Züge bewegen sich ohne Zutun des Fahrers, der nur noch aus Sicherheitsgründen mitfährt. Auf den Bahnsteigen sorgen Glaswände, deren Schiebetüren sich erst öffnen, wenn der Zug dahinter angehalten hat, für mehr Sicherheit der Fahrgäste.

    Mehr Museum als Bahnhof: In der Venizelou-Metrostation in Thessaloniki gibt es eine archäologische Ausgrabungsstätte.
    Mehr Museum als Bahnhof: In der Venizelou-Metrostation in Thessaloniki gibt es eine archäologische Ausgrabungsstätte. Foto: Giannis Papanikos, AP/dpa

    Eine erste Erweiterung der Strecke mit fünf Stationen soll im nächsten Jahr in Betrieb gehen. Danach wird die Linie nach Osten bis zum Flughafen von Thessaloniki verlängert. Im Endausbau, der für 2040 geplant ist, wird das Netz 48 Kilometer lang sein und 44 Stationen haben.

    Eine Fahrt mit der U-Bahn kostet in Thessaloniki nur 60 Cent

    Bis zum 3. Dezember können die Fahrgäste die neue U-Bahn kostenlos benutzen. Auch danach bleibt die Metro ein günstiges Verkehrsmittel: Die Einzelfahrt kostet nur 60 Cent, die Monatskarte gibt es für 16 Euro.

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