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Therapie bei Typ-2-Diabetes: So könnten häufigere Blutzuckermessungen sie verbessern

Diabetes

Therapie bei Typ-2-Diabetes: So könnten häufigere Blutzuckermessungen sie verbessern

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    Wie steht es um den Blutzucker? Von häufigem Messen des Blutzuckerspiegels, so sind Experten überzeugt, könnten auch Typ-2-Diabetiker profitieren.
    Wie steht es um den Blutzucker? Von häufigem Messen des Blutzuckerspiegels, so sind Experten überzeugt, könnten auch Typ-2-Diabetiker profitieren. Foto: Franziska Gabbert, dpa (Symbolbild)

    Die Behandlung von Typ-2-Diabetes dreht sich oft um Ernährung, Bewegung und Medikamente. Doch wie kann man diese Maßnahmen optimieren? Die kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM) eröffnet neue Möglichkeiten, den Glukosespiegel besser zu verstehen und anzupassen. Obwohl diese Technologie bisher vor allem bei Typ-1-Diabetes genutzt wird, zeigen Studien, dass auch Menschen mit Typ-2-Diabetes erheblich davon profitieren könnten. Wie die häufigere Messung bei Typ-2-Diabetes helfen kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

    Kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM) - Was ist das wie funktioniert es?

    Die kontinuierliche Gewebezuckermessung (CGM) ist eine Technologie zur kontinuierlichen Überwachung des Glukosespiegels im Unterhautfettgewebe. Sie wurde entwickelt, um Menschen mit Diabetes, insbesondere solchen mit Typ-1-Diabetes oder insulinpflichtigem Typ-2-Diabetes, eine bessere Kontrolle ihrer Glukosewerte zu ermöglichen.

    CGM-Systeme messen nicht den direkten Blutzuckerspiegel, sondern den Gewebezucker im Unterhautfettgewebe, erklärt das Diabetiker-Informationsportal diabinfo.de. Die Ergebnisse dieser Messungen hinken dem tatsächlichen Blutzuckerwert um etwa zehn bis 20 Minuten hinterher, da der Glukoseaustausch zwischen Blut und Gewebe verzögert ist. Ein CGM-System besteht aus einem Sensor, einem Transmitter und einem Empfangsgerät. Letzteres kann eine Insulinpumpe aber auch eine App auf dem Smartphone sein.

    Die Gewebezuckermessung funktioniert diabinfo.de zufolge folgendermaßen:

    • Der Sensor wird an einer geeigneten Stelle, beispielsweise am Bauch oder Oberarm, angebracht. Ein Messfaden wird mit einer Setzhilfe ins Unterhautfettgewebe eingeführt.
    • Je nach System misst der Sensor den Glukosewert alle ein bis fünf Minuten.
    • Die Daten werden an ein Empfangsgerät übertragen, das Trends anzeigt. Zum Beispiel, ob der Glukosespiegel steigt, fällt oder stabil ist.
    • Alarmfunktionen warnen vor Über- oder Unterzuckerung und ermöglichen rechtzeitige Gegenmaßnahmen.

    Dem Informationsportal zufolge gibt es derzeit zwei CGM-Systeme. Das „Real-Time CGM“, welches die Glukosewerte in Echtzeit misst und an das Empfangsgerät überträgt und das „Intermittend Scanning CGM“ bei dem die Werte nur durch aktives Scannen des Sensors mit dem Lesegerät oder Smartphone angezeigt werden. Es speichert Daten bis zu acht Stunden, weshalb Nutzer mindestens alle acht Stunden scannen müssen, um ein vollständiges Tagesprofil zu erhalten.

    Häufige Blutzuckermessung bisher nur für Typ-1-Diabetiker

    Die häufige oder kontinuierliche Blutzuckermessung bietet einige Vorteile. Primär unterstützt die Messung mit dem Sensor dabei, frühzeitig vor einer gefährlichen Überzuckerung oder einem viel zu niedrigen Blutzucker des Patienten zu warnen. Aber auch Trends und Muster im Glukoseverlauf werden dem Deutschen Ärzteblatt zufolge sichtbar, was es erleichtern kann, die Therapie zu optimieren. Zudem ließen sich mit CGM Schwankungen des Glukosewertes reduzieren. Dennoch ist die CGM-Messung derzeit nicht für alle Diabetiker Standard.

    Denn CGM wird derzeit vor allem von Menschen mit Typ-1-Diabetes genutzt. Bei dieser Autoimmunerkrankung produziert der Körper kein Insulin mehr, weshalb Betroffene auf eine intensive Insulintherapie angewiesen sind. CGM-Systeme bieten hier große Vorteile, da sie kontinuierlich den Gewebezucker überwachen und wichtige Informationen über Trends und Muster liefern. Diese Echtzeitdaten ermöglichen es, Schwankungen besser zu erkennen und Unter- oder Überzuckerungen frühzeitig entgegenzuwirken. Besonders die Alarmfunktionen sind für Typ-1-Diabetiker lebensrettend, da sie vor drohenden Hypoglykämien warnen.

    Bei Typ-2-Diabetes, der häufig durch Insulinresistenz oder einen ungesunden Lebensstil verursacht werden kann, ist der Einsatz von CGM weniger verbreitet. Viele Patienten können ihre Glukosewerte durch Lebensstiländerungen oder orale Medikamente kontrollieren, sodass eine kontinuierliche Überwachung oft nicht erforderlich ist. CGM kommt bei Typ-2-Diabetes vor allem dann zum Einsatz, wenn Patienten Insulin spritzen müssen oder ihre Blutzuckerwerte trotz Therapie schlecht eingestellt sind.

    Die Verbreitung von CGM bei Typ-2-Diabetes ist jedoch durch die Kosten begrenzt, da diese Technologie oft nur bei bestimmten medizinischen Voraussetzungen von den Krankenkassen übernommen wird. Typ-1-Diabetiker profitieren hingegen fast standardmäßig von CGM, da sie für diese Patientengruppe unverzichtbar ist, um die komplexen Anforderungen ihrer Therapie zu bewältigen.

    Typ-2-Diabetes: So könnte CGM Patienten helfen

    Die häufigere Messung des Blutzuckers, auch bei Typ-2-Diabetikern, könnte allerdings in vielerlei Hinsicht Vorteile bringen, insbesondere durch die Möglichkeit, den Glukoseverlauf genauer zu verstehen und die Therapie entsprechend anzupassen.

    Wie Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabeteshilfe in einem Gespräch mit tagesschau.de, betonte: „Jeder Mensch sieht, wie sein Körper auf Mahlzeiten und Bewegung reagiert. Und damit kann er viel einfacher das Ernährungs- und Therapiemanagement anpassen. Gleichzeitig ermutigen gute Verläufe, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.“

    Studien zeigen, dass CGM bei Typ-2-Diabetikern, die mit Insulin behandelt werden, den HbA1c-Wert signifikant senken kann. In einer Untersuchung, die von der American Diabetes Association präsentiert wurde, verbesserten CGM-Nutzer ihren HbA1c-Wert um durchschnittlich ein Prozent. Dabei verbrachten sie täglich vier zusätzliche Stunden im Zielbereich eines vorab gesetzten Blutzuckerspiegels, was die Stabilität ihrer Glukosewerte erheblich verbesserte.

    Die kontinuierliche Überwachung liefert nicht nur Echtzeitwerte, sondern lässt im Tagesverlauf auch bestimmte Muster oder Trends erkennen. Diese Daten können direkt in Verhaltensänderungen umgesetzt werden. So wird etwa berichtet, dass „Patienten mit Typ-2-Diabetes durch die Sichtbarkeit der Daten ihre Ernährung und körperliche Aktivität anpassen können, um ihre täglichen Glukoseprofile zu verbessern.“ Dies ging aus einem Beitrag der amerikanischen Diabetes Research and Wellness Foundation hervor.

    Ein weiterer Vorteil der häufigeren Messung des Blutzuckerspiegels bei Typ-2-Diabetes sei die erhöhte „Selbstwirksamkeit“, die durch die Nutzung von CGM gefördert wird. Kröger beschreibt dies als „erkennendes Lernen“, bei dem Patienten durch die kontinuierliche Rückmeldung ein besseres Verständnis für die Auswirkungen ihrer Handlungen auf ihre Glukosewerte entwickeln. Dadurch werde nicht nur die Motivation gesteigert, sondern die Patienten würden sich auch besser an die mit ihrem Arzt besprochene Behandlung halten.

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