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The Voice of Germany 2013: Wenn sich der Gerüstbauer die Seele aus dem Leib singt

The Voice of Germany 2013

Wenn sich der Gerüstbauer die Seele aus dem Leib singt

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    The "Voice of Germany" startet in die nächste Runde. Nena und The BossHoss gehen mit neuen Jury-Kollegen auf die Suche nach Gesangstalenten.
    The "Voice of Germany" startet in die nächste Runde. Nena und The BossHoss gehen mit neuen Jury-Kollegen auf die Suche nach Gesangstalenten. Foto: SAT.1/ProSieben Richard Hübner

    Eine neue Staffel, eine teils neu besetzte Jury, aber dasselbe erfolgreiche Konzept. „The Voice Of Germany“ geht in die dritte Staffel und setzt weiterhin auf Gesang statt Auftreten. Und schon in der ersten Folge der so genannten „Blind Auditions“, bei denen sich die Jury mit dem Rücken zur Bühne die Auftritte der Talente anhört, zeigte sich, warum das Konzept weiterhin Sinn macht. Denn wie oft kommt es schon vor, dass ein afroamerikanischer Gerüstbauer sich die Seele aus dem Leib singt. Oder ein begnadeter Sänger sein Talent auf der Bühne zeigt, obwohl er aufgrund seines Aussehens schon öfter bei Schlendern durch die Stadt als „Obdachloser“ bezeichnet wurde.

    The Voice 2013: Max Herre und Samu Haber in der Jury

    Doch erst einmal zu den Veränderungen: Neu in der Jury, oder bei den „Coaches“, wie es bei „The Voice“ heißt, sind Max Herre und Samu Haber. Herre, bekannt als Rapper, Songwriter und außerdem Ehemann der Sängerin Joy Denalane, nimmt dabei die lässig-coole Rolle in der Jury ein. Haber, Sänger und Frontmann der finnischen Band Sunrise Avenue, übernimmt dagegen den Part, der mittlerweile in keiner deutschen Casting-Show fehlen darf und den zuvor Rea Garvey inne hatte: der „Denglisch sprechende“ Juror, der durch sein holpriges Deutsch und sein großes Herz das Publikum mit Sätzen wie: „Isch habe Hühnerhaut“ verzückt.

    „Obdachloser“ Elton John verzaubert die Jury

    Um deutlich zu machen, was „The Voice Of Germany“ von anderen Talentshows unterscheidet, eignet sich das neue Jurymitglied Samu also ganz und gar nicht. Der Auftritt des 26-jährigen Andreas Kümmert aus der Nähe von Würzburg allerdings dagegen umso mehr. Ein etwas untersetzt wirkender Mann, der auch locker als 20 Jahre älter durchgehen könnte, mit Rauschebart und Brille sowie Halbglatze, der laut eigenen Aussagen auf der Straße auch schon mal als „Obdachloser“ bezeichnet wurde – so jemand reißt schon allein aufgrund seiner äußeren Erscheinung in Castingshows nichts. Bei „The Voice“ nahm er seine Chance war, und schmetterte das Lied „Rocketman“ von Elton John in solch beeindruckender Weise, dass sich nicht nur alle Jurymitglieder erhoben und zu dem 26-jährigen auf die Bühne stürmten. Sondern man auch hätte meinen können, dass der echte Elton John auf der Bühne steht. Den Zuschlag als Coach gab der 26-Jährige an Max Herre, der sichtlich erfreut über sein Talent mit dem Totenkopf-Tattoo auf dem Fingerknöchel war.

    Debbie aus Geilenkirchen bei Puffendorf

    Für Aufregung sorgte auch die hibbelige Debbie aus der Nähe von Aachen – etwas genauer – aus Geilenkirchen. Die kleine Ortschaft mit dem netten Namen liegt übrigens ganz in der Nähe von Puffendorf, solide Herkunftsorte für eine Karriere in einem etwas horizontaleren Geschäftszweig, möchte man beim ersten Hören meinen. Beim zweiten Hören merkte man allerdings sofort, dass die 16-jährige Debbie absolutes Gesangstalent mit auf die Bühne brachte. Auch deshalb konnte sie später darum feilschen, welches Jurymitglied sie coachen darf, Ansprüche hatten nämlich außer Max Herre alle gemeldet. Der Zuschlag ging schließlich an The Boss Hoss, mit denen die junge Lady auch gerne mal ein Bierchen trinken würde.

    Afroamerikaner „Dolo“: „Get the fuck out of here!“

    Einen weiteren Höhepunkt der Sendung lieferte der 36-jährige Afroamerikaner „Dolo“, der eigentlich Ashonte Lee heißt und dem seine Einladung zu den Blind Auditions „auf dem Bau“ überreicht wurde – Lee ist dort als Gerüstbauer tätig. Mit den Worten „Wow, get the fuck out of here“ hieß der etwas übergewichtige Hobbysänger aus Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz das Kamerateam willkommen und unterhielt danach nicht nur mit seinem bayrisch-amerikanischen Akzent, sondern auch mit seiner spontanen Offenheit („Ich habe mehrere Kinder von mehreren Frauen“). Was auf der Bühne folgte war dann Soul vom Feinsten. „Dolo“, im grasgrünen Strickpulli und kurzer Hose, mit Nerd-Brille und Rauschebart, animierte das Publikum zum Mitklatschen und sang sich die Seele aus dem voluminösen Leib. Kein Dirty South, aber trotzdem ganz im Zeichen seiner Heimat: Lee kommt aus dem R&B-US-Bundesstaat Georgia, woher auch Größen des Musikgeschäfts wie Usher, Cee-Lo Green und Ciara stammen. 

    The Voice of Germany 2013: Vorhang sorgt für Spannung bei den Zuschauern

    Beim dritten Auftritt überraschte die Zuschauer von „The Voice“ ein neues Unterhaltungselement – der Vorhang. Hinter diesem trat nämlich die dritte „Stimme“ an, und somit war es auch für die Zuschauer im Studio und vor den Fernsehgeräten nicht möglich, den Künstler zu sehen. Überraschend auch für die Coaches, die nach dem üblichen Schwenker mit dem Stuhl immer noch nicht sahen, wer ihnen da ins Ohr säuselte. „Wir dachten es war eine Frau“, sagten The Boss Hoss später schmunzelnd. War es aber nicht. Vielmehr war es Jonas Pütz aus Bielefeld, der mit seiner Performance des Songs „Diamond“ von Rihanna außer Max Herre alle drei Coaches überzeugen konnte und sich nach langem überlegen für Nena als privaten Coach entschied. Die 53-Jährige zeigte sich nicht nur von Jonas angetan, sondern auch davon, dass die Zuschauer mit der Vorhangnummer mal eine Ahnung davon bekommen, wie schwer es die Jury bei „The Voice Of Germany“ hat.

    Das krasse Gegenteil: Wunderhübsch und nix gewonnen

    Dass außerdem auch das krasse Gegenteil von der Mär des hässlichen Entlein bei „The Voice of Germany“ eintreten kann, bewiesen der Auftritt der 28-jährigen Kathrin. Bei Kathrin hauten die beiden Haudegen von The Boss Hoss sofort auf den Buzzer, nur leider hatte sie da schon mit dem Singen aufgehört: „Jetzt würde ich drücken“ war der lapidare Kommentar der Country-Rocker, als sie die sexy Sängerin vor sich sahen. Die Stimme der hübschen jungen Frau, die im Übrigen seit Anfang des Jahres wieder single ist, konnte allerdings keinen der Coaches überzeugen. Zu house-lastig und smashig war ihr vorgetragener Song, zu wenig Seele steckte den Juroren in ihrem Gesang.

    „The Voice“: Volle Konzentration auf sitzende Töne

    Und irgendwie ist es ja auch nur zu logisch, das die Coaches mehr auf den Gesang hören, wenn sie nicht durch solche visuellen Appetithappen gereizt werden. Ähnlich ging es dem 23-jährigen Türmay aus Hamburg, ein junger, fescher Deutsch-Türke mit dem Hang zum Heavy Metal. Leider traf er einfach die Töne nicht – was den geschulten Ohren der Coaches ohne die Chance, dies mit aufreizendem Tanz zu überspielen, nicht entging. Deshalb blieben auch bei Türmay die Buzzer stumm.

    Nena wird von Bandmitglied auf der Bühne überrascht

    Interessant wurde es auch, als sich der 39-jährige Nader Rahdy aus Berlin auf der Bühne aufbaute. Der kahlgeschorene Rocker, über den ganzen Körper tättowiert und mit weit gedehnten Ohren und nachgezeichneten Augenbrauchen geschmückt, sorgte nicht nur durch sein Äußeres für Aufsehen. Tatsächlich ist er nebenbei auch noch Mitglied in Nenas Tourband. Ob ihn die eigene Chefin, die ihn nach seiner eigenen Aussage wegen seiner Stimme damals in die Band aufgenommen hat, auch bei den Blind Auditions erkennt?

    Tut sie! Es dauerte keine zwei Sekunden und maximal genauso viele Worte aus dem Mund des 39-Jährigen, da blitzten Nenas Augen auf: „Das ist ja Nader!“, sprach die „99-Luftballons“-Sängerin und betätigte sofort den Buzzer – nur um sicher zu gehen natürlich. Das sich neben Nena auch The Boss Hoss und Samu Haber für die Dienste des extravaganten Sängers interessierten, war deshalb nur Makulatur. Der Sänger blieb natürlich seiner Chefrockerin treu und stellte sie sogleich als Personal Coach an. Das Motto der Show wurde aber auch hierbei wieder deutlich, denn Nena weigerte sich in kommenden Auditions, eine Bewertung zu ihrem Bandmitglied abzugeben und schob die ganze Verantwortung an das Publikum ab – denn es geht nicht nur nicht ums Aussehen, es geht auch nicht um Vetternwirtschaft bei „The Voice of Germany“. Es geht ganz allein um die Stimme der Kandidaten.

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