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Teneriffa führt Eintritt für Naturparadiese ein: Kampf gegen Overtourism

Kanaren

Overtourism: Teneriffa nimmt Eintritt für überlaufene Naturparadiese

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    Seit Monaten gibt es in Spanien Demonstrationen gegen die Auswüchse des Tourismus – in Barcelona, auf Teneriffa oder, wie hier, auf Gran Canaria.
    Seit Monaten gibt es in Spanien Demonstrationen gegen die Auswüchse des Tourismus – in Barcelona, auf Teneriffa oder, wie hier, auf Gran Canaria. Foto: Europa Press Canarias, dpa

    Seit Monaten bestimmen die massiven Demonstrationen gegen den Massentourismus die Schlagzeilen weit über Spanien hinaus. Zuletzt protestierten auf Mallorca Zehntausende dagegen, dass Strände, Städte und Naturparks zunehmend überfüllt sind. Jetzt versucht die ebenso überlaufene Kanareninsel Teneriffa, mit einer neuen Strategie gegenzusteuern. Sie kündigte an, dass für beliebte Naturausflugsziele Eintritt genommen und die Besucherzahl begrenzt wird. Das lässt an Venedig in Italien denken. Als erste Stadt der Welt hatte sie in diesem Jahr von Tagesbesuchern Eintritt verlangt.

    Als Vorreiter des Kurswechsels auf Teneriffa dient die spektakuläre Masca-Schlucht im Westen der Insel. Seit Kurzem müssen Touristinnen und Touristen für den Besuch des einzigartigen Schluchtwanderwegs, der zwischen steilen Felswänden und wilder Vegetation verläuft, 30 Euro zahlen; für Einheimische gelten reduzierte Tarife. Reserviert und bezahlt wird online. Zudem wurde die Zahl der Urlauber, denen pro Tag Zutritt gewährt wird, auf 275 begrenzt. Der Besuch ist zunächst nur noch freitags, samstags und sonntags möglich. Damit können künftig lediglich rund 45.000 Menschen pro Jahr durch die Schlucht wandern. Nach einer Testphase soll entschieden werden, ob man die Begrenzung auf 100.000 Menschen ausweitet.

    Eine Blechkarawane wälzte sich täglich zum malerischen Bergdorf hinauf

    „Dies ist eine bahnbrechende Maßnahme, deren Hauptziel der Schutz und die Erhaltung der Natur ist“, sagte Teneriffas Inselchefin Rosa Dávila von der bürgerlichen Regionalpartei Coalición Canaria. „Der erzielte Erlös kommt vollständig der Erhaltung der Masca-Schlucht zugute.“ Auch soll die Sicherheit auf dem Bergpfad verbessert werden, auf dem es des Öfteren zu Zwischenfällen gekommen war. Etwa, weil schlecht ausgerüstete, teils in Badeschlappen laufende Touristen gerettet werden mussten.

    Der vierstündige Abstieg, der auf einem fünf Kilometer langen und sehr steinigen Bergweg bis ans Meer führt, beginnt im Dörfchen Masca. In dem hat man das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. 90 Menschen leben in der Siedlung, die Jahr für Jahr von rund 800.000 Urlaubern besucht wurde. Angelockt von Häusern aus Vulkangestein, Holz und Lehm – von Dattelpalmen und Lorbeerbäumen. Eine malerische Kulisse, zu erreichen über eine schmale Bergstraße, auf der an vielen Stellen nicht einmal zwei Autos aneinander vorbeikommen. Eine Blechkarawane wälzte sich täglich auf ihr voran. Sie soll der Vergangenheit angehören, wenn in ein paar Monaten die Anfahrt ausschließlich mit Zubringerbussen möglich sein wird.

    Traumhaft schön: Viele Touristen zieht es zum Teide.
    Traumhaft schön: Viele Touristen zieht es zum Teide. Foto: Isabelle Modler, dpa

    „Teneriffa ist kein Vergnügungspark”, sagte Inselpräsidentin Dávila. Nicht allein die Natur, sondern auch die Einheimischen müssten vor zu viel Andrang geschützt werden. In Masca hatten diese geklagt, manche Besucher trampelten sogar durch ihre Gärten, um Selfies zu schießen. Ähnliche Maßnahmen wie dort sollen nächstes Jahr für weitere überfüllte Naturparadiese eingeführt werden, zum Beispiel im Wandergebiet im Anaga-Bergmassiv. Und vor allem im Teide-Nationalpark, der zum Weltkulturerbe der Unesco gehört. Der Park, eine bizarre Vulkanlandschaft im Inselzentrum, ist das zweifellos berühmteste Ausflugsziel Teneriffas. Der Teide – ein aktiver, aber seit mehr als hundert Jahren ruhender Vulkan – ist mit 3715 Metern der höchste Berg Spaniens.

    Mehr als 50.000 Menschen demonstrierten gegen die Folgen des Massentourismus

    2023 besuchten vier Millionen Touristen den Nationalpark aus Kratern und erkalteten Lavafeldern. Mehr als eine Million Fahrzeuge, meist Mietwagen, schlängelten sich über die Vulkanstraße. Und immer wieder mussten Nationalparkaufseher gegen Touristen vorgehen, die sich zu Fuß, mit Mountainbikes, Gelände-Motorrädern oder mit ihren Autos abseits erlaubter Pfade bewegten.

    Im April waren auf Teneriffa und den Nachbarinseln mehr als 50.000 Menschen gegen die Folgen des Massentourismus auf die Straßen gegangen. Sie fordern unter anderem, den Bau von Hotels und Touristenapartments zu stoppen. Teneriffas Parlament reagierte schnell und beschloss erste Schritte, um die Insel vor dem Kollaps zu bewahren. Inselpräsidentin Rosa Dávila schließt auch eine Touristensteuer für Feriengäste nicht aus.

    Eine solche Abgabe existiert auf Mallorca schon seit 2016. Je nach Unterbringung beträgt sie zwischen zwei bis vier Euro pro Nacht und Person. Allerdings konnte sie das beständige, teils rapide Anwachsen der Touristenzahlen auf der Mittelmeerinsel nicht bremsen. Die italienische Lagunenstadt Venedig hatte in einer Testphase mehr als 2,4 Millionen Euro an Eintrittsgeldern eingenommen. Von 2025 an soll die Gebühr für Tagesbesucherinnen und -besucher an „kritischen Tagen“ auf bis zu zehn Euro verdoppelt werden, hieß es.

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