„Schön, dass du wieder da bist.“ So freundlich wurde Seniorin Jutta Cord eine Woche lang an ihrer Haustür begrüßt. Dieselbe Stimme versicherte der Rentnerin auch, dass in ihrer Wohnung keine unliebsame Überraschung wartet. „Ich habe aufgepasst.“ Doch es war kein Mensch, der da im Türrahmen stand. Es war ein Roboter.
Sympartner heißt das 1,45 Meter große Intelligenzwunder, das Forscher aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft jetzt erstmals in 20 Haushalten in Erfurt getestet haben. Mit Erfolg: Die Ergebnisse seien „ein großer Schritt“ dahin, dass Roboter in einem „privaten, häuslichen Umfeld“ eingesetzt werden könnten, sind sie sich in ihrem Abschlussbericht einig. Sympartner, der sich mit seinem hölzernen Fahrgestell perfekt in jedes Eiche-Rustikal-Wohnzimmer einfügt, soll Rentnern helfen, ihren Tagesablauf zu strukturieren. Der Roboter spricht den Menschen mit Namen an, weckt ihn zur gewünschten Zeit, erinnert ihn an Termine oder die Tabletteneinnahme und geht gegen den inneren Schweinehund vor: „Du könntest einen Spaziergang machen.“ Für den Helfer selbst ist an der Türschwelle Schluss. Dafür zeigt er auf Knopfdruck den Fahrplan der Straßenbahn an.
Roboter Sympartner soll keinen Menschen ersetzen
Im Haushalt kann Sympartner den älteren Menschen nicht helfen und auch nicht ihre Pflege übernehmen. Dafür ist die Technik noch nicht ausgefeilt genug, zudem hat der technische Helfer keine Arme. Man habe den Roboter bewusst nicht wie einen Menschen gestaltet, erklärt Sibylle Meyer, Leiterin des Sibis-Instituts für Sozialforschung und Projektberatung in Berlin. „Das wäre ethisch nur schwer vertretbar. Wir können menschlichen Kontakt nicht einfach durch Maschinen ersetzen.“ Die Senioren aus der Testgruppe – sie sind zwischen 62 und 94 Jahre alt – wissen genau, dass es sich bei Sympartner um eine Maschine handelt.
Trotzdem hat Meyer die Erfahrung gemacht, dass Rentner „positiver gestimmt“ nach Hause gingen, wenn sie wussten: Da ist jemand, der auf mich wartet. Meyer vergleicht dieses Empfinden damit, mit einem Haustier zusammenzuleben. Wie belastend es sein kann, stets in eine leere Wohnung zu kommen und dort auch noch kaum Besuch zu empfangen, hat zuletzt etwa eine Studie der Ruhr-Universität Bochum gezeigt. Jeder fünfte Deutsche über 85 Jahren fühlt sich demnach allein. Bei den 45- bis 65-Jährigen ist es jeder Siebte. Besonders ältere, kranke Menschen, die kaum noch ihr Haus verlassen könnten, seien betroffen, sagt Psychologie-Professorin Maike Luhmann: „Ein Teufelskreis, denn soziale Isolation kann Krankheiten wie Depression oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.“
Roboter erinnert Rentner an Tabletten und Trinken
Auch, wenn ihr Roboter älteren Menschen keine praktische Arbeit abnehmen kann, glaubt Sozialwissenschaftlerin Meyer, dass er ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden auf Dauer unterstützen würde. „Einsamkeit ist eine große körperliche und psychische Belastung“, sagt auch sie – und ist sicher: Selbst wenn Sympartner eine Maschine ist, er kann auf die Stimmung älterer Menschen „aufhellende Wirkung haben“. Demenzpatienten könne er an Dinge erinnern, die sie allein zu vergessen drohten. Etwa: „Hast du schon etwas getrunken?“. Mit Fragen wie diesen leistet er einen Beitrag zur körperlichen Gesundheit. Noch ein Vorteil: Der Roboter ist nie genervt, auch wenn er Dinge noch so oft sagen muss. „Er bleibt immer freundlich.“
Wann der Roboter flächendeckend bei Rentnern in Deutschland einziehen kann, will Meyer nicht beurteilen. Das hänge nicht zuletzt davon ab, wie die Technik sich preislich entwickle. Außerdem wollen die Forscher ihr neuestes Baby nicht nur in Ein-Personen-Haushalten testen wie bisher, sondern auch in Wohnungen mit mehr Menschen und über einen längeren Zeitraum. Und im Idealfall muss Sympartner irgendwann nicht mehr stetig neu programmiert werden, sondern lernt selbst aus Erfahrung, wann er seinen Besitzer ans Schuhputzen, Bett überziehen und Trinken erinnern muss – oder wann er einfach mal einen schönen Film einlegen sollte. (mit dpa)