Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Taylor-Swift-Konzerte in Wien abgesagt – 19-jähriger Hauptverdächtiger bestreitet Vorwürfe

Terrorgefahr

Taylor-Swift-Konzerte in Wien abgesagt – Hauptverdächtiger zieht Geständnis zurück

    • |
    • |
    Sängerin Taylor Swift steht in der Veltins-Arena auf der Bühne. Die drei Konzerte ihrer „The Eras Tour“ in Wien mussten wegen Terrorverdacht kurzfristig abgesagt werden.
    Sängerin Taylor Swift steht in der Veltins-Arena auf der Bühne. Die drei Konzerte ihrer „The Eras Tour“ in Wien mussten wegen Terrorverdacht kurzfristig abgesagt werden. Foto: Marius Becker, dpa

    Die gigantische „The Eras Tour“-Tour von US-Superstar Taylor Swift ist von der Absage der drei in Wien geplanten Konzerte überschattet. Ein junger Österreicher mit ausländischen Wurzeln plante offenbar einen terroristischen Anschlag auf Besucher und Besucherinnen. Neben ihm wurden mittlerweile zwei weitere Teenager festgenommen. Im Zuge der Ermittlungen kommen immer mehr Details ans Tageslicht, hier die Antworten auf wichtige Fragen.

    Taylor Swifts Konzerte in Wien abgesagt: Was ist passiert?

    Weniger als 24 Stunden vor der ersten Veranstaltung wurden alle drei Konzerte der Sängerin Taylor Swift in Wien abgesagt. Nach Angaben der Polizei bestand Terrorgefahr. Insgesamt drei Personen befinden sich aktuell in Polizeigewahrsam: Ein 19-jähriger mutmaßlicher Islamist wurde als Haupttatverdächtiger festgenommen. Am Donnerstagabend wurde zudem ein 17-Jähriger, am Freitagmorgen ein 18-Jähriger festgenommen. Das teilte der österreichische Innenminister Gerhard Karner mit.

    Die österreichische Regierung schätzte die Bedrohungslage als „sehr ernst“ ein.

    Was weiß man über die Verdächtigen?

    Der Hauptverdächtige hat mittlerweile alle Vorwürfe bestritten. Seine Anwältin bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur APA am Sonntagnachmittag einen entsprechenden Bericht der Kronen Zeitung. Laut der Anwältin sei der 19-Jährige kein Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und habe nie vorgehabt, Menschen zu töten. Sprengstoff habe er im Wald ausprobieren wollen und Messer nur im Internet gekauft, weil sie ihm gefallen hätten. Die Anwältin berief sich auf das junge Alter des Hauptverdächtigen. Er sei „unreif, ahnungslos“.

    Zuvor meldeten die Behörden, dass der zunächst festgenommene 19-jährige Hauptverdächtige umfangreich geständig gewesen sei. Er habe geplant, mit Sprengstoff und Stichwaffen in der Umgebung eines der kommenden Taylor-Swift-Konzerte viele Menschen zu töten. Er selbst habe kein Ticket und damit keinen Zugang zu der Show gehabt. Das sagte Omar Haijawi-Pirchner, Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im Bundesinnenministerium . Der Ermittler zitierte aus dem Geständnis des mutmaßlichen Täters mit dem Vorhaben, „entweder heute oder morgen sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten“.

    Die Behörden meldeten außerdem, dass der mutmaßliche Täter österreichischer Staatsbürger ist, aus mazedonischem Elternhaus stammt und im Internet radikalisiert wurde. Dort informierte er sich auch über den Bau von Bomben. Erst im Juli habe er dem IS ebenfalls online seine Treue geschworen. Zusätzlich dazu seien in der Wohnung des Verdächtigen in Ternitz südlich von Wien chemische Substanzen und technische Vorrichtungen gefunden worden. Beamtinnen und Beamte waren in Schutzanzügen zu sehen.

    Der Hauptverdächtige sei laut Polizei Mitglied eines islamistischen Netzwerks gewesen, das den Behörden bekannt gewesen sei. Der Hinweis auf die verdächtigen Aktivitäten kam von einem Geheimdienst aus dem Ausland. Bereits am 25. Juli habe der 19-Jährige seinen Job gekündigt und dabei laut Polizei gesagt, noch Großes vorzuhaben.

    Die zweite festgenommene Person soll 17 Jahre alt sein und zuvor bereits aus staatspolizeilichen Ermittlungen bekannt sein. Die Beziehung zum 19-Jährigen ist nicht bekannt. Der junge Mann war den Angaben zufolge bei einem Facility-Unternehmen angestellt, das bei den Konzerten Dienstleistungen erbracht hätte. Zusammen mit einem weiteren 15-Jährigen stand sie aber in Kontakt mit dem Hauptverdächtigen. Auch der 15-Jährige wurde von der Polizei verhört. Am Donnerstagmittag hat die Polizei zudem bestätigt, dass nach keinen weiteren Personen gefahndet werde. Verschiedene Medien hatten zuvor über mögliche Komplizen berichtet.

    Die dritte festgenommene Person soll aus dem Umfeld des 19-jährigen Hauptverdächtigen stammen. Er soll ebenfalls einen Schwur auf den Islamischen Staat abgeleistet haben.

    Warum kam die Absage der Taylor-Swift-Konzerte so kurzfristig?

    Auf Instagram begründete der Konzertveranstalter Barracuda Music die kurzfristige Absage mit Verweis auf Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Regierung. Nachdem diese den Terrorverdacht im Ernst Happel Stadion bestätigt hatten, habe man aus Gründen der Sicherheit keine andere Wahl gehabt, als alle drei Shows abzusagen.

    Die Polizei betonte ausdrücklich, keine direkte Empfehlung zur Absage der Shows gegeben zu haben. Demnach liege die Verantwortung allein beim Veranstalter.

    Was sagen Politikerinnen und Politiker nach der Terrorwarnung?

    Auf X bedauerte der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer die kurzfristige Absage als herbe Enttäuschung für alle Fans in Österreich. Nehammer lobte aber auch die schnelle Reaktion der Einsatzkräfte auf die Bedrohungslage: „Dank der intensiven Zusammenarbeit unserer Polizei und dem neu aufgebauten DSN mit ausländischen Diensten konnte die Bedrohung frühzeitig erkannt, bekämpft und eine Tragödie verhindert werden.“

    Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) erklärte auf einer Pressekonferenz: „Eine Tragödie konnte verhindert werden. Die Lage war sehr ernst und sie ist es weiterhin.“

    Was sagen die „Swifties“ nach der Absage der Konzerte?

    Die Fans der Sängerin Taylor Swift reagierten auf Social Media enttäuscht, aber verständnisvoll. Eine Nutzerin erinnerte unter der Absage der Konzerte auf Instagram daran, dass Geld austauschbar sei, Leben aber nicht. Ein anderer Post warnte vor der traumatischen Erfahrung, einen Terroranschlag als Konzertfan mitansehen zu müssen: „Vertraut mir, das willst du nicht erleben.“

    Wie geht die „The Eras Tour“ weiter und was passiert mit den Tickets?

    Laut Barracuda Music sind keine Ersatzkonzerte der „The Eras Tour“ in Österreich geplant. Die Tickets der drei Shows in Wien würden innerhalb der nächsten zehn Werktage erstattet. Für weitere Informationen sollen sich Fans über die Website direkt an Barracuda Music wenden. Nach aktuellem Stand geht die Tour von Taylor Swift in England weiter. Am 15. August soll Taylor Swift im Wembley-Stadion in London auftreten: einer Metropole, die derzeit von Unruhen aufgewühlt wird.

    Londons Bürgermeister Sadiq Khan bleibt bei den Plänen für die bevorstehenden Konzerte. Auf die Frage von Sky News, ob die Entwicklung in Wien die Pläne beeinflussen, antwortete Khan: „Wir sind eine Hauptstadt, eine internationale Metropole, und richten regelmäßig große Veranstaltungen aus.“

    Hat der Terrorverdacht auch Folgen für die Adele-Konzerte in München?

    In Bezug auf die Shows der Sängerin Adele in München am Wochenende (kürzlich gab sich auch Swift dort die Ehre) veröffentlichte der zuständige Veranstalter Live Nation auf Anfrage unserer Redaktion ein Statement. Man stehe in engem Kontakt mit den zuständigen Sicherheitsbehörden und nehme deren Empfehlungen ernst. „Alle Fans können davon ausgehen, dass die Sicherheit der Besucher, Mitarbeiter und Künstler stets Vorrang hat“, so Live Nation. Wer bei den Adele-Konzerten nicht in der Arena weilt, hat die Möglichkeit, die Musik auf einem Aussichtshügel gratis zu genießen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden