Selten wurde in einem „Tatort“ ebenso simpel wie nahrhaft über die innige Beziehung zweier Menschen geurteilt. „Du und der Moritz, ihr seid‘s wie a Leberkäs und a Essiggurkerl. Des passt einfach“, sprach der „Inkasso-Heinzi“ (Simon Schwarz), um wenig später in die solcherart belegte Semmel zu beißen. Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) sind das große alternde Paar, das vor lauter Sprachlosigkeit nicht zueinander findet – oder nun doch? In dieser Wiener „Tatort“-Folge dreht sich vieles um Beziehungen, die alle auf ihre Art schwierig bis unvereinbar sind, und um ein Spitzenlokal, das den Gästen große kulinarische Kunst auftischt, doch hinter der Küchentür brodelt die zwischenmenschliche Hölle (ARD, Sonntag, 20.15 Uhr).
Ein „Tatort“ mit üppigem Verdächtigen-Menü
Der Teufel liegt eines Morgens in seinem Blut, erstochen. Restaurantchef André Brauer (Daniel Keberle) war ein Menschenschinder, der aus seinen Angestellten, der Küchenbrigade, das Letzte herausgepresst hat, um sie einfach abzuservieren, wenn er mit ihnen fertig war. So hielt er es auch mit seinen Liebchen, die im Österreichischen so hübsch „Pantscherl“ heißen. Seine frustrierte Ehefrau Alicia (Martina Ebm) rächte sich auf ihre Art an ihnen. Damit ist wieder mal ein üppiges Verdächtigen-Menü angerichtet.
In „Messer“ filetiert die Drehbuchautorin Sarah Wassermair die Zustände in den Küchen so mancher Spitzenlokale mit ihren strengen Hierarchien und dem offenbar unvermeidlichen Kasernenhofton. Was sich Menschen unter solchen Umständen gefallen lassen, aber trotzdem weiter mit einem Hauch von Masochismus nach vermeintlicher Koch-Perfektion streben, das war zuletzt in drei Staffeln der faszinierenden Serie „The Bear: King of the Kitchen“ (Disney+) zu sehen. Dort strebt ein junger Koch an die Spitze, aber auf dem Weg dorthin bleibt das Zwischenmenschliche allzu oft auf der Strecke.

Dieser Wiener „Tatort“ wirkt ein wenig wie der gut eingekochte Sud aus den bisher 26 „The Bear“-Folgen. Aber das ist in diesem Fall kein Manko, im Gegenteil. „Messer“ bietet beste Wiener „Tatort“-Kost mit einem interessanten Thema und a bisserl Schmäh: Während im Spitzenrestaurant hochpreisige Kunstwerke kreiert werden, bekommt das Ermittlerduo Fellner/Eisner gerade mal was aus der Plastiktüte vom China-Imbiss zwischen die Zähne, das die beiden auf dem Flachdach des Polizeigebäudes zu sich nehmen – dafür aber die wunderbare Zuckerbäcker-Innenstadtkulisse genießen dürfen.
Beim Beziehungsgespräch wird der „Tatort“-Fall gelöst
Ach ja: Nachdem sich Eisner und Fellner schon seit einigen Folgen irgendwie annähern durften, schaffen sie es diesmal, nach einigen Anläufen tatsächlich mal über sich zu sprechen, zumindest irgendwie. Mit dem hübschen Nebeneffekt, dass Bibi dabei der entscheidende Gedanke kommt, wer den Teufel erstochen haben könnte.
Diese Folge ist zwar nicht Drei-Sterne-Filmkunst, aber so gut und knusprig und sättigend wie ein echtes Wiener Schnitzel mit reichlich Vogerl- und Erdäpfelsalat.
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