Selten hat der Titel einer "Tatort"-Folge so gepasst: "Love is Pain" (20.15 Uhr, ARD). Liebe ist Schmerz. Er passt auf sämtliche Figuren, vor allem auf Peter Faber, den Schmerzensmann des Sonntagskrimis. Jörg Hartmann spielt ihn inzwischen derart unverwechselbar und einnehmend, dass schon die Art, wie Faber läuft, mehr über diesen sagt, als es andere Schauspieler in mehreren Folgen für ihre Figuren hinbekommen.
In "Love is Pain" trauert Faber weiter stark um seine geliebte, erschossene Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt). Doch er hat seinen Zauselbart gestutzt und seinen Opel Manta, in dem er krankgeschrieben hauste, verlassen. Muss ja weitergehen. Und so geht er (die Kamera zeigt ihn von hinten, wir gehen also mit) an den Tatort, eine Straßenbahn, in der der Fahrer erstochen wurde. Der Mörder ist Mike Majewski (Nils Hohenhövel). Das darf man verraten, denn er blickt unmaskiert in eine Überwachungskamera und deutet in Richtung seiner Augen. Er will gesehen werden, auch bei einem zweiten Mord. Nur warum?
Wird Rosa Herzog anstelle Fabers künftig die Mordkommission leiten?
Für einen "Tatort" ist das eher ungewöhnlich. Die prämierten Autoren Hanno Hackfort und Bob Konrad schaffen es gleichwohl bei ihrer "Tatort"-Premiere, die Spannung hochzuhalten. Das gelingt ihnen über die Figuren, die das Dortmunder Ermittler-Team mit Unwahrheiten umstellen. Schicht um Schicht müssen diese abgetragen werden, um Antworten darauf zu finden, was Täter und Opfer verbindet. Opfer aber sind sie alle. Faber sagt: "Jeder stirbt für sich allein." Dieses Alleinsein, selbst unter Menschen, setzt ihm und seinen Kollegen Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) zu.
Im Unterschied zu anderen "Tatort"-Krimis entwickelt sich der Dortmunder von Episode zu Episode. Das ist eine seiner Stärken und eine seiner Schwächen. Bei Folgen im Abstand einiger Monate müssen die (Privat-)Geschichten der Ermittler stets rekapituliert werden, was Zeit kostet (die für die Krimi-Handlung fehlt) und dennoch keine der Geschichten wirklich voranbringt. Die drei haben schwer zu tragen, Pawlak am Streit ums Sorgerecht für seine Tochter, Herzog am Wiedersehen mit ihrer Mutter, einer untergetauchten Ex-RAF-Terroristin.
Ist die Aufschrift "The Boss" auf Herzogs Tasse ein Hinweis?
Als ob das nicht reichte, stößt mit Beate Gräske (Sar Adina Scheer) eine "Super-Recognizerin" zu ihnen. Sie hat die Fähigkeit, auf Überwachungskamerabildern Details zu erkennen. Hätte man nicht gebraucht. Ebenso wenig die mit pathetischer Musik unterlegten Schlussszenen und die plumpe Bekräftigung, dass Herzog anstelle Fabers die Mordkommission vorübergehend (oder dauerhaft?) leitet: Ihre Tasse hat die Aufschrift "The Boss".