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Tatort-Kolumne: Tatort aus München: Batic, Leitmayr und das Gift aus dem Klostergarten

Tatort-Kolumne

Tatort aus München: Batic, Leitmayr und das Gift aus dem Klostergarten

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    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -kritikern unserer Redaktion.
    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -kritikern unserer Redaktion. Foto: Montage: Marina Mengele

    Dass es im Film noch Hoffnung gibt, die im wahren Leben längst erloschen ist, passiert nicht oft. Meist ist es andersherum. Während die neue Ampel-Regierung Pläne gegen den Klimawandel schmiedet, haben im Blockbuster „The Day after Tomorrow“ endzeitliche Naturkatastrophen die Welt längst heimgesucht. Während im wahren Leben größte Hoffnungen der Medizin und der Industrie auf künstlicher Intelligenz ruhen, haben in „Matrix“ Maschinen die Kontrolle übernommen.

    Was hat das mit den Nonnen im neuen Münchner „Tatort“ namens „Wunder gibt es immer wieder“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD) zu tun? Der Orden im fiktiven Örtchen Dannerberg hofft noch, nicht wegen schwindender Mitgliederzahlen auseinanderzubrechen – und nimmt es dafür mit den Zehn Geboten nicht so genau. Gedreht wurde im Kloster Reisach in der Erzdiözese München und Freising. In Wirklichkeit steht das Kloster leer: Die Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten wurde 2019 aufgelöst.

    Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachveitl) verhören Schwester Antonia (Maresi Riegner) im Klostergarten.
    Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, links) und Franz Leitmayr (Udo Wachveitl) verhören Schwester Antonia (Maresi Riegner) im Klostergarten. Foto: Hendrik Heiden, BR/Roxy Film GmbH/dpa

    Die Nonnen im „Tatort“ (Regie: Maris Pfeiffer, Drehbuch: Alexander Buresch und Matthias Pacht) kämpfen also mit realistischen Sorgen. Treu an ihrer Seite: Hausmeister Neubauer (Aurel Manthei), der einer der Schwestern ein neues Leben verdankt. Als der gierige Wirschaftsprüfer des Klosters an einer Vergiftung stirbt, scheint es der Handwerker mit seiner Loyalität übertrieben zu haben. Das tödliche Serum wuchs im Klostergarten: gefleckter Schierling.

    Am Schluss ist es im "Tatort" München wie bei Sherlock Holmes

    Die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) mieten sich in den kargen Zellen ein, testen unterhaltsam Kräutertee und Klosterschnaps, finden überraschende Wendungen innerhalb der Klostergänge und kommen sich in die Quere mit zwei vatikanischen Monsignori, die in einer „kirchenrechtlichen Angelegenheit“ forschen.

    „Wunder gibt es immer wieder“: Der Titel passt natürlich herrlich zu Weihnachten – dabei spielt die Episode irritierenderweise im Hochsommer und Assistent Kalli arbeitet per Laptop am Badesee. Das ziemlich gemächliche Urlaubstempo in den Ermittlungen macht den Krimi zwar nicht gerade flirrend vor Spannung, passt aber zum kontemplativen Kloster-Flair.

    Highlights: Corinna Harfouch, die sich als Ordensoberin den Habit überstreift, bevor sie ab 2022 selbst Kommissarin im Berliner „Tatort“ wird und Mut zur Natürlichkeit samt fahler, kränklicher, sorgenumwölkter Miene beweist. Und die finale Runde, in der Batic und Leitmayr den Fall inklusive enthüllender Rückblenden lösen. Wie bei Sherlock Holmes. Ach ja, Augsburg kommt auch vor – nicht gerade auf schmeichelhafte Weise. Zum Glück ist die Realität eine andere.

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