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"Tatort"-Kolumne: Schweizer "Tatort" überzeugt nur halb: Die Tatwaffe lauert auch in bayerischen Gärten

"Tatort"-Kolumne

Schweizer "Tatort" überzeugt nur halb: Die Tatwaffe lauert auch in bayerischen Gärten

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    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Montage: AZ

    Im Bodensee werden etwa 80 Leichen vermutet. Nicht im Film, sondern in Wirklichkeit. Nun ermittelt das Schweizer "Tatort"-Team aber nicht mehr am "Schwäbischen Meer", seit Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine liebste Konstanzer Kollegin Blum (Eva Mattes) in Rente sind. Das Einsatzgebiet der neuen Kommissarinnen liegt in Zürich - und auch da ist der See ein beliebter Ort, um das Leben zu lassen. In ihrem fünften Fall "Seilschaft" (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) stirbt schon das dritte Opfer in, auf oder am Zürichsee. Sehenswert ist das nur zum Teil. 

    Tessa Ott (Carol Schuler, links) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) sind grundverschieden.
    Tessa Ott (Carol Schuler, links) und Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) sind grundverschieden. Foto: Sava Hlavacek, SFR, ARD

    Fallanalytikerin Tessa Ott (Carol Schuler) und Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) ermitteln im Milieu der Reichen und zumindest charakterlich weniger Schönen. Ein Opfer wartet, erst ausgeknockt und dann fachmännisch an sein handgefertigtes Ruderboot gefesselt, auf dem Grund des Sees. Das andere, ein in sich selbst und in verboten junge Frauen vernarrter Moderator, liegt mit Kopfschuss und anatomisch sauber abgetrennten Zehen in seinem Hotelzimmer. Methodisch deutet das auf die italienische Mafia 'Ndrangheta hin. Doch dann führt die Spur in ein Kinderheim, aus dem über Nacht zwei Schwestern verschwunden sind. 

    Die Schweizer "Tatort"-Kommissarinnen sind grundverschieden

    Ott, in deren Familie es "von Arschlöchern nur so wimmelt", fühlt sich den Kindern dort sofort nahe - und hier krankt dieser Fall, wie so viele in den letzten Monaten. Otts offensichtlich kaputte Kindheit holt sie wieder ein, sie fliegt aus der Bahn und fährt ständig aus der Haut. Für Produktionsteams (Regie hier: Tobias Ineichen, Drehbuch: Claudia Pütz, Karin Heberlein) und auch für Schauspielerinnen und Schauspieler ist es sicher reizvoll, Ermittelnde mehr sein zu lassen als nur die Fragensteller, die den Fall vorantreiben ("Wo waren Sie am Montagabend zwischen 23 Uhr und ein Uhr morgens?"). Fürs "Tatort"-Publikum ist es jedoch ermüdend, wenn in nahezu jedem Team jemand psychische Probleme wie scharfe Schusswaffen mit sich herumträgt. Immerhin: Grandjean ist mit Otts Trauma ebenso überfordert wie wohl die Zuschauerinnen und Zuschauer. "Zeig, dass du für sie da bist", rät Grandjeans bereits bekannter Koch und Vertrauter, "du kannst sie auch umarmen." Kurz darauf stehen sich die Kommissarinnen gegenüber, die eine ein Nervenbündel, die andere außerstande, sie zu trösten.

    Worüber man nach diesem Fall reden wird? Makabererweise vor allem über ein Hilfsmittel, das in die Top Ten der kreativsten "Tatort"-Mordwerkzeuge eingehen wird. Vorsicht, es lauert auch in bayerischen Gärten. 

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