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"Tatort"-Kolumne: Neuer Franken-"Tatort" namens "Warum": Der Titel passt

"Tatort"-Kolumne

Neuer Franken-"Tatort" namens "Warum": Der Titel passt

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    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion.
    Sarah Ritschel ist eine von vier "Tatort"-Kritikerinnen und -Kritikern unserer Redaktion. Foto: Montage: AZ

    Wenn Götz Otto mitspielt, muss er der Bösewicht sein. Dieser Ruf jedenfalls verfolgt den Schauspieler, seit er vor 25 Jahren als hünenhafter Gegenspieler James Bond bekämpfte. Im „Tatort“ aus Franken verkörpert er den strickpullitragenden, luxuriös residierenden Besitzer einer Spedition, deren bester IT-Spezialist Lukas Keller (Caspar Schuchmann) mit durchgeschnittener Kehle in Nürnberg gefunden wird. Chef Karl-Heinz Weinhardt kümmert sich rührend um die am Boden zerstörten Eltern des jungen Mannes, seine eigene Familie erinnert in ihrer Biederkeit an „Diese Drombuschs“ aus den 80er Jahren. Sollte er ein ruchloser Geschäftsmann sein, die Fassade jedenfalls ist perfekt.

    Schauspieler Götz Otto als Karl-Heinz Weinhardt in einer Szene aus "Warum".
    Schauspieler Götz Otto als Karl-Heinz Weinhardt in einer Szene aus "Warum". Foto: Hagen Keller, Hager Moss Film Gmbh, BR

    Ottos eisäugiges Spiel jagt einem zwar Schauer über den Rücken, macht den „Tatort“ aus Franken aber trotzdem nicht zu einem Highlight am Sonntag (ARD, 20.15 Uhr). Zugegeben, die Messlatte schraubt sich vorher automatisch nach oben, wenn ein hochdekorierter Regisseur wie Max Färberböck („Aimee und Jaguar“) die Folge inszeniert.

    „Warum“ heißt der achte Fall des fränkischen Teams. Warum, das fragt man sich als Zuschauerin oder Zuschauer ständig, aber nicht ganz so, wie die Macher (Drehbuch: Färberböck/Catharina Schuchmann) das gerne hätten. Warum ermitteln die Eltern des Toten auf eigene Faust, verweigern Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) und Felix Voss (Fabian Hinrichs) aber jede Hilfe? Warum auch setzen die Rückblenden, die die letzten Tage des überall beliebten, angehimmelten Lukas Keller beleuchten, erst in der zweiten Hälfte unvermittelt ein? Und warum sind die Kommissare plötzlich so unausgeglichen? Genau das ist ja eigentlich das Angenehme: Die fränkischen Ermittler haben keine Macken, sind aufrichtig statt cool. Sie folgen einem moralischen Kompass statt eine private Problemspur hinter sich herzuziehen.

    Einen Schauspieler im "Tatort" aus Franken erkennt man erst auf den zweiten Blick

    Was den Franken-„Tatort“ rettet, sind die Charaktere. Nicht nur Götz Otto. Es ist stark, wie Valentina Sauca und Karl Markovics die in Trauer verstummten Eltern des Toten verkörpern. Schmerz als Mienenspiel. Liebenswert die Honigverkäuferin (Maja Beckmann), mit der Kommissar Voss schon lange eine zarte Zuneigung verbindet und die sich endlich ein Herz fasst.

    Dann taucht noch ein obdachloser Verdächtiger auf, der in einen anderen Messermord verwickelt sein soll. Um den Schauspieler hinter dem grauen Bart und den fettigen Haaren zu erkennen, muss man mehrmals hinsehen. Er hat sich tief in seine Rolle hineingelebt: „Zur Vorbereitung habe ich mich gehen lassen“, sagt der Darsteller selbst, „kein Yoga, wenig Schlaf, unregelmäßiges, auch ungesundes Essen – entgegen meiner Gewohnheit und Überzeugung.“ Ist er der wahre Bösewicht?

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